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Nähmaschinen und Stabmixer waren die Top-Themen im ersten Test-Heft.

© promo

50 Jahre Stiftung Warentest: Die wahren Tester

Mehr als 92.000 Produkte hat die Stiftung Warentest bislang geprüft - und sich dabei eine gravierende Fehleinschätzung geleistet.

Man schreibt das Jahr 1973. Eine Gruppe langhaariger Menschen in Schlaghosen schiebt Kinderwägen über den Ku’damm. Was aussieht wie das Happening einer Kommune, ist in Wirklichkeit der Protest von Mitarbeitern der Stiftung Warentest. Die hatten nämlich zuvor erhebliche Mängel an Kinderwägen festgestellt und wollten mit der „Ku’damm-Demo“ dafür sorgen, dass die Allerkleinsten künftig sicherer durch die Gegend geschoben werden können. 50 Jahre ist es her, dass die Stiftung Warentest gegründet wurde. Am kommenden Donnerstag wird der Geburtstag mit einem Festakt und dem Besuch der Bundeskanzlerin gefeiert. 92.459 Produkte sind seitdem getestet worden, 5404 Warentests und 2360 Untersuchungen von Dienstleistungen hat es in der langen Stiftungsgeschichte gegeben. „Die Stiftung Warentest ist ein wichtiger Ratgeber für alle Verbraucherinnen und Verbraucher“, sagte Bundesverbraucherminister Heiko Maas (SPD) dem Tagesspiegel. „Unabhängig und objektiv prüft sie für uns die Produkte, die wir im Alltag kaufen. Sie trägt damit ganz wesentlich zur Qualitätssicherung bei“, lobt der Minister die Arbeit der Tester. Dafür macht er einige Millionen locker. In diesem Jahr erhält die Stiftung Warentest eine Zuwendung von 5,5 Millionen Euro aus dem Etat des Verbraucherministeriums, 1,5 Millionen dafür explizit für Finanztests. Für 2015 ist eine Unterstützung von fünf Millionen Euro geplant. „Die Stiftung wird auch in Zukunft von entscheidender Bedeutung für einen guten Verbraucherschutz in Deutschland sein“, glaubt Maas.

Weitere Zuschüsse vom Bund sind nötig

Die Politik schmückt sich gern mit der Stiftung Warentest. Deren Publikationen sind anzeigenfrei, die Untersuchungen werden nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt, die Produkte anonym eingekauft. Als die Finanzkrise auch deutsche Sparer um ihr Geld brachte, sorgte die damalige Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) für jene 1,5 Millionen Euro, die die Stiftung Warentest jetzt jährlich für zusätzliche Untersuchungen und Informationen auf dem Finanzsektor bekommt.

Dabei leiden die Tester selbst unter den Mickerzinsen auf den Kapitalmärkten. Das Stiftungskapital von 50 Millionen Euro, das die Verbraucherschützer vom Staat bekommen haben und das sie von den jährlichen Zuwendungen unabhängiger machen sollte, verzinst sich – konservativ angelegt – so schlecht, dass nun doch weitere Zuschüsse nötig sind. Unterm Strich wirtschaftet man auskömmlich. „Wir werden ein positives Jahresergebnis erzielen“, glaubt Heike van Laak, Sprecherin der Stiftung Warentest.

1966 erschien das erste Heft von „DER test“. Zum Preis von 1,50 DM bekamen die 100.000, die das Heft am Kiosk kauften, einen Test von 24 Zickzacknähmaschinen und zehn Stabmixern. Heute gibt es neben „test“ die Finanzzeitschrift „Finanztest“, zahlreiche Ratgeber und Broschüren, und man kann die Testergebnisse im Internet nachlesen.

Die Konkurrenz im Internet wächst

Doch die Konkurrenz wächst, vor allem im Internet. Auf zahlreichen Portalen können Verbraucher ihre Erlebnisse schildern, jedermann wird so zum Tester. Sorgen machen muss sich die Stiftung deshalb aber nicht, meint Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts. „Die Stiftung Warentest vergleicht Produkte unabhängig und objektiv. Sie ist viel besser als all die von der Werbung zerfressenen und verzerrten Internet-Portale, die sich aufdringlich in den Vordergrund schieben“, sagte Sinn dem Tagesspiegel.

Doch manchmal liegt auch die Stiftung daneben. In den 80er Jahren, erzählte Vorstand Hubertus Primus kürzlich, seien die Tester auf ein neuartiges Gerät gestoßen, den Heimcomputer. Die Verbraucher, meinten die Experten seinerzeit, müssten sich damit aber nicht belasten. Das Gerät würde sich nämlich niemals durchsetzen.

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