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Wirtschaft: 58 Cent für einen Brief

Netzagentur genehmigt höheres Porto.

Bonn - Im Zeitalter von Internet, E-Mail und SMS gilt der Brief längst als Auslaufmodell. Doch wenn es ums Porto geht, erhitzen sich die Gemüter. Über 15 Jahre lang hat die Deutsche Post den Preis für die Beförderung des Standardbriefs nicht erhöht – jetzt aber wird er steigen: Ab 2013 werden 58 Cent für eine Marke fällig. Am Montag genehmigte die Bundesnetzagentur den Antrag des Bonner Logistikkonzerns in vollem Umfang.

Von der Monopolkommission waren schon im Vorfeld Bedenken zu hören. Der Vorsitzende der Wettbewerbshüter, Daniel Zimmer, verwies auf überhöhte Umsatzrenditen der Post im Briefbereich. Das sei nur möglich, wenn die Preise deutlich über den Kosten lägen.

Doch die Portoerhöhung hat aus Sicht der Post einen konkreten Hintergrund. Seit Jahren nämlich schrumpft das klassische Briefsegment. Briefe werden immer weniger befördert, weil das Internet mit E-Mail und sozialen Netzwerken die Welt der Kommunikation erobert hat. So sank der Umsatzanteil des Briefbereichs am Gesamtumsatz der Post (2011: 53 Milliarden Euro) auf ein Viertel. Vor einigen Jahren war es noch die Hälfte.

Zudem wird der Marktführer anders als seine Wettbewerber im Briefbereich noch staatlich reguliert. Das heißt, Preisänderungen bei Briefsendungen bis zu einem Gewicht von 1000 Gramm muss sich das Unternehmen stets vorab von der Bundesnetzagentur genehmigen lassen. Wettbewerber können dagegen unabhängiger agieren. Jeder dritte Brief im Geschäftskundensegment soll nach Angaben der Post inzwischen von Wettbewerbern zugestellt werden.

Insgesamt beförderte die Post im vergangenen Jahr 7,8 Milliarden Briefe für Geschäfts- und Privatkunden. Tendenz: rückläufig. Um das Geschäftsfeld rentabel zu halten, steuert die Post mit Effizienzprogrammen dagegen. Irgendwann aber ließen sich steigende Kosten nicht mehr auffangen, wenn immer weniger Briefe geschrieben würden, beteuerte Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes unlängst im Tagesspiegel-Interview. Wie viel einer der weltweit größten Post- und Logistikkonzerne durch die Portoerhöhung erlösen wird, bleibt ein Geschäftsgeheimnis. Branchenexperten sprechen von einem oberen zweistelligen Millionenbetrag.

Als überhöht kann das Briefporto wohl kaum gelten. Im europäischen Vergleich liegt es nach Angaben der Bundesnetzagentur im guten Mittelfeld. Mit Kritik halten sich selbst Verbraucherschützer zurück. Seit Öffnung des Postmarktes seien die Briefpreise inflationsbereinigt um 20 Prozent gesunken, sagte Michael Bobrowski beim Bundesverband der Verbraucherzentralen.dpa

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