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Neue Kraniche. Bis 2025 tauscht Lufthansa alte Langstreckenflugzeuge aus.

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Update

59 Maschinen: Lufthansa bestellt Flugzeuge für Rekordsumme

Es ist der größte Auftrag, den die Lufthansa in diesem Bereich je vergeben hat. Die Fluggesellschaft saniert ihre Langstreckenflotte - zum Listenpreis von 14 Milliarden Euro. Effektiv wird das Unternehmen aber weniger zahlen.

Mit der größten Investition in ihrer Unternehmensgeschichte und der nach Angaben von Vorstandschef Christoph Franz größten Einzelinvestition eines deutschen Unternehmens überhaupt stellt die Lufthansa bis 2025 mindestens 59 neue Langstreckenjets in Dienst. Laut Listenpreis hat die Bestellung der Typen Airbus A 350-900 und Boeing 777-9x ein Volumen von 14 Milliarden Euro. Lufthansa hat 35 Boeing und 24 Airbus gekauft. Franz sagte am Donnerstag bei der Bekanntgabe der Order in Frankfurt am Main, dass der effektive Preis deutlich darunter liegen werde. Experten zufolge dürfte sich der Abschlag zwischen 20 und 30 Prozent bewegen. Zusätzlich hat sich die Airline Optionen auf weitere 60 Maschinen der beiden Typen gesichert.

Der Aufsichtsrat der Lufthansa hatte die Bestellung am Mittwochabend abgesegnet. Franz zufolge sichert sich die Lufthansa mit dem Kauf des A 350, der gerade in der Testphase steckt und 2014 erstmals an einen Kunden ausgeliefert wird, und der 777-9x, die ab Ende des Jahres erstmals produziert werden soll, alle möglichen Wachstumsoptionen. Der Kauf der Maschinen werde solide finanziert, Risiken gehe die Lufthansa so gut wie keine ein. Den ersten A 350 soll die Lufthansa 2016, die erste 777-9x im Jahr 2020 erhalten. Dafür werden 30 der überalterten Boeing 747-400 und des Airbus A 340-300 nach und nach ausgemustert.

Die neuen Flugzeuge sollen viel Sprit sparen

Insgesamt wird die Lufthansa in den kommenden zwölf Jahren 295 neue Flugzeuge zu einem Listenpreis von 36 Milliarden Euro erhalten. Nach Ansicht von Beobachtern ist es auch höchste Zeit, dass die Lufthansa entsprechend agiert: Während ihre derzeit rund 400 Jets im Schnitt mehr als elf Jahre auf den Tragflächen haben, sind es bei wichtigen Wettbewerbern wie den Emirates weniger als sieben Jahre. Ausschlaggebend für die Bestellung der neuesten Langstreckenmodelle von Airbus und Boeing war zum einen die Größe der Maschine für 300 und 400 Passagiere, zum anderen aber vor allem die Wirtschaftlichkeit und die geringere Lärm- und Umweltbelastung. Die Betriebskosten pro Jet liegen im Vergleich zu den heutigen Maschinen nach Angaben von Lufthansa-Vorstandsmitglied Carsten Spohr um 20 Prozent niedriger, der Kerosinverbrauch um 25 Prozent und der Lärm um 30 Prozent. Mit rund sieben Milliarden Euro pro Jahr ist der Treibstoff bei der Lufthansa ein wesentlicher Kostenblock.

„Mit den neuen Jets steigen wir in die Zwei-Liter-Klasse ein. Pro Passagier und 100 Kilometer-Flugstrecke werden nur noch 2,9 Liter Kerosin verbraucht.“ Die Manager wiesen auch auf den mutmaßlichen Beschäftigungseffekt hin: Jeder neue Jet sichere direkt rund 220 Arbeitsplätze. „Mit den 59 Flugzeugen sichern wir direkt und indirekt über 20 000 Arbeitsplätze in Deutschland und in Europa,“ betonte Spohr. Allerdings sei die Bestellung der Jets ohne die vollständige Umsetzung des Spar-Programms Score, dass bis Ende 2014 Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen von 1,5 Milliarden Euro bringen soll, kaum möglich, sagte Franz.

Franz' letzte große Entscheidung bei Lufthansa

Für den Vorstandschef ist die Rekord-Bestellung vermutlich die letzte große strategische Entscheidung der Lufthansa, die er verantwortet. Franz scheidet Ende Mai 2014 nach gut drei Jahren an der Spitze aus. Er will zum Schweizer Pharma-Konzern Roche als Verwaltungsratspräsident wechseln. Mit dem von ihm aufgestellten Sparprogramm Score, durch das weltweit 3500 Stellen gestrichen werden, hat sich Franz im Unternehmen nicht nur Freunde gemacht. Daneben hat er etliche Entscheidungen seines Vorgängers und jetzigen Aufsichtsratschefs Wolfgang Mayrhuber revidiert. Franz hat die erfolglose Lufthansa Italia eingestellt, die defizitäre britische BMI verkauft und zum 1. Juli als Reaktion vor allem auf Ryanair und Easy- Jet den Deutschland- und Europa-Verkehr der Lufthansa, ausgenommen die Drehkreuze Frankfurt und München, in die Billigflug-Tochter Germanwings ausgelagert.

Franz zufolge hat der Aufsichtsrat am Mittwoch noch keinen Nachfolger für ihn bestimmt, aber den Prozess festgelegt. Danach werde der Aufsichtsrat interne und externe Kandidaten berücksichtigen und zügig entscheiden. Als eine der Favoriten auf den Chefsessel gilt Spohr, der derzeit für die Passagiersparte der Lufthansa verantwortlich ist. Franz selbst denkt nicht an einen vorzeitigen Abschied. „Ich werde meinen bis 31. Mai nächsten Jahres laufenden Vertrag erfüllen“, sagte er am Donnerstag.

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