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Online bestellt landet die Pizza auf dem Teller. Plattformen wie Lieferheld bieten Lieferdiensten die Möglichkeit, ohne eigene Homepage möglichst viele Kunden zu erreichen.

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Update

85 Millionen Dollar für Berliner Start-up: Delivery Hero rüstet sich für den Börsengang

Über Plattformen wie Lieferheld können sich Hungrige ihr Essen online bestellen. Der Konkurrenzkampf ist hart. Die Berliner haben nun frisches Kapital aus den USA eingeworben.

In Berlin gibt es genug Geld, um zu gründen, aber es fehlt an Wachstumskapital – vor allem aus dem Ausland. Diese Einschätzung hört man oft von Start-ups, Investoren, Politikern und Unternehmensberatern. Doch die Situation scheint sich gerade zu verändern, denn immer mehr Berliner Start-ups sammeln größere Summen von ausländischen Investoren ein. Aktuelles Beispiel: Delivery Hero bekommt noch einmal 85 Millionen Dollar (knapp 62 Millionen Euro). Die neue Finanzierungsrunde werde von einem großen Investmentfonds aus den USA angeführt, der sechs Milliarden Dollar verwalte, teilte Delivery Hero am Mittwoch mit. Der Investor wolle allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht namentlich genannt werden.

Es ist bereits die zweite große Finanzierungsrunde binnen kurzer Zeit, die das Unternehmen absolviert. Erst im Januar hatte Insight Venture Partners aus New York eine Finanzierungsrunde angeführt, bei der Delivery Hero 88 Millionen Dollar einsammelte. Insgesamt sind nun bereits rund 285 Millionen Dollar in das Unternehmen geflossen. Aktuell sind neben Insight Venture Partners und dem ungenannten US-Fonds noch Kite Ventures, Team Europe, ru-Net, Tengelmann Ventures, Holtzbrinck Ventures, Point Nine Capital, Kreos Capital und Phenomen Venture an dem Unternehmen beteiligt.

Mehr als 60.000 Restaurants bieten über die Plattform ihr Essen an

Delivery Hero ist eine Online-Plattform für Essensbestellungen. In Deutschland ist das Unternehmen seit 2010 unter dem Namen Lieferheld vertreten. Egal ob Italienisch, Indisch, Japanisch oder Deutsch, über die Online-Plattform finden Hungrige Restaurants in ihrer Umgebung, die sie mit Essen beliefern. Inzwischen ist Delivery Hero zu einem Netzwerk gewachsen, das neben Deutschland unter anderem auch in Großbritannien, Polen, Schweden, Russland, Australien, Südkorea, China, Mexiko und Indien vertreten ist. Weltweit arbeitet das Netzwerk bereits mit mehr als 60 000 Restaurants zusammen und beschäftigt 750 Mitarbeiter in 14 Ländern, davon 340 in seiner Berliner Zentrale. In der Mohrenstraße in Mitte arbeiten allein 80 Leute an der Produktentwicklung.

Das Geld soll ins Wachstum fließen

Das frische Geld will das Unternehmen investieren, um in seinen Schlüsselmärkten zu wachsen – allem voran auch mit Lieferheld. „Deutschland hat den härtesten Wettbewerb weltweit bei Online- Essensbestellungen“, sagte Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg dem Tagesspiegel. „Zwar repräsentiert dieser Markt nur einen Teilbereich unseres globalen Geschäfts, aber Deutschland hat für uns auch eine sehr emotionale Bedeutung. Deswegen werden wir hier so viel investieren wie nötig, um unsere Führungsposition vor den Wettbewerbern zu verteidigen.“ Geplant ist demnach eine millionenschwere Marketingoffensive und auch die Einführung eines Rabattsystems, wobei ausgewählte Restaurants dauerhaft einen Nachlass von 25 Prozent auf die Bestellungen bieten werden.

Normalerweise ist es so, dass die Restaurants bei Bestellungen über das Netz denselben Preis verlangen, den ein Kunde im Restaurant zahlt. Lieferheld wiederum bekommt eine Provision, die nicht immer gleich ist, aber rund um die Marke von 13 Prozent der Bestellsumme liegt.

Delivery Hero macht sich bis 2015 fit für die Börse

Sich fit für die Börse zu machen, ist ein weiteres Projekt, für das Delivery Hero Geld braucht: Im kommenden Jahr will das Unternehmen so weit sein. Ob der Börsengang dann tatsächlich stattfindet, wird auch vom Börsenumfeld abhängen. „In einem sich weiter verschärfenden Wettbewerbsumfeld prüfen wir jetzt alle Optionen“, sagte Östberg. Schließlich wird das Unternehmen in Kürze auch einen umfangreichen Media-Deal mit ProSiebenSat.1 bekannt geben – und in der Folge massiv auf den Kanälen der Sendergruppe für sich werben.

Delivery Hero sieht sich selbst in einer Liga mit dem amerikanischen Konkurrenten Grubhub und dem britischen Anbieter Just Eat. Grubhub war im März an die New Yorker Börse gegangen und ist dort inzwischen rund 2,8 Milliarden Dollar (knapp zwei Milliarden Euro) wert. Just Eat wiederum wird an der Londoner Börse mit 1,5 Milliarden Pfund (rund 1,8 Milliarden Euro) bewertet.

In Deutschland gibt es starke Wettbewerber mit Pizza.de und Lieferando

Auf dem deutschen Markt streitet sich Lieferheld mit den Konkurrenten Pizza.de und Lieferando um die Marktführerschaft. Vor kurzem hatte Takeaway.com aus den Niederlanden Lieferando, ebenfalls ein Berliner Start-up, übernommen. Es will das Geschäft mit seinem deutschen Ableger Lieferservice.de zusammenlegen und so zum größten Online-Anbieter von Pizza-, Pasta- und Sushi-Bestellungen in Europa aufsteigen. Dahinter stehen die Investoren Macquarie und Prime Ventures, die zusammen 103 Millionen Dollar (80 Millionen Euro) in Takeaway.com steckten.

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