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Wirtschaft: Ab April vollelektronischer Handel an der Berliner Börse

Abschied vom klassischen Parkett-Handel angekündigt / Verlängerte Handelszeiten / Ausstieg aus dem bundesweiten Dachskontro BERLIN (dw).Mit verlängerten Handelszeiten und mehr Transparenz will die Berliner Wertpapierbörse Anlegern, Emittenten und Händlern künftig attraktivere Rahmenbedingungen bieten.

Abschied vom klassischen Parkett-Handel angekündigt / Verlängerte Handelszeiten / Ausstieg aus dem bundesweiten Dachskontro BERLIN (dw).Mit verlängerten Handelszeiten und mehr Transparenz will die Berliner Wertpapierbörse Anlegern, Emittenten und Händlern künftig attraktivere Rahmenbedingungen bieten.Ab 1.April bietet die Berliner Börse eine vollelektronischen Markt für den Freiverkehr an.Damit wird es für Banken und Maklergesellschaften möglich, im umsatzstärksten Marktsegment der Berliner Börse Aktien zu handeln, ohne physisch auf dem Parkett anwesend zu sein.Zugleich werden die Handelszeiten einheitlich in allen Marktbereichen auf 8 Uhr 30 Uhr bis 17 Uhr 00 Uhr ausgeweitet."Die Maßnahme richtet sich gegen niemanden - auch nicht gegen die Frankfurter Börse", betonte der Geschäftsführer der Berliner Wertpapierbörse, Jörg Walter am Montag.Man reagiere vielmehr auf vielfach geäußerte Wünsche insbesondere privater Anleger.Allerdings summierten sich die Änderungen zu einem "Berliner Modell", mit dem die hiesigen Wertpapierbörse auch strukturelle Veränderungen auf dem gesamten Finanzplatz Deutschland vorantreiben wolle.Künftig werde also "täglich acht Stunden Handel mit 1261 ausländischen und 417 inländischen Aktien möglich." Walter betonte, daß mit den Maßnahmen vor allem das stärkste Berliner Marktsegment weiter nach vorne gebracht werde.Der Berliner Freiverkehr vereinige bereits 84 Prozent der Aktienumsätze auf sich."Die jetzt beschlossene Moderniesierung auch einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, daß kleine und junge Unternehmen auch zukünftig eine Plattform für den Börsengang zu finden", erklärte Walter."Angesichts der insbesondere in Frankfurt zunehmenden Konzentration des Handels auf die Blue Chips muß von kleineren, spezialisierten Börsen der notwendige Ausgleich geschaffen werden." Daß dies erfolgreich geleistet werde, zeige die jüngste Entwicklung: Kleine Börsen wie Stuttgart und Berlin wickelten inzwischen rund 50 Prozent des bundesweiten Handels im Segment "Neuer Markt" ab - Berlin allein rund 34 Prozent.Innerhalb weniger Jahre habe sich die Zahl der skontrierenden Freimaklerfirmen an der Hauptstadt-Börse von vier auf sieben erhöht.Im vergangenen Jahr habe es auf dem Berliner Parkett doppelt soviele Geschäftsabschlüsse gegeben, wie 1996.Das zeige, daß die 313 Jahre alte Berliner Wertpapierbörse "alles andere als ein Platz ist, der kurz vor der Aufgabe steht", sagte Walter.Zu dem Maßnahmenbündel gehört auch eine verbesserte Preisfeststellung: Die Makler werden künftig verpflichtet, fortlaufend Preisspannen zu veröffentlichen, mit denen sie die aktuelle Marktlage für alle Handelsteilnehmer bekanntgeben geben und zu denen sie für eine gewisse Zeitspanne mindestens 500 Aktien zum Kauf- oder Verkauf bereithalten müssen.Damit soll das Marktgeschehen für die Teilnehmer transparenter machen.Der Mindestschluß im variablen Handel werde zudem abgeschafft.Aufträge von Anlegern könnten für jedes Wertpapier bei marktnaher Limitierung sofort ausgeführt werden.Dies gelte auch für die Ausführung von "krummen" Stückzahlen.Mit der Veränderung wird die Berliner Wertpapierbörse wahrscheinlich aus dem sogenannten "Dachskontro" aussteigen.Im Rahmen des Dachskontros hatte sich sieben der acht deutschen Börsen darauf verständigt, für die hundert größten deutschen Aktien einheitliche Anfangs-, Kassa- und Schlußkurse zu ermitteln.Bremen und Stuttgart hatten dem einheitlichen Skontro ("Orderbuch") bereits den Rücken gekehrt.Die Anleger würden sich vom Ausstieg Berlins nicht beindrucken lassen, glaubt auch Berlins Börsenchef Walter: "Für die Anleger sind verlängerte Handelszeiten und Sofort-Service wichtiger, als das Dachskontro."

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