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Wirtschaft: Ab ins Gefängnis

Nach dem Boom der neunziger Jahre kommt jetzt das böse Erwachen. Nachdem Vorstände, Aufsichtsräte, Investoren und Politiker die guten Zeiten abgefeiert haben, ist die Party jetzt vorbei: Amerika merkt, dass es nicht nur ein paar Betrüger im Dreiteiler gab.

Nach dem Boom der neunziger Jahre kommt jetzt das böse Erwachen. Nachdem Vorstände, Aufsichtsräte, Investoren und Politiker die guten Zeiten abgefeiert haben, ist die Party jetzt vorbei: Amerika merkt, dass es nicht nur ein paar Betrüger im Dreiteiler gab. Wichtig ist jetzt, diese ins Gefängnis zu verfrachten und an die Arbeit zu gehen, ohne den Aufschwung abzuwürgen. Dass WorldCom Ausgaben in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar als Einnahmen verbuchte, ist nur die neueste Hiobsbotschaft. Die WorldCom-Gaunerei ist typisch für den Boom der Neunziger. Da ist der junge Chief Financial Officer (CFO), der Aufsicht und nicht Ja-Sager sein sollte. WorldComs CFO Scott Sullivan stieg jedoch zur rechten Hand von WorldComchef Bernhard Ebbers auf. Die Frage ist, ob Loyalität die treuhänderische Pflicht gegenüber den Anteilseignern übertrumpft hat. WorldCom hat Sullivan diese Woche gefeuert. Auch schien der WorldCom-Vorstand zu fasziniert von Ebbers, als dass sie ihn einmal überwacht hätten, statt ihm eine 412 Millionen Dollar-Anleihe zum Kauf von WorldCom-Aktien zu bewilligen. Erstmals im April wurden Unregelmäßigkeiten bemerkt, als Ebbers vom Vorstand ausgebootet wurde. WorldCom hatte, wie viele andere, einen aufgeblasenen Aktienwert, der durch Wirtschaftsprüfer wie Grubmann von Salomon Smith Barney’s genauso entstand wie durch Investoren, die einen Boom ohne Ende erwarteten. Ebbers Reich gründete auf Schulden und Neuerwerbungen und hat viele Leute reich gemacht.

Und dieses Wunder musste sich trotz Rezession unbedingt fortsetzen. Auch in harten Zeiten ist Bilanzbetrug allerdings nicht zu entschuldigen, aber die Versuchung ist größer. Wir haben nie die Verurteilung Andersens bemängelt, sondern nur, dass er ein zu offensichtlicher Sündenbock war. Aber der Beschluss des Justizministeriums, Andersen den Todesstoß zu geben, sieht im Lichte des WorldCom-Skandals besser aus. Ein Andersen-Sprecher sagte, dass man von dem WorldCom-Betrügereien nichts wusste, obwohl Andersen seit langem die Wirtschaftsprüfung WorldComs erledigt. In den Betrugsfällen von Enron und WorldCom kann die Bush-Regierung das Vertrauen in den Kapitalismus am besten wieder herstellen, indem sie diese bestraft.

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