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Wirtschaft: Abschied von Visionen

Von Alfons Frese Was haben Mercedes und Berlin gemeinsam? Beide schneiden bei der Pannenstatistik erbärmlich ab, aber beide bilden sich eine Menge ein.

Von Alfons Frese

Was haben Mercedes und Berlin gemeinsam? Beide schneiden bei der Pannenstatistik erbärmlich ab, aber beide bilden sich eine Menge ein. Doch: Bei Mercedes fußt das Selbstbewusstsein auf einem (noch) großartigen Image und tollen Verkaufszahlen. Berlin dagegen löst im Rest der Republik bestenfalls Mitleid aus. Möglicherweise ist aber auch die Schadenfreude groß auf die Metropole, die Olympiastadt werden wollte, die für einen Großflughafen Jahrzehnte braucht und die von den Brandenburgern für ein gemeinsames Land abgelehnt wird. Und nun gibt es auch noch im Wochenrhythmus diese gemeinen Umfragen. Erst jüngst belegte Berlin unter 50 Städten den 48. Platz, als es um Wirtschaftskraft und Finanzen ging. Diese Woche, wo sich Mittelständler über die Arbeit der kommunalen Wirtschaftsförderung, der Verwaltungen und über die Arbeitsagenturen ausließen, landet Berlin nur noch auf den letzten Rang.

Wo soll das hinführen? Unter allen Bundesländern hat Berlin schon seit Jahren das geringste Wachstum und überdurchschnittlich viele Arbeitslose sowie Sozialhilfeempfänger. Nun steht auch das Image auf der Kippe. Und zwar deshalb, weil alle möglichen wirtschaftsnahen Bereiche mehr mit sich selbst als mit ihren Aufgaben beschäftigt sind. Schlechte Noten gibt es für die öffentliche Verwaltung, für die Arbeitsämter und die Kammern. Früher, vor vielen Jahren, geisterte die Vision des „Lean Berlin“ durch die Stadt: Ein entbürokratisiertes Gemeinwesen, das Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Bürgern das Leben so leicht macht wie möglich. Eine Stadt, deren Bedienstete den Bürger als Kunden schätzen und den Unternehmer als potenziellen Investor, der Arbeitsplätze schafft. Berlin hat dazu gar keine Alternative.

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