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Abu Dhabi: "Leuchtturm der Hochtechnologie"

Von Auto bis Fußball: Abu Dhabi will mit seinen Geldanlagen für die Zeit nach dem Öl vorsorgen.

Berlin - Irgendwann ist das Öl alle. Auch in Abu Dhabi, dem mit 2,5 Millionen Einwohnern größten der sieben Emirate am Golf. Noch lagern zwar rund zehn Prozent der weltweiten Ölvorkommen unter dem Wüstenboden des Emirats, trotzdem investieren die Scheichs bereits heute viel im Ausland. Ihr Geld steckt in Hollywood, Sportklubs und Banken. Erst kürzlich stieg Abu Dhabi bei Daimler und MAN Ferrostaal ein.

„Bei den Geschäften geht es darum, wirtschaftlich möglichst breit aufgestellt und damit unabhängig vom stark schwankenden Ölkurs zu sein“, sagt Steffen Kern, Staatsfondsexperte der Deutschen Bank. Darüber hinaus steht angesichts der Finanzkrise auch der Aufbau der heimischen Wirtschaft und Infrastruktur auf dem Plan. Es geht um die langfristige Absicherung. Die Scheichs sorgen vor für die ölfreie Zeit.

„Für die Scheichs erscheint Deutschland als ein Leuchtturm der Hochtechnologie, wo sie jede Menge Unternehmen für Investitionen in die Mobilitäts- und Energieindustrien finden können“, sagt Christoph Stürmer, Autoexperte beim Beratungsunternehmen Global Insight. „Sie wollen ihr Kapital optimal investieren – mehr nicht.“

Im Idealfall geht es dabei nicht nur um wirtschaftlichen, sondern auch kulturellen und wissenschaftlichen Profit. Der Einstieg Abu Dhabis bei Ferrari anno 2006 führte zum ersten Formel-1- Grand-Prix am Golf, von dem Kauf von Daimler-Aktien erhoffen sich die Investoren gemeinsame Projekte wie die Entwicklung von Werkstoffen und eine Fachakademie für Autobau. Und die Übernahme des englischen Fußballklubs Manchester City durch die Abu Dhabi United Group for Development and Investment im Jahr 2008 soll langfristig große Fußballevents an den Golf holen.

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young sind Staatsfonds gegenüber Pensions- oder Hedgefonds im Vorteil, denn sie „unterliegen kaum Anlagebeschränkungen und haben nur sehr wenige Investoren“. Außerdem verfügten sie über einen dauerhaften Geldfluss und hätten keine kurzfristigen Auszahlungsverpflichtungen: Das ermögliche einen vergleichsweise großen Investitionsspielraum.

Abu Dhabi will seine Auslandsinvestitionen in den kommenden fünf Jahren um rund zwölf Milliarden Dollar steigern. Analysten zufolge ist der Zeitraum klug gewählt. Wegen der Wirtschaftskrise könne relativ günstig eingekauft werden, und westliche Regierungen gäben angesichts drohender Firmenpleiten leichter den Widerstand gegen Investoren aus dem Ausland auf, heißt es in der Studie.

Laut Ernst & Young haben die Top-45- Staatsfonds, von denen die bedeutendsten immer noch aus Petrodollars gespeist werden, derzeit ein Investitionsvolumen von rund 3,9 Billionen Dollar. Allerdings beruhen die Zahlen in diesem Bereich immer auf Schätzungen und sind deshalb wenig verlässlich. Ob Saudi Arabiens Staatsfonds wirklich nur ein Volumen von 350 Milliarden Dollar haben, Abu Dhabi hingegen mit 875 Milliarden Dollar die Investitions-Hitparade anführt – belegen kann das niemand. Moritz Honert/Henrik Mortsiefer

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