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Die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.

© Boris Roessler/dpa

Acht Milliarden Euro: Deutsche Bank bereitet Kapitalerhöhung vor

Die Deutsche Bank braucht wieder Geld: Die zahlreichen Skandale waren teuer für das Geldinstitut. Nun will sie auch Teile der Vermögensverwaltung an die Börse bringen. Die Postbank bleibt hingegen.

Immer wieder hatte John Cryan entsprechende Spekulationen zurückgewiesen, auch nachdem Anfang des Jahres klar, dass die Deutsche Bank für skandalöse Hypothekengeschäfte in den USA mehr als sieben Milliarden Euro zahlen muss: Eine Kapitalerhöhung sei kein Thema entgegnete der Vorstandschef der Deutschen Bank noch Anfang Februar auf der Jahres-Pressekonferenz.

Seit dem späten Freitagabend ist das Makulatur. Das Institut bestätigte nach Börsenschluss kurz vor 22 Uhr, dass sie „eine potentielle Kapitalerhöhung in Höhe von rund acht Milliarden Euro“ vorbereite. Dazu wird der eigentlich geplante Börsengang oder Verkauf der Postbank ad acta gelegt. Sie soll jetzt doch in die Privat- und Firmenkundensparte der Bank integriert werden. Schließlich will die Bank einen kleineren Teil ihrer Vermögensverwaltungs- und Investmentfonds-Tochter Deutsche Asset Management an die Börse bringen, was Beobachtern zufolge etwa zwei Milliarden Euro einbringen könnte. Das alles zeigt: Die Krise bei der Deutschen Bank ist längst nicht überwunden, der Aktienkurs rutschte schon am Freitag deutlich ins Minus.

Entscheidungen seien noch nicht gefallen, das hänge vom Marktumfeld und von der Zustimmung von Vorstand und Aufsichtsrat ab, teilte die Bank zudem mit. Faktisch wird Cryan von der Ankündigung kaum mehr abrücken können. „Im Vergleich zu Wettbewerbern ist die Deutsche Bank eher schwach kapitalisiert“, betont Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment. Insofern sei die Kapitalerhöhung ein richtiger und logischer Schritt, um die Bank neu auszurichten und das Geschäft wieder nach vorne zu bringen.

15 Milliarden Euro für Strafen und Vergleiche

Der Schritt ist auch eine Konsequenz der zahlreichen Strafen und Vergleiche für Skandale und Verstöße der Bank seit 2000. Insgesamt musste sie dafür - die Ende 2016 verhängte Buße für das Hypothekendesaster in den USA eingerechnet - bislang mehr als 15 Milliarden Euro aufwenden. Dazu kamen 2010 die Kosten der Übernahme der Postbank von rund sechs Milliarden Euro.

Seit der Finanzkrise 2008 hat die Bank mehrfach das Kapital erhöht und insgesamt 24 Milliarden Euro eingesammelt. Die jetzt angekündigte Kapitalerhöhung ist die vierte seit 2010. Damals sammelte die Deutsche Bank rund zehn Milliarden Euro ein, drei Jahre später waren es knapp drei Milliarden. Zuletzt hatte sie das Kapital 2014 um 8,5 Milliarden Euro aufgestockt. Verteilte sich das Aktienkapital 2009 noch auf 620 Millionen Aktien, waren es 2015 mit fast 1,4 Milliarden mehr als doppelt so viel.

Auch deshalb, wegen der hohen Verluste 2015 und der Skandale, ging der Aktienkurs dramatisch auf Talfahrt bis auf nur noch rund knapp zehn Euro im September vergangenen Jahres. Dabei hatten die Aktionäre 2014 für die neuen Papiere 22,50 Euro gezahlt. Unter der Ägide von Ex-Vorstandschef Josef Ackermann kostete die Aktie 2007 zeitweise mehr als 100 Euro. Am Freitag waren es noch gut 19 Euro.

Für die Postbank hat sich bisher kein Interessent gefunden

2010 hatte die Deutsche Bank die Postbank übernommen, damals wohl auch auf Wunsch der Politik, um einen ausländischen Wettbewerber nicht zum Zug kommen zu lassen. Glücklich wurde sie damit nicht. Die Ex-Vorstandschef Jürgen Fitschen und Anshu Jain stellten das Institut deshalb zum Verkauf oder wollten es an die Börse bringen. Dies hatte eigentlich auch Cryan vor. Noch Anfang Februar hieß es, die Postbank sei dafür noch nicht bereit. Faktisch aber hat sich bislang kein Interessent gefunden. Cryan und seinen Kollegen hatten die Hoffnung, dass Institut ohne Verlust abgeben und die damals gezahlten sechs Milliarden Euro wieder erlösen zu können. Das erweist sich offenbar als utopisch.

Beobachtern zufolge könnte die Bank schon am Wochenende über die Kapitalerhöhung entscheiden. Am 17. Und 18. März trifft sich der Aufsichtsrat der Bank und wird auch über strategische Fragen diskutieren. Spekulationen zufolge könnte es auch um Veränderungen im Vorstand gehen.

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