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Wirtschaft: Adtranz gerät nach Pannen noch weiter unter Druck

BERLIN (chi)."Wir arbeiten mit Hochdruck an der Beseitigung der Mängel.

BERLIN (chi)."Wir arbeiten mit Hochdruck an der Beseitigung der Mängel.Alle weiteren Konsequenzen werden sich daraus ergeben." Zwei Tage nach der "Schock"-Verfügung des Eisenbahn-Bundesamtes, daß alle 49 Neigetechnik-Züge des Schienenfahrzeugherstellers Adtranz wegen gravierender Sicherheitsmängel aus dem Verkehr gezogen werden müssen, ist man bei der deutschen Tochter des international tätigen Konzerns um Schadensbegrenzung bemüht.Unternehmenssprecher Hans-Christian Maaß betonte am Montag, daß alles darangesetzt werde, "möglichst schnell die Wiederinbetriebnahme der Züge zu erreichen".Über personelle Konsequenzen, Umstrukturierungen und die finanziellen Belastungen zu sprechen, "dazu ist es noch zu früh", sagte er.Der Konzernbetriebsrat will sich allerdings mit solch vagen Äußerungen nicht zufrieden geben.Die Arbeitnehmervertreter fordern eine außerordentliche Sitzung des unternehmensinternen Wirschaftsausschusses "noch in dieser Woche".Vor allem im Werk Hennigsdorf, das die Federführung bei der Fertigung der Neigetechnikzüge hat, gebe es "erhebliche Sorgen über die Zukunft der Arbeitsplätze", sagte Betriebsratssprecher Claus Orzechowski.

Noch ist offen, ob das Debakel nicht noch wesentlich dramatischere Züge annehmen könnte.In Rheinland-Pfalz, wo 29 der insgesamt 49 Neigetechnik-Züge im Einsatz waren, macht man im Verkehrs- und Wirtschaftsministerium keinen Hehl daraus, "daß die Geduld so langsam am Ende ist" und man überlege, ganz auf den Einsatz der Züge zu verzichten.Dies, so Ministeriumssprecher Andreas Valentin, sei "natürlich eine Entscheidung der Deutschen Bahn, bei der wir die Leistung bestellt haben".Seit der Inbetriebnahme der Züge im Herbst 1996 sei die Pannenserie nicht abgebrochen, "das ist nicht mehr nachvollziehbar", sagte Ministeriumssprecher Andreas Valentin.Daß Minister Rainer Brüderle (FDP) verärgert sei, sei "noch milde ausgedrückt", das habe er auch der Deutschen Bahn deutlich gemacht, sagte Valentin.Der Bahnvorstand wollte am Montag nachmittag über die weiteren Schritte beraten.Ein Ergebnis war bis Redaktionsschluß nicht zu erfahren.Laut Valentin gebe es aber mögliche Alternativen für den Neigetechnik-Zug, etwa den Talent des DWA-Schwesterunternehmens Talbot.

Die Folgen könnten für Adtranz verheerend sein.Die Bahn hat bei dem Unternehmen bereits 100 Züge des Nachfolgemodells VT 612 bestellt, der von der Technik her ähnlich aufgebaut ist und im Sommer 1999 eingesetzt werden soll.Bislang, so Bahnsprecher Hartmut Sommer, "ist dieser Auftrag nicht storniert worden".Immerhin geht es dabei um ein Volumen von rund einer halben Mrd.DM.Sicher ist bislang nur, daß dem Unternehmen erhebliche Schadensersatzforderungen drohen.Inklusive der Regreßforderungen der betroffenen Länder - neben Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Saarland und Hessen - könnten sich diese laut Sommer auf einen "zweistelligen Millionenbetrag" summieren.

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