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Wirtschaft: Adtranz: Jetzt regieren die Kanadier

Die Übernahme des Berliner Schienenfahrzeugbauers Adtranz durch den kanadischen Bombardier-Konzern ist abgeschlossen. Zum 1.

Die Übernahme des Berliner Schienenfahrzeugbauers Adtranz durch den kanadischen Bombardier-Konzern ist abgeschlossen. Zum 1. Mai haben die Kanadier Adtranz inklusive aller Kreditverpflichtungen übernommen. Der Kaufwert entspreche rund 1,5 Milliarden Mark, teilte die bisherige Mutter, Daimler-Chrysler, mit. Es entsteht der weltgrößte Bahntechnikhersteller mit 37 000 Beschäftigten und einem Umsatz von 5,6 Milliarden Euro.

Mit der Übernahme von Adtranz will Bombardier mit Sitz in Montreal seinen Marktanteil nach Brancheninformationen auf weltweit 24 Prozent ausbauen und damit den französischen Bahntechnik-Riesen Alstom überholen. Der Auftragsbestand des neuen Konzerns beläuft sich auf fast 16,8 Milliarden Euro. Davon stammt der größte Teil von Adtranz.

Adtranz setzte als einer der weltweit führenden Schienentechnik-Konzerne im vergangenen Jahr 3,9 Milliarden Euro um. Der kanadische Bombardierkonzern ist einer der weltweiten Marktführer in der Produktion von Regional- und Geschäftsflugzeugen, Schienentechnik und Freizeitfahrzeugen. Der Konzern setzte 2000 16,1 Milliarden kanadische Dollar (22,86 Milliarden Mark) um und beschäftigt weltweit 58 000 Menschen. Gut ein Fünftel des Umsatzes entfällt auf die Bahnsparte Bombardier Transportation. Diese beschäftigt in Kontinentaleuropa rund 5500 Menschen, davon 4540 in Deutschland bei den Herstellern Deutsche Waggonbau (DWA), Berlin, und Talbot, Aachen.

Die EU-Kommission hatte der Übernahme nach fünfmonatiger Prüfung im April mit Auflagen zugestimmt. Nach Angaben der Kommission hat der deutsche Markt für Regionalzüge ein Volumen von mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr. Davon beanspruchten Bombardier und Adtranz von 1995 bis 1999 mehr als die Hälfte. Ähnlich sieht es auf dem Markt für Straßen- und Schienenbahnen aus, der ein Volumen von etwa 600 Millionen Euro hat. Aus Wettbewerbsgründen muss Adtranz deshalb sein Angebot bei Regionalverkehrszügen und Straßenbahnen in Deutschland teilweise abstoßen. Das Schweizer Unternehmen Stadler Rail soll die Position in Deutschland weitgehend übernehmen und zu einem starken Hersteller von Regionalzügen sowie Straßen- und Stadtbahnen aufsteigen. Betriebsräte und Gewerkschaften fürchten nun einen Personalabbau.

Am heutigen Mittwoch wollen Bombardierchef Robert E. Brown und Pierre Lortie, der Präsident der Bombardier Transportion, in Berlin Einzelheiten der künfigen Planungen bekannt geben. Am gleichen Tag sind Belegschaftsversammlungen in den Adtranz-Werken geplant. Betriebsräte und Gewerkschaft fordern eine Vereinbarung, die Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen als Folgen der Übernahme ausschließt.

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