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AEG Nürnberg: "Wir haben ein Ergebnis"

Im Konflikt um die Zukunft des AEG- Stammwerks in Nürnberg haben die Verhandlungspartner eine Lösung erzielt. Sowohl der Electrolux-Konzern als auch die IG Metall machten deutliche Zugeständnisse.

Nürnberg - Nach einem harten Arbeitskampf über fünfeinhalb Wochen steht der Konflikt um das Nürnberger AEG-Hausgerätewerk unmittelbar vor dem Ende. Die IG Metall und der schwedische Electrolux-Konzern einigten sich in der Nacht zum Dienstag in München auf einen Sozialtarifvertrag für die 1700 Beschäftigten. Beide Seiten äußerten sich zufrieden über das Ergebnis, dem die von der Werkschließung betroffenen Mitarbeiter noch zustimmen müssen. Die Urabstimmung darüber soll am Donnerstag und Freitag stattfinden. Frühestens am kommenden Montag kann nach Angaben der Metall die Arbeit im AEG-Werk wieder aufgenommen werden.

Electrolux wird das Werk bis Ende 2007 schrittweise schließen und die Fertigung nach Italien und Polen verlagern. Kernpunkt der Vereinbarung, die unter Vermittlung des Bahn-Vorstandes und langjährigen bayerischen Wirtschaftsministers Otto Wiesheu (CSU) zu Stande gekommen war, ist eine Abfindungszahlung in Höhe von 1,8 Monatsgehältern je Beschäftigungsjahr. Das Unternehmen hatte ursprünglich 0,7 Monatsgehälter geboten, die Forderung der IG Metall lag zuletzt bei 2,7 Monatsgehältern. Die gekündigten Mitarbeiter werden für die Dauer eines Jahres in eine Beschäftigungsgesellschaft übernommen. Für Beschäftigte ab 53 Jahren greift eine Vorruhestandsregelung.

IG Metall-Verhandlungsführer Werner Neugebauer bewertete das Ergebnis zwiespältig. «Es ist sehr gut für die Arbeitnehmer, aber schlecht für die Region, weil die Arbeitsplätze weg sind», sagte er. Die IG Metall habe um den Erhalt des Hausgerätewerks gekämpft. «Aber leider war das nicht machbar.»

Für Electrolux erklärte Johan Bygge, der zuständige Vorstand für das Hausgerätegeschäft in Europa: «Wir haben jetzt ein sehr gutes Paket vereinbart.» Die Verhandlungen seien extrem schwierig gewesen. «Aber die Anstrengung hat sich gelohnt.» Electrolux gehe davon aus, dass die Kosten für die Schließung im Rahmen von etwa 240 Millionen Euro lägen.

IG Metall-Streikleiter Jürgen Wechsler räumte ein, dass das Hauptziel, die Schließung zu verhindern, nicht erreicht worden sei. «Aber das Ergebnis von heute Nacht würden wir später nicht mehr erreichen», sagte Wechsler. IG-Metall-Vize Berthold Huber erklärte, der Erhalt der Arbeitsplätze sei «an der Rigorosität der Arbeitgeberseite gescheitert».

Der Sozialtarifvertrag sieht vor, dass für die vier aus der AEG ausgegliederten Service-Gesellschaften Logistik, Vertrieb, Ersatzteile und Kundendienst ein Haustarifvertrag auf Basis des Metalltarifs vereinbart wird. Für diese GmbHs gab Electrolux eine Standortgarantie bis Ende 2009. Für das AEG-Herde-Werk in Rothenburg ob der Tauber mit 1300 Beschäftigten soll über eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2009 verhandelt werden.

Electrolux hatte im Juni 2005 damit begonnen, die Schließung des traditionsreichen AEG-Stammwerks Nürnberg zu prüfen. Trotz vielfältiger Proteste entschied der Konzern-Aufsichtsrat am 12. Dezember 2005, das Werk zu schließen. Am 20. Januar traten die Beschäftigten in den Ausstand. (tso/dpa)

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