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Fed-Chefin Janet Yellen verkündete die Entscheidung am Mittwoch.

© AFP

Ängste vor Brexit-Auswirkungen: US-Notenbank lässt Leitzins unverändert

Die Federal Reserve dreht vorerst nicht an der Zinsschraube. Zu schwach sind die Konjunkturdaten aus dem Inland, zu groß die Unsicherheiten.

Angesichts massiver Brexit-Ängste und einer schwachen Entwicklung auf dem inländischen Arbeitsmarkt hat die US-Notenbank Federal Reserve eine weitere Erhöhung des Leitzinses aufgeschoben. „Die Indikatoren waren in letzter Zeit gemischt, das zeigt, dass unser vorsichtiger Ansatz angemessen ist“, sagte Fed-Chefin Janet Yellen am Mittwoch. Sie sprach von „Gegenwind für die US-Wirtschaft“, auch aus dem Ausland. Diese Entwicklung könnte für „einige Zeit“ anhalten. „Das Tempo der Erholung auf dem Arbeitsmarkt ist merklich zurückgegangen“, betonte Yellen. Das Inflationsziel von zwei Prozent sei derzeit nicht erfüllt. Die Entwicklung der Inflation, die auch die Entwicklung der Einkommen spiegele, werde in den nächsten Wochen besonders genau beobachtet.

Die Aussicht eines möglichen EU-Ausstiegs Großbritanniens wurde auf der Sitzung in Washington intensiv diskutiert. „Es ist einer der Faktoren, der zu unserer Entscheidung geführt hat“, sagte Yellen. Die Entscheidung auf der Insel könne Konsequenzen für die internationalen Finanzmärkte haben. „Das ist mit Sicherheit eine der Unsicherheiten“, sagte Yellen.

Auf der Juni-Sitzung ihres Offenmarktausschusses sprachen sich die Mitglieder unter Yellens Vorsitz einstimmig gegen eine Erhöhung des Leitzinses aus. Dieser bewegt sich gegenwärtig auf einem Niveau zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Er werde sich weiterhin für längere Zeit unterhalb des normalen Niveaus bewegen, hieß es. Mit der Entscheidung vom Mittwoch erfüllten die Notenbanker die Erwartungen der Märkte, die mehrheitlich keine Anhebung im Juni erwartet hatten. Auch für Juli wird wegen der vorsichtigen Äußerungen Yellens nun nicht mehr mit einer Anhebung gerechnet. Die Fed hatte im Dezember 2015 den Leitzins leicht um 0,25 Punkte erhöht, nachdem er zuvor seit der Finanzkrise Ende 2008 jahrelang auf einem Niveau nahe Null gelegen hatte.

Zuletzt waren die Daten vom US-Arbeitsmarkt, einem der wichtigsten Indikatoren für die Geldpolitik, enttäuschend ausgefallen. Die Industrieproduktion ging um 0,4 Prozent nach unten. Im Ausland macht der Fed neben dem Brexit-Problem die drohende Überschuldung vieler Unternehmen in China Kopfschmerzen.

Nach der jüngsten Anhebung im Dezember hatten Experten auf der Grundlage entsprechender Andeutungen Yellens noch mit bis zu vier weiteren Zinsschritten im Jahr 2016 gerechnet. Der nun deutlich vorsichtigere Ansatz der Federal Reserve ist somit als erheblicher Einschnitt in die Geldpolitik zu bewerten. (dpa)

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