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Wirtschaft: Ärger um Vattenfall-Tarif

Strom plus Haushalt-Schutzbrief irritiert Kunden und die Verbraucherzentrale

Berlin - Die Preis- und Produktpolitik von Vattenfall verursacht Irritationen bei Verbrauchern. Vor der zum 1. Juli angekündigten Strompreiserhöhung um 6,5 Prozent schreibt der Versorger Kunden in Berlin an und bietet dabei zusätzlich zum Stromtarif einen Versicherungsschutz. Nach Angaben der Verbraucherzentrale erhält sie derzeit „zahlreiche Anrufe von Vattenfall Kunden, die verunsichert sind durch das Zusatzangebot eines Haushalt-Schutzbriefes“, mit dem etwa Handwerkerleistung abgedeckt sind. Auch beim Tagesspiegel meldeten sich inzwischen Stromverbraucher. Ein Leser teilte mit, er habe Vattenfall gebeten, den Haushaltsschutz aus dem Tarif zu nehmen, da er bereits eine entsprechend Versicherung habe. Das sei aber nicht möglich gewesen und er sei aufgefordert worden, in einen anderen Tarif zu wechseln.

Vattenfall bestätigte auf Anfrage, dass der bisherige Tarif „Berlin Klassik Plus“ durch den neuen Tarif „Berlin Klassik Privatstrom“ inklusive Versicherung ersetzt werde; ohne Versicherung sei nicht möglich. Wie Christian Jonientz von Vattenfall sagte, will das Unternehmen mit der Versicherung den Kunden „zusätzlichen Mehrwert anbieten“. In der Vergangenheit habe Vattenfall bereits eine Stromausfallversicherung und andere Zusatzleistungen im Angebot gehabt.

Von dem nun geänderten Tarif, hinter dem sich Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung verbirgt, sind nach Angaben des Unternehmens in Berlin rund 65 000 Kunden betroffen. Sie bekommen in diesen Tagen Post, weil Vattenfall verpflichtet ist, über die anstehende Preiserhöhung zu informieren. Bei der Gelegenheit wird dann auch der Tarif umgestaltet und den Kunden inklusive Versicherung angeboten. Nach dem 1. Juli gibt es dann nochmals Post für die Kunden. Dann würden alle Leistungen präziser beschrieben und auch der Versicherungsschein mitgeschickt, hieß es bei Vattenfall.

Die Verbraucherzentrale appellierte am Donnerstag an den Stromkonzern, „Schuster bleib bei Deinen Leisten – und biete günstigeren Strom für Berlin an!“ Kaum jemand brauche einen solchen Schutzbrief, und die dafür veranschlagten Kosten von 54 Euro seien als Strompreisreduzierung sinnvoller angelegt. Gabriele Francke, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Berlin, kündigte eine rechtliche Prüfung der Bedingungen des Schutzbriefes an. Den Stromverbrauchern riet Francke, „sich die Produktpalette ,Strom’ genau anzusehen, insbesondere auch anhand des letzten Jahresverbrauchs, um die individuell richtige, ökonomisch und ökologisch vertretbare Lösung zu finden“. Vattenfall deckt etwa 85 Prozent des Berliner Privatkundenmarktes ab und weist gern darauf hin, dass es hier etwa 80 Wettbewerber gebe, zu denen die Stromkunden wechseln könnten, sofern sie mit Vattenfall nicht zufrieden seien. Alfons Frese

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