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Wirtschaft: Aero Lloyd hebt wieder ab

Bayerische Landesbank gibt Finanzspritze von fünf Millionen Euro – schon bald sollen zwei Maschinen starten

Berlin (fw). Die insolvente Charterfluggesellschaft Aero Lloyd nimmt voraussichtlich noch an diesem Wochenende mit zwei Maschinen den Betrieb wieder auf. Die Bayerische Landesbank hat Aero Lloyd dafür fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt, sagte der Insolvenzverwalter Gerhard Walter am Mittwoch auf einer Betriebsversammlung in Frankfurt (Main). Bis Ende November sollen die beiden Maschinen damit fliegen können, sagte der Personalvertreter der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, Detlef Labow, dem Tagesspiegel.

Mit der Finanzspritze sei eine sofortige Zerschlagung der Gesellschaft verhindert worden, erklärte der Insolvenzverwalter Gerhard. Jetzt könne man in Ruhe nach einem Investor suchen. Die fünf Millionen Euro seien kein Kredit, sagte ein BayernLB-Sprecher, sondern ein Anspruch des insolventen Unternehmens auf Gelder, die ihm gehörten.

Die Charterfluggesellschaft hatte am vergangenen Donnerstag Insolvenz angemeldet, nachdem die Bayern LB, Mehrheitsgesellschafter und Hauptgeldgeber von Aero Lloyd, sämtliche Kredite gesperrt hatte. Rund 8500 Fluggäste saßen daraufhin an den Flughäfen fest. Aero Lloyd beschäftigt rund 1400 Mitarbeiter. Die Bayern LB glaubt nicht mehr daran, dass die Fluggesellschaft mit einem von der Roland-Berger-Unternehmensberatung erstellten Sanierungsplan gerettet werden kann.

Die ganze Branche steckt in einer tiefen Krise, weil wegen der Wirtschaftsflaute immer weniger Menschen reisen. Da Aero Lloyd ein unabhängiger Charterflieger ist, bekam das Unternehmen immer weniger Aufträge: denn die großen Reiseveranstalter wie Tui oder Thomas Cook lasteten zunächst ihre konzerneigenen Ferienflieger aus.

Gerhard Walter sieht Chancen dafür, dass zumindest 50 Prozent der Belegschaft ihren Arbeitsplatz behalten könne, sagte er auf der Betriebsversammlung. Zudem plant der Rechtsanwalt, eine Auffanggesellschaft zu gründen. Die Arbeitnehmer zeigten sich etwas beruhigt: „Lieber 50 Prozent als Null Prozent“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Peter Wittke dem Tagesspiegel. Die Angestellten hätten mit dem Schlimmsten gerechnet.

Mehrere Investoren hätten bereits Interesse an Aero Lloyd gezeigt, gab Walter bekannt – nun werden die Angebote von einem Bankhaus geprüft. In der Diskussion ist auch, dass die Bayern LB ihren Anteil von 66,3 Prozent für einen symbolischen Preis von einem Euro verkauft und zusätzlich einen Schuldenerlass anbietet. Die BayernLB ist grundsätzlich an einem Verkauf interessiert. Unter welchen Bedingungen, hänge jedoch „von dem vorgestellten Konzept ab“, sagte ein Sprecher.

Überlebenschancen höchst unsicher

Unterdessen wirft die Gewerkschaft Verdi der Bayern LB vor, sich aus ihrer Verantwortung ziehen zu wollen. „Wir fordern die Erfüllung der vertraglich zugesicherten Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2004“, sagte Verdi- Vorstandsmitglied Jan Kahnmann der Nachrichtenagentur AP. Die Mitarbeiter hatten im Gegenzug auf zehn Prozent ihres Gehalts verzichtet. Die Bank sieht sich jedoch rechtlich nicht in dieser Pflicht. Die Sicherung sei von Aero Lloyd und nicht von der Bayern LB gegeben worden, widersprach ein Bayern- LB–Sprecher. Der Insolvenzverwalter Gerhard Walter sagte auf der Betriebsversammlung, wegen der Insolvenz hätten die Ansprüche keine Wirkung mehr.

Experten sehen wenig Chancen für das Überleben der Fluggesellschaft. „Selbst ohne Aero Lloyd sind noch immer zehn Prozent Überkapazitäten am Markt“, sagte Dieter Schneiderbauer, Luftfahrtexperte bei der Unternehmensberatung Mercer, dem Tagesspiegel. Die konzerneigenen Fluggesellschaften hätten alle noch stillgelegte Kapazitäten, die sie bei steigender Nachfrage zunächst nutzen würden. Und um jetzt das Konzept der Fluglinie zum Billigflieger zu wandeln, um sich so von den Konzernen unabhängig zu machen, sei es zu spät. Die Konkurrenz sei jetzt schon groß – und die Großen wie Ryanair und Easyjet stünden in Deutschland in den Startlöchern.

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