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Wirtschaft: Ärzte müssen Unternehmer werden

Effizienz des Systems ist wichtiger als die Finanzierungsreform

Von KlausDirk Henke Bürgerversicherung und Kopfpauschale – außer diesen beiden Schlagwörtern gibt es derzeit nicht viel in der gesundheitspolitischen Diskussion. Im Mittelpunkt steht, woher das Geld kommen soll für die Krankenversorgung, die Medikamente und die Vorsorge. Über die viel wichtigeren Strukturprobleme der deutschen Krankenversicherung redet kaum mehr jemand.

Dabei sind mehr Effizienz und Qualität viel wichtiger als Reformen auf der Finanzierungsseite. Welche Gesundheitsversorgung die Bürger für ihre Beiträge bekommen, ist von zentraler Bedeutung – nicht, ob sie für Miet- oder Zinseinkünfte Krankenkassenbeiträge zahlen sollen. Mit ihrer rein fiskalischen Sicht lenken Regierung und Opposition nur von den Problemen des oft ineffizienten und unzureichenden deutschen Gesundheitssystems ab.

Wettbewerb senkt die Kosten und sorgt für Innovationen – das wird jedoch übersehen oder bewusst missachtet. Mehr Markt und mehr Qualität könnten dafür sorgen, dass Gesundheit bezahlbar bleibt, obwohl die demografische Entwicklung ungünstig verläuft. Dabei bietet die Gesundheitsreform 2004 bereits eine Menge Möglichkeiten – zum Beispiel eine neue so genannte Regelversorgung. Das Monopol der Ärzteschaft bei der Versorgung wird damit quasi ausgehebelt. Medizinische Gesundheitszentren sind nun genauso erlaubt wie Managementgesellschaften ohne Beteiligung von Kassenärztlichen Vereinigungen. Krankenkassen, Ärzte und Krankenhäuser können als GmbH oder Genossenschaft Krankenversorgung anbieten und zum Beispiel die Praxisgebühr erlassen, Beitrags-Boni einräumen und sogar Rabatte gewähren.

Wenn der Versicherte einen gesunden Lebensstil nachweist, kann er eine Menge Geld sparen. In Zukunft muss die Prävention eine größere Rolle spielen. Versorgungsketten mit Kur- und Rehabilitationszentren, einer engeren Kooperation mit den Apotheken oder eine integrierte Versorgung in der Gesundheitsregion Berlin/Brandenburg können zum Gegenstand neuer Versicherungsformen werden. Das Ziel der nächsten Gesundheitsreform muss es sein, innovatives, unternehmerisches Handeln auf Seiten von Ärzten, Apothekern und Krankenhäusern zu belohnen. Je größere Chancen wir einem sozial gebundenen Wettbewerb einräumen, desto zukunftsfähiger wird das derzeitige System der Krankenversicherung, desto geringer ist der Aufwand, den die Volkswirtschaft für die Regelversorgung im Gesundheitswesen betreiben muss. Erst in einem nächsten Schritt sollte man die bestehende lohnbezogene Umlagefinanzierung der Krankenversicherung reformieren.

Klaus-Dirk Henke ist Professor an der Berliner TU und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesfinanzministerium.

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