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Afrikanische Karriere: Der Bankier des neuen Südafrika

Sizwe Nxasana ist der erste schwarze Chef einer Großbank seiner Heimat.

Johannesburg - Sizwe Nxasana ist sichtlich verblüfft. „Wo bleiben nur die Deutschen?“ fragt der erste schwarze Chef einer südafrikanischen Großbank. „Früher wart ihr in Südafrika die zweitgrößte Besuchergruppe, gleich nach den Briten. Aber zur WM kommen jetzt allenfalls ein paar tausend Deutsche. Das ist wirklich schade.“ Er muss es wissen. Schließlich ist die First National Bank (FNB), die zu der von Nxasana geführten Bankengruppe First Rand zählt, einer der lokalen Hauptsponsoren der Fußball-WM und hat in ihren Zweigestellen die Tickets an die südafrikanische Fangemeinde verkauft. Während er spricht, streicht Nxasana über seinen Makarapa, einen mit seinem Gesicht verzierten Plastikhelm, der am Kap zur Fanausstattung gehört.

Ein echter Fußballfan ist der 53-jährige Fitnessfanatiker, der jeden Morgen um 4.30 Uhr aufsteht und dann in den hauseigenen Kraftraum geht, aber auch über das WM-Sponsoring seiner Bank nicht geworden. Zwar outet er sich als Fan der lokalen Orlando Pirates und von Arsenal London. Aber ebenso gerne schaut er Rugby oder Cricket, die am Kap als Sportarten der Weißen gelten.

Mehr als alles andere aber faszinieren Nxasana jedoch Luxuslimousinen. Ein Rolls-Royce, ein Aston Martin und ein Bugatti Veyron gehören bereits zu seiner Kollektion – allerdings nur als Modelle im Regal hinter seinem Schreibtisch. „Wenn ich nicht verheiratet wäre und meine Frau mir nicht immer wieder ins Gewissen reden würde, hätte ich vermutlich längst die Originale erworben.“ Schon diese Bodenhaftung unterscheidet ihn von vielen der politisch oft glänzend vernetzten schwarzen Geschäftsleute, die häufig mehr wegen ihres opulenten Lebensstils als unternehmerischer Großtaten in die Schlagzeilen geraten. Zwar hat die staatlich forcierte Politik des Black Economic Empowerment (BEE), die eigentlich auf eine stärkere Integration der Schwarzen in die weiß dominierte Wirtschaft abzielt, eine Handvoll Schwarzer mit guten Kontakten in kurzer Zeit märchenhaft reich gemacht. Doch für die unteren 50 Prozent der schwarzen Bevölkerung hat sich so gut wie nichts verändert.

Anders als viele andere hat sich Nxasana mühsam emporgearbeitet. „Meine Mutter war Krankenschwester und hat spät im Leben noch mal studiert. Und mein Vater war Mathematiklehrer, der in mir und meinen sechs Geschwistern früh eine Liebe zu Zahlen weckte – und darüber die Naturwissenschaften für uns entmystifizierte.“ Bei seinen eigenen drei Kindern sei dies ganz ähnlich, auch sie fänden Gefallen an Zahlen. Er selbst wusste zunächst trotzdem nicht, was er nach der Schule studieren sollte. An der Universität von Fort Hare traf er dann jedoch auf Wiseman Nkuhlu, einen schwarzen Dozenten, der aus viel ärmeren Verhältnissen als er selber kam und dort kurz zuvor als erster Schwarzer im Land seinen Abschluss als Buchprüfer gemacht hatte. „Seine Entschlossenheit weckte mein Interesse“, erinnert sich Nxasana. „Wenn ein Autodidakt wie er das konnte, konnte ich das auch schaffen.“

Noch unter der Apartheid startete er 1989 in seiner Heimatstadt Durban eine eigene Buchprüfungsfirma. Zu den Kunden zählen damals vor allem Hilfsorganisationen, die Entwicklungsprojekte unter der schwarzen Bevölkerung finanzierten, aber auch erste Anwaltsfirmen. „Vor allem die Zeit nach der politischen Wende 1994 war optimal, um ein eigenes Unternehmen zu gründen.“ Vier Jahre später gelang ihm der Durchbruch, als die ANC- Regierung von Nelson Mandela Nxasana zum neuen Chef des staatlichen Telefonkonzerns Telkom ernannte. Acht Jahre blieb er und sah sich bewusst in der Rolle eines Vorbilds: „Die Zeit bei der Telkom war auch deshalb wichtig, weil andere sahen, dass Unternehmen mit einem schwarzen Chef nicht zwangsläufig scheitern mussten, sondern florieren konnten.“

Nxasana ist davon überzeugt, dass sich Gewinnstreben und sozialer Wandel keineswegs ausschließen. Zugute kommt ihm dabei der neue Fokus seiner Bank: Statt wie früher aggressiv im internationalen Derivatehandel mitzumischen, will First Rand sein Augenmerk fortan stärker auf den eigenen Kontinent und den Handel mit Indien und China richten. Aber auch in Südafrika will die Bank weiter wachsen und plant die Eröffnung kleiner Zweigstellen, in die sich auch einfache Menschen hineintrauen. Bereits jetzt hat First Rand das eigene Wachstum eng an die noch kleine schwarze Mittelschicht geknüpft. Trotz aller Hindernisse glaubt Nxasana fest an die Zukunft des Landes: „Ich bin immer wieder verblüfft, wie viele Menschen zwischen 25 und 35 im Stillen ein Unternehmen gründen. Viele werden schnell bemerken, dass dies nur mit harter Arbeit und Disziplin geht – und dass es nicht reicht, sich allein auf Beziehungen zu verlassen.“

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