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Wirtschaft: Agfa leidet unter Digitalkameras

Klassische Rollfilme sind nicht mehr gefragt/750 Stellen fallen weg

Berlin (lan). Europas führender Bildtechnikspezialist, Agfa, streicht 750 Arbeitsplätze in seiner Fotosparte. Mit 600 Stellen entfällt der überwiegende Teil auf Deutschland, vor allem auf die AgfaWerke in Leverkusen und München. Gegenwärtig beschäftigt Agfa weltweit rund 2900 Mitarbeiter, davon etwa 2000 in Deutschland. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen 200 Stellen abgebaut, ebenso viele sollten in diesem Jahr wegfallen. Als Hauptgrund für den verschärften Kurs nannte Agfa Einbußen durch die Digitalfotografie.

Der Markt für Filme und Fotopapier war im ersten Halbjahr um rund 13 Prozent eingebrochen. „Wir schätzen, dass davon fünf bis sechs Prozent dem Boom der Digitalfotografie zuzuschreiben sind“, sagte Agfa-Sprecher Hartmut Hilden auf Anfrage. Für die restlichen Einbußen sei die schlechte Konjunktur verantwortlich. Auch der Fotokonzern Kodak, der vor einem Monat den Abbau von 6000 Stellen angekündigt hatte, begründete dies mit dem Erfolg der Digitalkameras.

„Wir und die gesamte Foto-Branche waren überrascht, wie schnell der Wechsel von der analogen zur digitalen Fotografie gekommen ist“, sagte Hilden. Der Agfa-Konzern engagiert sich nicht in der Digitalfotografie. Ein Einstieg in dieses Geschäftsfeld ist Hilden zufolge auch nicht geplant. Deshalb müsse das Unternehmen langfristig umdenken. „Agfa muss sich schnell neu aufstellen und auf kleinerer Flamme weiter arbeiten.“

Marktforscher rechnen nicht mit einer Erholung der Papierfoto-Industrie. Im Gegenteil: Die Verbreitung der Digitalfotografie wird sich voraussichtlich forcieren. Rund 1,25 Milliarden Euro haben Verbraucher im vergangenen Jahr in neue Kameras investiert, fast drei Viertel dieser Summe wurden dabei für digitale Apparate ausgegeben. „Spätestens 2004 wird das Jahr des digitalen Bildes. Das Branchenwachstum wird im Wesentlichen von Digitalkameras getragen“, sagte Willy Fischel, Geschäftsführer des Bundesverbandes Technik des Einzelhandels (BVT) der Deutschen Presseagentur. Der Verband erwartet, dass in diesem Jahr rund 4,5 Millionen Digitalkameras in Deutschland verkauft werden.

Hersteller von Fotopapier hoffen, dass in der digitalen Fotografie zunehmend Fotos auf Fotopapier abgezogen werden, wie ein Mitarbeiter von Kodak auf Anfrage sagte. 2001 sind 157 Millionen digitale Fotos ausgedruckt worden. Im Jahr 2002 waren es dann schon rund 400 Millionen. Der Umsatz mit klassischen Rollfilmen ging dagegen zwischen 2001 und 2002 um insgesamt 17 Prozent zurück.

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