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Wirtschaft: Agnelli-Enkel führt Fiat

32-Jähriger John Elkann übernimmt Vorsitz in der Familienholding

Rom - Krönungsfeierlichkeiten im industriellen Hochadel Italiens: Die Agnellis setzen wieder einen aus ihrem Geblüt an die Spitze der milliardenschweren Familienholding. John Elkann heißt der neue Fiat-Fürst, erst 32 Jahre ist er alt. Am Dienstag wurde er in Turin offiziell in sein Amt eingeführt, indem er die Führung der Familienholding „Ifil“ übernahm. Dass John Jacob „Yaki“ Elkann in so jungen Jahren die Führung anvertraut bekam, hat Tradition: Auch Großvater Gianni Agnelli, der langjährige Fiat-Patriarch, war mit 32 Jahren an die Spitze des Clans aufgestiegen, und Gianni Agnelli höchstpersönlich hatte seinen Enkel als Nachfolger auserkoren.

Ende 1997 holte er den damals 21-Jährigen, viel versprechenden Familienspross in den Vorstand von Fiat. Der in New York geborene, in Frankreich aufgewachsene John Elkann entstammt der ersten Ehe von Margherita Agnelli, der Tochter des „Avvocato“, mit dem Journalisten und Schriftsteller Alain Elkann. Und ausgerechnet die Mutter war es, die „Yaki“ bei seinem Weg an die Familienspitze behinderte, weil sie sich von all ihren Fiat-Anteilen trennte, als das Erbe des Patriarchen 2004 aufgeteilt wurde.

Aber ihr Sohn war da bereits allen Erwartungen vollauf gerecht geworden, wurde zum Vizepräsidenten im Konzern ernannt und zum Vize der Familienholding. Und jetzt, fünf Jahre nach dem Tod des Patriarchen, sei Elkann „mehr als reif“ für den Sprung an die Spitze, sagt Gianluigi Gabetti, der den Agnellis schon lange als finanzieller Chefberater dient. Mit seinen 83 Jahren ist Gabetti fast so alt, wie Patriarch Gianni Agnelli jetzt wäre. Nun tritt er einen kleinen Schritt zur Seite, bleibt aber zuständig für „große strategische Investitionen“.

John Elkann besteigt den Thron nach einer langen Zeit der Unruhe. Die Autosparte, das Kerngeschäft von Fiat, steckte in der tiefsten Krise ihrer mehr als 100-jährigen Geschichte. Die Familie musste geschätzte zwei Milliarden Euro zuschießen und erwog sogar den Ausstieg aus dem Autogeschäft. 2004 aber, als mit Giannis Bruder Umberto die Patriarchengeneration ausstarb, wurden der Italo-Kanadier Sergio Marchionne ans Steuer und Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo in die Fiat-Präsidentschaft gerufen. Seither geht es nur noch aufwärts. 803 Millionen Euro Gewinn fuhren Fiat, Romeo und Lancia im Jahr 2007 ein, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Und die „Ifil“ verdient mit: Der Agnelli-Clan mit mehr als 100 Familienmitgliedern hat über diese Holding ihren Anteil an Fiat wieder auf mehr als 30 Prozent gesteigert.

Beruhigt hat sich, nicht zuletzt durch „Yakis“ umsichtiges, aber entschlossenes Zugreifen, auch die Lage beim anderen Flaggschiff der Agnellis: beim Fußball-Erstligisten Juventus Turin. Die Vorwürfe, das Juve-Management habe mindestens eine ganze Saison lang die „Serie A“ manipuliert, waren kaum in der Welt, da gab Elkann im Namen der Familie den drei Fußballgewaltigen auch schon den Abschied. Und nach einem Jahr Zwangsabstieg in die B-Klasse mischt Juventus, moralisch und spielerisch voll rehabilitiert, bereits wieder in der noblen Champions League mit.Paul Kreiner

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