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Wirtschaft: Agrochemie-Aktien: Anleger sind skeptisch

Die Suche nach einem möglichen Käufer für das Agrogeschäft könnte für Aventis-Vorstandschef Jürgen Dormann schwierig werden. Denn eine weitere Großfusion oder -übernahme in der Agrochemie dürfte auf starke Bedenken der Kartellwächter stoßen.

Die Suche nach einem möglichen Käufer für das Agrogeschäft könnte für Aventis-Vorstandschef Jürgen Dormann schwierig werden. Denn eine weitere Großfusion oder -übernahme in der Agrochemie dürfte auf starke Bedenken der Kartellwächter stoßen. Grund dafür ist die bereits hohe Konzentration der Branche. Die Zahl der führenden Agrochemiekonzerne ist in den vergangenen Jahren zusammengeschmolzen. Während 1997 die sieben größten Unternehmen noch 60 Prozent des Weltmarktes auf sich vereinigten, waren es 1999 bereits 90 Prozent, schreibt die Investmentbank Lehman Brothers.

Verstärkt wurde die Konzentration zuletzt durch zwei Ereignisse: Im Frühjahr baute die BASF AG ihr Pflanzenschutz-Geschäft durch den 3,8 Milliarden Dollar teuren Erwerb der Cyanamid-Gruppe von American Home aus. Im vorigen Jahr bereits kündigten die Pharmakonzerne Novartis und Astra Zeneca an, ihre Agro-Sparten in dem neuen Unternehmen Syngenta zu bündeln und eigenständig an die Börse zu bringen. Nach Einschätzung des deutschen Industrieverbandes Agrar schließen sich Anbieter zusammen, um die hohen Kosten für die Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe besser zu bewältigen und um ein Komplettangebot aus Insektiziden, Unkrautvernichtungsmitteln und Fungiziden zu haben. Es spielt dabei aber eine ebenso große Rolle, dass die Gewinne in den Agrosparten wie etwa bei Aventis schwach blieben.

Zusammenschlüsse wie Syngenta und die jüngsten Pläne von Aventis markieren das Ende des Life-Science-Konzepts, womit die Ausrichtung auf das Pharma- und Agrogeschäft gemeint ist. Jetzt heißt der Trend: Trennung und Aufbau reinrassiger Agro-Unternehmen. Dem Trend hat sich auch die amerikanische Pharmacia-Gruppe angeschlossen, die im Frühjahr aus der Fusion von Monsanto und Pharmacia & Upjohn entstanden ist. Die Agro-Aktivitäten der früheren Monsanto wurden in ein eigenständiges Unternehmen unter dem Namen Monsanto ausgegliedert und im Oktober teilweise an die Börse gebracht. Pharmacia hält zwar noch eine Kapitalmehrheit von über 80 Prozent an Monsanto, doch ist eine vollständige Trennung vorgezeichnet.

Bei der Aufspaltung der Life-Science-Konzerne wird das große Bewertungsgefälle zwischen den einst verbundenen Pharma- und Agrosparten deutlich. Im Falle Pharmacia repräsentiert das Agrogeschäft knapp ein Drittel des Umsatzes, aber es macht nur ein Zwölftel des Börsenwerts aus. Ähnlich sind die Relationen bei der Syngenta AG, die seit Montag an der Börse ist. Die Begeisterung der Anleger für die neuen reinrassigen Agrospezialisten hält sich stark in Grenzen. Der Syngenta-Kurs sackte in den ersten Tagen unter den Ausgabepreis, die Monsanto-Aktie hält sich nur knapp darüber. Beide Unternehmen werden derzeit mit rund dem 0,7-fachen ihres Umsatzes und dem Achtfachen des operativen Cash-flows (Ebitda) bewertet. Aventis Crop Science dürfte auf dieser Basis einen Wert von maximal fünf Milliarden Euro repräsentieren.

Die Skepsis der Investoren gegenüber den neuen Agro-Aktien liegt auch daran, dass der Markt für Landwirtschaftschemie seit Jahren lahmt. Auch beim Vergleich des Marktwachstums zeigt sich der krasse Unterschied zwischen Pharma und Agrochemie: Während der Arzneimittel-Weltmarkt mit über zehn Prozent jährlich zulegt, muss sich die Agrochemiebranche seit mehreren Jahren mit einer Stagnation oder einem nur leichten Plus zufrieden geben.

bef, shf

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