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Wirtschaft: Ahold-Spitze tritt nach Bilanztricks zurück

Europas zweitgrößter Handelskonzern meldete zu hohen Gewinn – Aktie bricht ein

Brüssel (msh/kb). Die Führungsspitze des holländischen Einzelhandelskonzerns Ahold ist am Montag wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten zurückgetreten. Hintergrund sind Bilanzfehler der amerikanischen Ahold Tochtergesellschaft US Foodservice, die Einnahmen von 500 Millionen Dollar zu hoch ausgewiesen hatte. Als Folge geht Europas zweitgrößter Einzelhändler von einem „deutlich niedrigeren“ Gewinn für das Jahr 2002 aus. Die Aktie des Unternehmens brach daraufhin am Montag um mehr als 60 Prozent auf 3,94 Euro ein.

Nachdem der Konzern die Falschbuchungen entdeckt hat, muss der Jahresabschluss für das Jahr 2001 korrigiert werden, teilte Ahold mit. Auch die Bilanz für 2002 verzögere sich. Für das vergangene Jahr hatte der Konzern einen Umsatz von 72,7 Milliarden Euro erwartet. Ahold betreibt weltweit rund 9000 Supermärkte, Verbrauchermärkte und Drogerien, ist aber in Deutschland nicht nennenswert präsent. Nach dem Rücktritt von Vorstandschef Cees van der Hoeven und Finanzvorstand Michael Meurs wird zunächst Aufsichtsratschef Henny de Ruiter die Leitung des Unternehmens übernehmen.

In Börsenkreisen war es kein Geheimnis, dass es mit Ahold nicht zum besten stand. Die derzeitige Gewinnwarnung ist bereits die dritte in den letzten Monaten. Im vergangenen Jahr hatten Kursverluste durch die Abwertung der argentinischen und brasilianischen Währungen zu starken Rückgängen des Gewinns pro Aktie geführt.

Die Führung des Konzerns hatte daraufhin beschlossen, sich auf die Kernaktivitäten zu konzentrieren und andere Betriebsteile zu veräußern – auch um die Unruhe der Banken zu besänftigen, die die hohen Schulden des Konzerns kritisierten.

Am Montagmorgen kam dann die Überraschung: Die amerikanische Tochterfirma US Foodservice, ein Catering-Betrieb für Schulen und Behörden, habe in den Jahren 2001 und 2002 ihre Einnahmen um 500 Millionen Dollar zu hoch angegeben. Der operative Gewinn von Ahold für das Geschäftsjahr 2002 müsse nach unten korrigiert werden. Mehrere Vorstandsmitglieder von US Foodservice und ein komplettes Marketing Management- Team wurden suspendiert. Nach ersten Angaben einer Ahold-Sprecherin sind bei US Foodservice offenbar Großkundenrabatte falsch verbucht worden.

Damit nicht genug: Externe Buchprüfer sind auch bei der argentinischen Supermarktkette Disco auf der Suche nach „unzulässigen Transaktionen“ und Buchhaltungsfehlern. Und zur Sicherheit werden nun auch die Bücher mehrerer anderer Tochterunternehmen durchleuchtet. Um finanzielle Engpässe zu vermeiden, hat Ahold mit einem Bankenkonsortium einen Überbrückungskredit von 3,1 Milliarden Euro ausgehandelt, der dem Konzern zunächst für ein Jahr zur Verfügung stehen wird.

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