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Air Berlin: Ballast abwerfen

Die zweitgrößte deutsche Fluglinie verliert Passagiere – steigert aber den Erlös und will bis zu 400 neue Flugbegleiter einstellen. Air Berlin sucht Personal, obwohl Mitarbeiter zu Hause sitzen.

Berlin -  Im Januar ging bei Air Berlin die Zahl der Reisenden im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,5 Prozent auf rund 1,7 Millionen zurück, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Da aber die Kapazitäten um 4,9 Prozent verringert worden sind, verbesserte sich die Auslastung der Flotte um 0,3 Prozentpunkte auf 69 Prozent. Der Erlös pro Sitzplatzkilometer kletterte diesen Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat von 4,06 auf 4,99 Cent. Auch die Aktien von Air Berlin legten im Tagesverlauf zu. Im Geschäftsjahr 2007 hatte die Air-Berlin-Gruppe 2,5 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Ende März gibt das Unternehmen die Zahlen für 2008 bekannt. Ebenfalls dann will der Tui-Konzern über die Zukunft seiner Flugtochter Tuifly entscheiden. Diskutiert wird eine Partnerschaft mit Air Berlin. Zuletzt wuchs das Unternehmen 2007 durch die Übernahme der Düsseldorfer Fluglinie LTU auf eine Flotte von136 Maschinen.

Air Berlin erwartet vor allem in diesem Sommer ein erfolgreiches Geschäft – und sucht deshalb neue Kabinenmitarbeiter, möglicherweise 100 in Berlin. Zum Ärger der Gewerkschaft Verdi, denn der Konzern hat noch mit den Folgen der Übernahme der Linie dba zu kämpfen. Vor drei Monaten hatte Air Berlin den Betrieb der 2006 übernommenen Tochter eingestellt. Den 170 Flugbegleitern sollten damals „adäquate Arbeitsplätze“ im Air-Berlin-Konzern angeboten werden. Doch die Integration habe es nie gegeben, beklagt Verdi. Die Kollegen stehen zwar noch auf der Gehaltsliste, sind aber von Arbeit freigestellt. „Die Streckenrechte und Flugzeuge hat Air Berlin genommen, die Mitarbeiter nicht“, sagte Holger Rößler von Verdi am Donnerstag. „Warum werden statt neuer Mitarbeiter nicht diese übernommen?“ Dabei hätte man schon über eine teilweise Angleichung der Arbeitsbedingungen verhandelt: Für eine Stewardess mit vier Jahren Betriebszugehörigkeit habe es bei der dba mehr als 1400 Euro brutto monatliches Grundgehalt gegeben. Fast 100 Euro weniger seien es bei Air Berlin, berichteten Mitarbeiter. Nun plane man rechtliche Schritte, um die Weiterbeschäftigung der Flugbegleiter zu sichern.

Unterdessen nähert man sich bei der Konkurrenz wieder an: Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) streitet seit 2002 als Gewerkschaft des Kabinenpersonals mit der Lufthansa – unabhängig von Verdi. Ufo-Tarifexperte Joachim Müller sagte dem Tagesspiegel: „Ab Montag wird wieder verhandelt.“ Ufo fordert für die 16 000 Beschäftigten insgesamt 15 Prozent mehr Lohn und trat kürzlich in einen Warnstreik.

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