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Air Berlin

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Air Berlin: Sparen statt wachsen

Air-Berlin-Firmenchef Joachim Hunold stellt die Übernahme von Condor in Frage – und kündigt weitere Sparmaßnahmen an.

London - Die eigentliche Nachricht kam bereits kurz vor Beginn der Air-Berlin-Hauptversammlung. Am Dienstagmorgen teilte der Reisekonzern Thomas Cook mit, den geplanten Verkauf des Charterfliegers Condor an Air Berlin noch einmal überdenken zu wollen. Der zweitgrößte europäische Reiseveranstalter erklärte bei Vorlage der Halbjahreszahlen in London, Alternativen zu den Fusionsplänen zu prüfen. Air-Berlin-Chef Joachim Hunold blieb dann ein paar Stunden später ebenfalls in London nicht viel mehr, als die Erklärung von Thomas Cook vorzulesen. „Aufgrund der erheblichen Verzögerungen bei der Zulassungsprüfung und des sich verändernden konjunkturellen Umfelds prüfen wir derzeit zusammen mit Air Berlin, ob die Condor-Transaktion nach wie vor sinnvoll ist“, zitierte er den Thomas-Cook-Chef Manny Fontenla-Novoa.

Diese Richtungsänderung kam für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft selbst überraschend: Im Redemanuskript von Hunold stand noch, dass er aufgrund von Vorbehalten des Kartellamtes „hier und heute noch keine detaillierten Angaben“ zum Stand der Übernahme von Condor machen könne. Spekuliert worden war schon länger darüber, dass das Geschäft auf der Kippe stehen könnte.

Die beiden Unternehmen hatten sich im September darauf geeinigt, dass Condor bis zum Jahr 2010 zur Air-Berlin- Gruppe stoßen soll und sich der Reisekonzern im Gegenzug mit bis zu 29,99 Prozent an der Fluggesellschaft beteiligt. Den Kaufpreis in Höhe von 500 Millionen Euro sollte Air Berlin dabei teils in Aktien, teils in bar begleichen. Doch die explodierenden Treibstoffkosten belasteten den Aktienkurs von Air Berlin zuletzt so stark, dass das Geschäft für beide Seiten zunehmend unrentabel erschien. Auch hatte die Fluggesellschaft vergangene Woche erste Details eines Sparprogramms vorgelegt, das Streckenstreichungen und Flugzeugstilllegungen beinhaltet. Ein weiterer Zukauf – Air Berlin hat bereits die Billigfluggesellschaft dba sowie den Ferienflieger LTU übernommen – passte da kaum ins Konzept.

Offiziell heißt es nun, bis Oktober solle eine Entscheidung fallen. Es könne darum gehen, Condor als eigene Fluglinie zu behalten oder eine andere Lösung zu finden. Das Bundeskartellamt will bis zum 9. Oktober entscheiden, ob es die Fusion erlaubt. Die aktuelle Entwicklung könnte auch auf größere Bedenken der Wettbewerbshüter zurückgehen. Es sei möglich, dass man schon wisse, in welche Richtung die Bonner Behörde entscheiden werde, sagte Air Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel. Ein definitives Ende der Fusionspläne stelle die jetzige Erklärung aber nicht dar, betonte er.

Die rund 30 zur Hauptversammlung angereisten Aktionäre der Fluggesellschaft nahmen die Neuigkeit verhalten auf. Malte Diesselhorst von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kommentierte lediglich, angesichts der derzeitigen Lage und der hohen Verschuldung glaube er ohnehin, dass Air Berlin mit der Integration der Condor überfordert wäre. „Das wäre ein zu großer Brocken.“ Das Unternehmen solle sich nun vielmehr auf die Stärkung der Profitabilität konzentrieren.

Das sieht die Air-Berlin-Führung offenbar ähnlich. Hunold kündigte an, das in der vergangenen Woche veröffentlichte „Effizienzprogramm“ sei nur ein „erster Schritt zur Konsolidierung“. „Das ist ein laufender Prozess“, sagte Hunold dem Tagesspiegel. Details nannte er nicht. Nur soviel: „Wir wollen die Profitabilität steigern, ohne in Aktionismus zu verfallen und ohne unsere Markt-Strategie aufzugeben.“ Vor allem die nichttouristische Langstrecke steht derzeit auf dem Prüfstand. Bisher traf es vor allem die erst im Mai aufgenommenen China-Verbindungen von Düsseldorf aus. Zudem werden 14 Maschinen stillgelegt.

Juliane Schäuble

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