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Wirtschaft: Air Berlin verkauft Billigtickets bei Penny

Am 30. Juni kann man Fluggutscheine für 29 Euro kaufen – und so bis zu 50 Euro sparen / Auch die Konkurrenz ist interessiert

Berlin Nach der Deutschen Bahn will auch Air Berlin als erste Fluggesellschaft ihre Tickets bei einem Lebensmittel-Discounter verkaufen. Am 30. Juni werde Air Berlin 100000 Ticket-Gutscheine zum Preis von je 29 Euro bei der Lebensmittelkette Penny anbieten, teilte das Unternehmen am Montag in Berlin mit. Air Berlin sehe das Penny-Angebot als reine „Marketingaktion“, mit der die „Produktbeliebtheit erhöht werden soll“, sagte eine Sprecherin.

Anders als die Bahn bezieht die Fluggesellschaft allerdings auch Reisebüros und das Internet in die Preisaktion ein, wo ebenfalls jeweils 100000 Ticket-Gutscheine angeboten werden. Mit dem Gutschein könnten anschließend Flugtickets bis zum Preis von 79 Euro inklusive Kerosinzuschlag erworben werden – über das Internet, das Call-Center oder auch im Reisebüro. Die Flüge müssen in dem Zeitraum vom 30. Juni bis 30. September gebucht werden, der Reisezeitraum ist vom 1. November bis zum 18. Dezember und auf acht unterschiedliche europäische Städteverbindungen beschränkt.

Die Bahn hatte Mitte Mai gut eine Million Fahrkarten für je 49,90 Euro beim Discounter Lidl verkauft und sich damit massive Kritik der Reisebüros eingehandelt. „Das war eine einmalige Aktion“, sagte Bahn-Sprecher Achim Stauß. Trotz des großen Erfolgs soll ein Ticketverkauf über einen Discounter nicht wiederholt werden. „Wir konzentrieren uns jetzt auf unsere eigenen Angebote“, so Stauß.

Dagegen finden auch andere Billigflieger neben Air Berlin den Vertriebsweg über den Einzelhandel attraktiv. „Der Einzelhandel ist ein sehr interessanter Vertriebsweg“, sagte dba-Sprecher Matthias Andreesen. „Wir haben schon einige Überlegungen angestellt und analysieren die Lage ganz genau“. Allerdings laufen 50 Prozent der dba-Buchungen über die Reisebüros, und die darf man nicht verprellen.

Das ist beim Billigflieger des Touristikkonzerns Tui, Hapag Lloyd Express, anders – 85 Prozent der Buchungen laufen über das Internet. Aber das ist dem Unternehmen noch nicht genug: Mit dem Verkauf über Discounter könne man weitere Zielgruppen zum Internet bringen, sagt hlx-Sprecher Herbert Euler. „Wir haben schon Gespräche mit verschiedenen großen Lebensmittelketten geführt“, sagt er. Allerdings seien die Gespräche bisher daran gescheitert, dass die Einzelhändler die Gutscheinlösung nicht akzeptiert hätten und lieber „richtige Tickets“ verkauft hätten – das wiederum sei technisch kaum umsetzbar, sagt Euler. Auch Easyjet denkt darüber nach, den Einzelhandel längerfristig als Vertriebsweg einzuführen – allerdings in Osteuropa. Dort hätten weit weniger Menschen Zugang zum Internet, sagte ein Sprecher. Konkrete Planungen gebe es aber noch nicht. Germanwings will den Verkauf über Discounter nicht ausschließen, hat aber ebenfalls noch keine konkreten Pläne.

Der Bahnticket-Sonderverkauf bei Lidl wird demnächst wohl die Justiz beschäftigen: Die Wettbewerbszentrale bereitet derzeit eine Klage gegen Lidl vor, erfuhr das Handelsblatt bei dem Bad Homburger Verein. Die Wettbewerbsschützer sehen die Werbung für die Ticket-Aktion als irreführend an, weil die Ware nicht lang genug vorgehalten wurde. Der gesetzliche Regelfall schreibt hier zwei Tage vor. Ansonsten hätte Lidl klarer kommunizieren müssen, dass das Ticketvolumen nur begrenzt verfügbar sei, heißt es bei der Wettbewerbszentrale.

Morten Petersenn, Rechtsanwalt der internationalen Kanzlei Lovells in Hamburg, sieht den Fall Lidl etwas anders. Bei Lebensmittel-Discountern sei der Verbraucher daran gewöhnt, dass branchenfremde Artikel, die in Sonderaktionen angeboten werden, oft nach kurzer Zeit vergriffen seien, argumentiert er. Zu Gunsten von Lidl spreche auch, dass man bisher keine vergleichbare Werbeaktion mit der Bahn gemacht habe und deshalb auf keine Erfahrungswerte zurückgreifen konnte. fw/hej/tel/ebe (HB)

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