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Wirtschaft: Airbus bekennt sich zu Deutschland

Luftfahrtkonzern hält trotz A-380-Krise am Standort Hamburg fest / Probleme auch bei A 350 und A 400M

Berlin - Trotz der Krise bei Airbus bekennt sich der Mutterkonzern EADS zu seinem Werk in Hamburg. „Nach Toulouse ist Hamburg unser zweitwichtigster Standort, zu dem wir ganz klar stehen“, sagte EADS-Co-chef Thomas Enders nach einem Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole von Beust (CDU). Gleichzeitig räumte Enders ein, dass die Krise bei Airbus hausgemacht sei. „Das sind Managementfehler, die vor Jahren gemacht wurden und die nicht innerhalb von 14 Tagen behoben werden können.“

Airbus hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass sich die Auslieferung des Superjumbos A 380 um ein weiteres Jahr verzögert. Wegen der Krise büßt der Mutterkonzern EADS nach eigener Aussage insgesamt 4,8 Milliarden Euro ein. Airbus- Chef Christian Streiff brachte deshalb die Verlagerung der A-380-Fertigung von Hamburg nach Toulouse ins Spiel. Auch die Fertigung des Langstreckenflugzeugs A 350 könne hauptsächlich in Toulouse erfolgen. „Alles ist möglich, aber noch ist keine Entscheidung gefallen“, sagte Streiff der Zeitung „Le Monde“.

In der deutschen Politik hat der Franzose Streiff damit für Unruhe gesorgt. „Wir müssen darauf achten, dass es keine Verschiebung gibt von Deutschland nach Frankreich“, sagte der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). „Wir müssen der Industrie beistehen, um dieses Problem zu lösen.“

Noch weiter ging Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU). Er will, dass die staatliche KfW-Bankengruppe Anteile an EADS kauft. Dieser Forderung schloss sich auch der SPD- Wirtschaftspolitiker Rainer Wend an. „Wir können da nicht mehr tatenlos zusehen.“ Ablehnung kam dagegen aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Auch EADS selbst hält nicht viel von einer staatlichen Beteiligung Deutschlands. „Das Unternehmen kann nur dann erfolgreich geführt werden, wenn es privatwirtschaftlich geführt wird“, sagte Enders.

Zu einem möglichen Abbau von Arbeitsplätzen wollte sich der Konzernvize nicht äußern. Er stellte aber klar, dass „die Menschen, die am Airbus arbeiten“, nicht betroffen seien. Gespart werde vielmehr bei „Unterstützungsfunktionen“, also externen Dienstleistungen und Zeitarbeitskräften. Die Entwicklung des Langstreckenflugzeugs A 350 stellte Enders sogar komplett in Frage. Es werde geprüft, ob es dafür noch genug Ressourcen gebe.

Wirtschaftsminister Glos stellte sich hinter das Unternehmen. „Ich habe volles Vertrauen in das Management“, sagte er. Auch von Beust zeigte sich erleichtert, dass die politische Seite bei den anstehenden Entscheidungen eingebunden werde.

Ärger droht EADS dagegen von juristischer Seite. Ein Aktionär verklagte den Luftfahrtkonzern auf Schadenersatz. Die Klage wurde am Donnerstag beim Landgericht Frankfurt am Main eingereicht, teilte die Münchner Kanzlei Rotter mit. Schon am 25. Februar habe festgestanden, dass es beim A 380 zu Lieferverzögerungen und damit zu Gewinneinbrüchen kommen werde. Grob fahrlässig habe EADS diese Information bis zum 3. Oktober verzögert. Wer in dieser Zeit EADS- Aktien gekauft habe, habe zu viel bezahlt und damit Anspruch auf Schadenersatz.

Problematisch könnte die Krise auch für Daimler-Chrysler werden. Der Autokonzern hält 30 Prozent an EADS. Analysten der Credit Suisse haben deshalb ihre Gewinnschätzung für Daimler- Chrysler deutlich gesenkt. Für das laufende Jahr wurde die Schätzung für das Ergebnis je Aktie um 18 Prozent auf 1,30 Euro und für 2007 um sieben Prozent auf 2,93 heruntergenommen. Daimler- Chrysler selbst äußerte sich dazu nicht.

Nach Ansicht von Airbus-Chef Streiff liegt der Konzern bei der Produktentwicklung 15 Jahre hinter dem US-Konkurrenten Boeing zurück. Sogar beim Militärtransporter A 400 M könne es Probleme geben. „Der Zeitplan steht auf der Kippe.“ Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) glaubt hingegen weiter an den A 400 M, den auch die Bundeswehr bestellt hat. Die EADS-Führung habe ihm immer versichert, es bleibe beim Zieldatum 2010. „Wir haben einen Vertrag. Und ein Vertrag ist einzuhalten.“ mit bib

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