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Airbus: Nun auch andere Projekte in der Kritik

Gewinneinbußen von 4,8 Milliarden Euro wegen der verspäteten Auslieferung des A380, womöglich keine Ressourcen für den A350, Verzögerungen beim Militärtransporter A400M: Die Krise bei Airbus zieht immer weitere Kreise.

Berlin/Paris - Nach den Problemen mit dem Riesen-Passagierflugzeug A380 nimmt das Unternehmen nun auch andere milliardenschwere Projekte kritisch unter die Lupe. Der Ko-Chef des Mutterkonzerns EADS, Thomas Enders, kündigte an, in den nächsten Wochen werde "intensiv" geprüft, ob es noch genügend Ressourcen gebe, um die Entwicklung des Langstreckenflugzeugs A350 in Angriff zu nehmen. Airbus-Chef Christian Streiff berichtete zudem von Problemen beim Militärtransporter A400M. In welchem Umfang die Krise zum Arbeitsplatzabbau führen wird, ist weiter unklar. Enders sicherte aber den Erhalt des Produktionsstandortes Hamburg zu.

Nach einem Krisentreffen in Berlin mit Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sagte Enders, wegen der durch die erneute Lieferverzögerung beim A380 entstandenen Situation müsse nun geprüft werden, ob die Voraussetzungen für die Entwicklung des A350 noch gegeben seien. Zuvor hatte der EADS-Ko-Chef bereits in der "Financial Times Deutschland" angedeutet, dass der Gesamtkonzern gefährdet wäre, wenn es beim A350 ähnliche Probleme gäbe wie beim A380. Deshalb müsse die Entscheidung für das neue Projekt mit Entwicklungskosten von schätzungsweise gut acht Milliarden Dollar (6,3 Milliarden Euro) sorgfältig geprüft werden. Das im Sommer vorgelegte A350-Konzept komme zwar bei den Fluggsellschaften gut an: "Aber natürlich müssen wir für einen Programmstart Konzept und Ressourcen in Einklang bringen."

Auch beim A400M Lieferverzögerungen

Wegen der Produktionsprobleme beim A380 muss der europäische Rüstungs- und Luftfahrtkonzern nach eigener Einschätzung zwischen 2006 und 2010 Gewinneinbußen in Höhe von 4,8 Milliarden Euro hinnehmen. Das Unternehmen kündigte deshalb Spar- und Umbaumaßnahmen an, mit denen ab 2010 jährlich mindestens zwei Milliarden Euro eingespart werden sollten. Der neue Airbus-Chef Streiff bestätigte zudem nun, dass es auch beim Militärtransporter A400M zu wachsenden Kosten sowie Lieferverzögerungen kommen könne. "Der Zeitplan steht auf der Kippe", sagte er der "Financial Times". Nach dem bisherigen Plan soll die Maschine ihren ersten Testflug 2008 und ab Ende 2009 ausgeliefert werden.

Die Krise bei Airbus hat besonders in Hamburg die Befürchtungen wachsen lassen, dass es einen massiven Stellenabbau geben könnte. Das größte Passagierflugzeug der Welt wird hauptsächlich in der Hansestadt sowie im südfranzösischen Toulouse gebaut. Enders sicherte bei dem Treffen in Berlin zwar zu, dass Hamburg als zentraler Standort erhalten bleiben solle: Sein Unternehmen lege "ganz klar ein Bekenntnis" zu der Hansestadt ab. Konkret zum Umfang des möglichen Stellenabbaus an der Elbe wollte sich Enders aber nicht äußern. Die Details des Sanierungsplans würden erst in den kommenden Monaten erarbeitet. Bevor die Beschlüsse getroffen würden, werde es aber weitere Absprachen mit der Bundes- und Landesregierung geben, kündigte Enders an.

Glos: "Volles Vertrauen" ins Airbus-Management

Glos und von Beust zeigten sich mit den Zusagen des EADS-Ko-Chefs zufrieden. Er habe "volles Vertrauen" in das Airbus-Management und sehe den Standort Hamburg nicht in Gefahr, sagte Glos. Von Beust betonte, ihm sei es wichtig gewesen zu hören, dass die "gute Balance" zwischen Hamburg und Toulouse erhalten bleiben solle. Streiff hatte zuvor im "Hamburger Abendblatt" angekündigt, dass die Entscheidung zur künftigen Arbeitsteilung zwischen Hamburg und Toulouse "frühestens Anfang 2007" fallen werde. Da die Auftragsbücher voll seien, erwarte er im Übrigen keinen Stellenabbau bei den Arbeitern. Bei den Zeitarbeitskräften außerhalb der Produktion werde aber gespart werden müssen.

Airbus liegt nach Angaben seines Chefs bei der Produktentwicklung 15 Jahre hinter dem großen US-Konkurrenten Boeing zurück. "Das ist ein langfristiges Geschäft. Wir müssen aufholen", sagte Streiff der "Financial Times". "Ich hoffe, in 15 Jahren sind wir wieder vor Boeing." (tso/AFP)

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