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Wirtschaft: "Aktie Gelb": Die Post will weiter auf Einkaufstour gehen

Post-Chef Klaus Zumwinkel setzt weiter auf Expansion. Sollten in Zukunft - wie bei den Telekom-Unternehmen bereits geschehen - auch Postgesellschaften in Europa privatisiert werden, sei die Deutsche Post daran interessiert, dort als strategischer Partner einzusteigen.

Post-Chef Klaus Zumwinkel setzt weiter auf Expansion. Sollten in Zukunft - wie bei den Telekom-Unternehmen bereits geschehen - auch Postgesellschaften in Europa privatisiert werden, sei die Deutsche Post daran interessiert, dort als strategischer Partner einzusteigen. Die Aktien der Deutschen Post werden von diesem Montag an in einer Preisspanne von 18 bis 23 Euro zum Zeichnen angeboten. Frühzeichner, die bis zum 10. November Post-Aktien ordern, sollen einen Rabatt von 0,50 Euro auf den Ausgabepreis sowie eine Bonusaktie für je 15 georderte Papiere erhalten. Die reguläre Zeichnungsfrist endet für Privatanleger am 16. November und für institutionelle Investoren am 17. November. Am 20. November, soll die Aktie des ehemaligen Staatskonzerns in Handel an allen deutschen Börsen gehen.

"Wir können uns durchaus vorstellen, dass sich die Deutsche Post eines schönen Tages an einer ausländischen Postgesellschaft beteiligt", sagte der Post-Chef im Gespräch mit dem Handelsblatt. Allerdings sei dies noch Zukunftsmusik, betonte Zumwinkel. Er glaubt nicht, dass "in den nächsten fünf Jahren" mit bedeutenden Liberalisierungsfortschritten auf den europäischen Postmärkten zu rechnen ist. Der deutsche Postmarkt sei bereits vergleichsweise weit geöffnet. Insbesondere die Franzosen mauerten in der EU beim Thema zügige Liberalisierung. Zumwinkel: "Alle Experten in Brüssel sagen, dass der Vorschlag, das Briefmonopol 2003 auf 50 Gramm zu senken, nicht durchsetzbar ist." Der Post-Chef erwartet daher eine Kompromisslösung. Sie könnte bei 150 Gramm liegen. Deutschland werde dabei auf eine gleichmäßige Entwicklung in Europa achten und nicht im Alleingang das Briefmonopol abschaffen. Dennoch rechnet der Post-Chef damit, dass Deutschland weiterhin eine Vorreiterrolle in Sachen Postliberalisierung spielen wird und wahrscheinlich die Gewichtsgrenze für Briefe im Monopolbereich von heute 220 Gramm auf 100 Gramm senken wird. Zumwinkel betonte, dass das Briefmonopol keine deutsche Erfindung sei, sondern der Aufrechterhaltung des Universaldienstes diene, also beispielsweise von Postfilialen auf dem platten Lande. "Die Post bleibt auf Einkaufstour," sagte Zumwinkel, werde aber zunächst auf die Bremse drücken. Seit 1998 hat die Post für knapp sieben Milliarden Euro Firmen hinzu gekauft. In diesem Tempo werde die Post nicht weitermachen. Konsolidierung und Abrundung des internationalen Postnetzes stehe nun auf dem Programm.

"Wir halten dabei an der Strategie fest, unseren Kunden zu folgen, beispielsweise nach Asien." Kein Wunder: Integrationskosten "in dicker dreistelliger Millionenhöhe" belasten das Ergebnis der Post. Dies sei aber lediglich in den Bereichen Express und Logistik der Fall, stellte Zumwinkel klar. Er räumte ein, dass die Renditen in den Bereichen Express und Logistik "nicht so doll" ausfallen. "2001 und 2002 werden die Integrationskosten noch höher sein als die Synergien, die wir realisieren können." Erklärtes Ziel sei es aber, bis 2005 die Hälfte des Konzernergebnisses außerhalb des Briefgeschäfts zu erzielen. Heute stammen noch 77 Prozent aus dem Briefgeschäft. Zumwinkel betont, dass dies aber nicht zu Lasten des Briefgeschäfts gehen werde. "Das Ergebnis aus dem Briefgeschäft werde auch künftig in heutiger Größenordnung zum Konzernergebnis beitragen." Steigen soll die Rendite in den übrigen Bereichen, Finanzdienstleistungen sowie vor allem Express und Logistik. Hinzu kommt: Ein starkes Absinken der Briefpreise nach Auslaufen des Briefmonopols sei nicht zu befürchten: "Auch bei einem vollen Wettbewerb im Briefgeschäft wird es nicht zu den Rückgängen kommen, wie etwa bei den Telefonpreisen." Im Gegensatz zur Telekombranche sei das Briefgeschäft kaum vom technischen Fortschritt abhängig. Rund 70 Prozent der Kosten seien reiner Personalaufwand. Niedrigere Porti seien nur zu erreichen, wenn mehr Briefe pro Kopf ausgetragen würden oder pro Mitarbeiter weniger bezahlt werde. Zumwinkel bestätigte, dass sich die reinen Kosten des Börsengangs um die 200 Millionen Mark bewegen. Die Werbekampagne schlägt mit weiteren 100 Millionen Mark zu Buche.

jod, agr, mm

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