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Wirtschaft: Aktien von Air Berlin laufen mäßig

Händler erwarten keinen Kurssprung des Luftfahrtpapiers / Das Unternehmen bleibt optimistisch

Berlin - Aktienhändler erwarten einen mäßigen Börsenstart der Fluggesellschaft Air Berlin am kommenden Freitag. „Ich glaube nicht, dass die Aktie ein Renner wird“, sagte Florian Weber, Vorstand der Wertpapierhandelsbank DKM, dem Tagesspiegel. Die Anleger beurteilten es negativ, dass ein Großteil des Börsenerlöses nicht dem Unternehmen zugute komme, sondern den Altaktionären, die ihre Anteile an der Fluggesellschaft verkaufen, erklärte Weber.

Ein Börsenstart wie beim Chemieunternehmen Wacker, dessen Aktienkurs am ersten Handelstag Anfang April bereits mehr als 15 Prozent auf den Ausgabepreis zulegte, sei bei Air Berlin nicht zu erwarten. „Der erste Kurs dürfte nur knapp über dem Ausgabepreis liegen“, sagte Weber. Wie hoch der Ausgabepreis sein wird, ist noch unklar. Die Spanne für die bis Donnerstag laufende Zeichnung liegt zwischen 15 und 17,50 Euro.

Obwohl Air Berlin erst am Freitag an die Börse geht, wird die Aktie schon jetzt gehandelt. Im vorbörslichen Handel lag der Kurs gestern zwischen 17 und 17,50 Euro – also innerhalb der Spanne. Aktienhändler glauben trotzdem nicht, dass der Ausgabepreis am oberen Ende der Spanne liegen wird – sie rechnen mit rund 16 Euro. „Die Aktie wird bisher eher in Privatkundengröße nachgefragt“, sagte Stefan Chmielewski vom Börsenhändler Lang & Schwarz. „Anleger, die 50 000 Stück kaufen, sind bisher nicht zu sehen.“ Gründe für die Zurückhaltung seien die fehlende Kursphantasie und die typischen Airline-Risiken wie zum Beispiel der hohe Ölpreis. Als Gefahr gilt auch die starke Konkurrenz im Geschäft mit Billigflügen, vor allem durch die Firmen Easyjet und Ryanair sowie durch mehr Billigtickets der Lufthansa. Auch Anlegerschützer sind skeptisch. Ein Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger warnte vor einem Flop bei einem zu hohen Ausgabepreis.

Bei Air Berlin geht man trotzdem weiter von einem guten Börsenstart aus. Seit vergangenem Freitag können Anleger die Aktie zeichnen. Der erste Zeichnungstag sei sehr gut verlaufen, hatte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold am Wochenende im Tagesspiegel-Interview gesagt. „Es läuft bisher gut, die großen institutionellen Anleger zeichnen“, bestätigte am Dienstag Sprecher Peter Hauptvogel.

Auch die Konsortialbanken, die den Börsengang begleiten, geben bisher verhalten positive Signale: „Das Interesse an der Aktie ist ziemlich groß, vor allem in den USA“, hieß es dort. Gerüchte, wonach große institutionelle Anleger nicht zeichnen wollen, seien „von dem Wunsch getrieben, den Ausgabepreis möglichst niedrig zu halten“. Investmentfonds zeichnen in der Regel erst am Ende der Zeichnungsfrist.

Ein Fondsmanager der Investmentgesellschaft DWS hatte gegenüber einer Nachrichtenagentur gesagt, der Ausgabepreis müsse unter 16 Euro liegen. Ein DWS-Sprecher dementierte diese Meldung auf Anfrage: „Es ist falsch, dass wir nur bei Preisen unter 16 Euro zeichnen werden“, sagte der Sprecher dem Tagesspiegel. „Wir haben grundsätzlich Interesse an dem Unternehmen und finden es auch interessant.“

Stefan Kaiser

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