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Aktienkurs: Stimmung an der Börse stürzt ab

Inflation und Ölpreis belasten die Aktienkurse: Hohe Preise, sinkende Aufträge und die Angst vor Auswirkungen der Finanzkrise auf Kredite und Zinsen drücken auf die Stimmung an der Börse.

Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelten Konjunkturerwartungen deutscher Finanzfachleute für die kommenden sechs Monate sind auf den tiefsten Wert seit mehr als 15 Jahren eingebrochen. Der Index verschlechterte sich im Vergleich zum Vormonat um 11,0 Punkte auf minus 52,4 Punkte und liegt damit deutlich unter dem historischen Mittelwert von 29,2 Punkten, teilte das ZEW am Dienstag in Mannheim mit. Schlechter sei der Wert zuletzt im Dezember 1992 gewesen. Damals sei allerdings auch die aktuelle konjunkturelle Lage sehr schlecht bewertet worden, was derzeit nicht der Fall sei.

An der jüngsten Befragung beteiligten sich 264 Analysten und institutionelle Anleger. „Die Erwartungen der Finanzanalysten sind durch Prognosen hinsichtlich einer sich abschwächenden Konjunkturdynamik im Jahr 2009 geprägt“, sagte Institutspräsident Wolfgang Franz. Der Rückgang der Konjunkturerwartungen geht laut ZEW unter anderem darauf zurück, dass Meldungen über rückläufige Auftragseingänge in der Industrie eine sich abschwächende Konjunkturdynamik suggerieren. Zudem verringerten die anhaltend hohen Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel die Kaufkraft der Konsumenten.

Auf den steigenden Ölpreis, eine restriktivere Geldpolitik der Notenbanken in Europa und in den USA, die hohe Inflation, unsichere Konjunkturaussichten und niedrigere Gewinnaussichten verweist auch Klaus Martini, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. Dies belaste im zweiten Halbjahr und möglicherweise noch länger die Aktienmärkte. Trotzdem räumt Martini deutschen Aktien für die kommenden zwölf Monate gute Chancen ein. „Sie sind heute so günstig bewertet wie zuletzt Anfang der neunziger Jahre.“ Der Deutsche Aktienindex (Dax) könne von derzeit rund 6800 auf 7800 Punkte steigen. Bei der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim rechnet man bis Herbst mit maximal 7000 Punkten. Erst danach sei bei einer Abkühlung der Energie- und Rohstoffpreise eine Steigerung Richtung 8000 Punkte möglich.

Beide Institute legten am Dienstag ihren Ausblick für die Kapitalmärkte bis Ende 2008 und Mitte 2009 vor. Dabei überwiegt nicht nur wegen der anhaltenden Kredit- und Finanzkrise die Vorsicht. Vor allem der Ölpreis sorgt für bedenkliche Mienen. „Der Ölpreis sollte hoch bleiben und langfristig weiter steigen.“ Unter 100 Dollar pro Fass könne er nur fallen, wenn es in China zu einer Rezession komme. Ähnlich sieht es Dieter Pfundt, persönlich haftender Gesellschafter beim Bankhaus Sal. Oppenheim.

Auch bei den Nahrungsmittelpreisen sehen die Experten kaum sinkende Notierungen. Dies alles kratzt an der Preisstabilität. „Die goldenen Jahre der niedrigen Inflation sind vorbei“, sagt Martini. Trotzdem erwartet er nicht wieder zweistellige Inflationsraten wie in den siebziger Jahren. Die Notenbanken werden gleichwohl einen restriktiveren Kurs einschlagen, glauben Martini und Pfundt. Bei der Deutschen Bank rechnet man im Juli mit einer Anhebung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) und einem weiteren Schritt in den Monaten danach, so dass der Leitzins von derzeit 4,0 auf 4,5 Prozent steigen dürfte. (dpa/ro)

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