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Vom Anlegerschützer zum Anlegerbetrüger? Am Dienstag sind auch die Geschäftsräume der SdK durchsucht worden. Ihr ehemaliger Vizechef, Markus Straub, soll in die Machenschaften verwickelt sein, vermutet die Staatsanwaltschaft. Foto: dpa

© dpa

Aktienkurse manipuliert: Kriminelle Spekulationen

Betrüger haben mit Kursmanipulationen Millionen verdient. Zu dem Netzwerk der Manipulateure sollen Finanzjournalisten und Herausgeber von Börsenbriefen gehören. Unter Verdacht steht auch ein Ex-Anlegerschützer.

Berlin – Zwei Jahre hatte die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt, dann schlugen die Fahnder zu: Fast 200 Beamte durchsuchten Anfang der Woche Büros und Wohnungen von 31 Beschuldigten, drei Verdächtige sitzen in Haft. Der Vorwurf: Sie sollen untereinander Insiderinformationen ausgetauscht und Aktienkurse manipuliert haben. Zum Netzwerk der Manipulateure zählen nach Meinung der Staatsanwaltschaft Finanzjournalisten und Herausgeber von Börsenbriefen. Besonders pikant: Auch gegen einen früheren Anlegerschützer wird ermittelt. Die Rede ist von dem ehemaligen SdK-Vize Markus Straub, der gegen die Firma Wirecard spekuliert haben soll. Das Unternehmen, das Zahlungen im Internet abwickelt, war 2008 ins Visier von Straub geraten. Der SdK-Funktionär hatte Wirecard Bilanzmanipulationen vorgeworfen, zugleich soll er privat auf fallende Kurse spekuliert haben. Bei der Razzia wurden daher auch Räume der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger durchsucht. SdK-Sprecher Lars Labryga betonte jedoch, die Vereinigung habe mit den Ermittlungen nichts zu tun. Im Gegenteil: Man bekämpfe Marktmanipulationen ausdrücklich.

Gegen 20 Firmen sollen die Verdächtigen spekuliert haben, vermutet die Staatsanwaltschaft. Der Gewinn gehe in die Millionen. Das Muster: Bei seriösen Aktien sollen die Betrüger auf Kursverluste gewettet und anschließend gezielt falsche Negativmeldungen verbreitet haben. Bei wertlosen Aktien, den sogenannten Penny-Stocks, sollen sie mithilfe von selbst veröffentlichten positiven Nachrichten die Kurse in die Höhe getrieben und beim Verkauf verdient haben. Solche Kursmanipulationen sind strafbar und können mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. „Schärfere Gesetze brauchen wir nicht“, sagte Marco Cabras, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), dem Tagesspiegel am Sonntag. Das Problem sei eher, dass die meisten Fälle unentdeckt blieben. „An der Börse werden rund 5000 Aktien gehandelt, die Finanzaufsicht ermittelt im Jahr aber höchstens in 50 Fällen von Kursmanipulationen“, gibt der Aktionärsschützer zu bedenken. Denn die Akteure halten dicht. Um sich zu schützen, sollten Privatanleger auf solche Werte lieber verzichten, rät Cabras. „Die Anleger sollten von solchen kleinen Werten die Finger lassen.“ Die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft werden noch eine ganze Weile andauern. „Ein Zeitrahmen lässt sich nicht seriös vorhersagen“, betonte eine Sprecherin. Zunächst müsse man das umfangreiche Material aus den Durchsuchungen auswerten.

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