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Wirtschaft: Aktienmärkte unter Schock

Neue Belastungen bei US-Banken schüren die Angst der Anleger und sorgen für Kursverluste

Berlin - An den weltweiten Aktienmärkten wächst die Angst vor der ganz großen Krise. Nachdem die wichtigsten Börsenindizes in Europa und den USA bereits am Dienstag um mehr als zwei Prozent eingebrochen waren, ging die Talfahrt am Mittwoch weiter. Am Morgen traf es die asiatischen Märkte: Der japanische Nikkei-Index verlor mehr als drei Prozent. Auch der deutsche Leitindex Dax büßte bis kurz vor Börsenschluss erneut 1,3 Prozent ein. Seit Jahresbeginn hat er damit rund 7,5 Prozent verloren.

Geschürt wurde die Angst am Mittwoch wieder einmal durch den Finanzsektor. Die amerikanischen Banken JP Morgan Chase und Wells Fargo mussten im vierten Quartal hohe Abschreibungen vornehmen und warnten vor einer Verschärfung der Finanzkrise im laufenden Jahr. JP Morgan Chase, die drittgrößte Bank des Landes, meldete für das vierte Quartal 2007 einen Gewinneinbruch von 34 Prozent auf knapp drei Milliarden Dollar (rund zwei Milliarden Euro). Die Bank galt bislang als Musterschüler der Branche und konnte die Verluste aus der Finanzkrise begrenzen. Im vierten Quartal musste jedoch auch JP Morgan 1,3 Milliarden Dollar (knapp 900 Millionen Euro) abschreiben. Im Vergleich zu den 18 Milliarden Dollar, die der größte Konkurrent Citigroup im gleichen Zeitraum verloren geben musste, steht sie damit allerdings immer noch relativ gut da. Der Branchenzweite, die Bank of America, präsentiert seine Bilanz in der nächsten Woche und kündigte bereits an, Stellen abzubauen.

„Wir bleiben extrem zurückhaltend für 2008“, sagte JP-Morgan-Chef Jamie Dimon. Die sich abschwächende US-Konjunktur werde zu weiteren Kreditausfällen bei Konsumenten führen.

Auch der zweitgrößte Hypothekenbank des Landes, Wells Fargo, verbuchte wegen der Finanzkrise den ersten Gewinnrückgang seit sechs Jahren. Netto verdiente das Institut im Quartal zwar immerhin noch 1,36 Milliarden Dollar. Die Bank warnte aber davor, dass die Belastungen in diesem Jahr voraussichtlich höher ausfallen werden.

Der wichtigste US-Aktienindex Dow Jones ging am Mittwoch kurz nach Börseneröffnung wieder auf Talfahrt. Für schlechte Stimmung sorgte dabei auch die Meldung, dass die Inflation in den USA auf den höchsten Stand seit 17 Jahren gestiegen ist. Im Jahresschnitt 2007 mussten die Amerikaner 4,1 Prozent mehr für ihre Lebenshaltung ausgeben als 2006. Das dämpft die Hoffnung der Börsianer auf kräftige Zinssenkungen.

In Deutschland wirkte am Mittwoch noch der Schock der unerwarteten Beichte des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate vom Vortag nach. Das Unternehmen hatte entgegen früherer Äußerungen bekanntgegeben, nun doch von der internationale Finanzkrise betroffen zu sein. Der Wert eines US-Wertpapierportfolios sei im vierten Quartal um 390 Millionen Euro nach unten korrigiert worden. Daraufhin war der Aktienkurs des Dax-Werts um mehr als ein Drittel eingebrochen. Der Bank drohen nun Schadenersatzklagen. „Wir prüfen gegenwärtig, ob Aktionäre der Hypo Real Estate eine Möglichkeit haben, Schadenersatzansprüche wegen fehlerhafter Kapitalmarktkommunikation geltend zu machen“, erklärte Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Auch Anwaltskanzleien drohten mit Klagen. Stefan Kaiser

Stefan Kaiser

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