zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Aktienmärkte unter Spannung

FRANKFURT (MAIN) (ro/rtr).Ohne klare Tendenz schloß am Donnerstag der Aktienmarkt in Frankfurt.

FRANKFURT (MAIN) (ro/rtr).Ohne klare Tendenz schloß am Donnerstag der Aktienmarkt in Frankfurt.Nach den starken Verlusten des Vortages hatte der Deutsche Aktienindex (Dax) zwar als Reaktion auf die am Schluß freundliche Entwicklung an der Wall Street zunächst wieder um 50 Punkte zugelegt.Im Verlauf der Börsensitzung bröckelten die Kurse aber wieder, am Schluß des Parketthandels lag der Dax mit 5481 Punkten um neun Zähler niedriger als einen Tag zuvor.

Nach wie vor allerdings betrachten die meisten Börsianer in Frankfurt das Umfeld positiv, manche sogar als ideal.Die 6000 Punkte beim Dax haben sie nicht aus den Augen verloren.Niedrige Zinsen und niedrige Rohstoffpreise, bessere wirtschaftliche Aussichten, Fusionen und immer wieder aufkeimende Gerüchte über neue Zusammenschlüsse und vor allem das nach wie vor vorhandene Anlagekapital sorgen weiter für Optimismus auf dem Parkett.

Andererseits richten sich sorgenvolle Blicke nicht mehr nur nach Südostasien oder Japan, auch die Entwicklung in Rußland gibt Anlaß zur Sorge.Die Finanzprobleme der Regierung in Moskau, die Talfahrt der Aktienkurse und eine mögliche Abwertung des Rubel könnten auf Dauer auch die Börsen in Westeuropa nicht kalt lassen.

Der russische Präsident Jelzin schloß jedoch ungeachtet der schweren Krise einen Zusammenbruch des russischen Finanzmarktes aus und warb um das Vertrauen der internationalen Anleger.Das Land habe genügend Reserven, um einen Zusammenbruch der Finanzmärkte zu verhindern, sagte Jelzin am Donnerstag im Fernsehen.Er wolle ausländische Spitzenpolitiker anrufen, darunter US-Präsident Bill Clinton und Bundeskanzler Helmut Kohl, sagte Jelzin.Von ihnen erwarte er aber lediglich moralische Unterstützung.Kohl sagte: "Wir sind mitten im Gespräch." Er verwies darauf, daß Jelzin am 8.Juni nach Bonn kommt.Anders als Jelzin hält Vize-Finanzminister Oleg Wjugin zusätzliche Finanzhilfen des Auslands für erforderlich.Die geplante nächste Teilzahlung des Internationalen Währungsfonds (IWF) von 670 Mill.Dollar aus einem Gesamtkredit von 9,2 Mrd.Dollar für Rußland reiche nicht aus, um die anstehenden Probleme zu lösen.Wenn man über Hilfen spreche, müßten diese sich in einer anderen Größenordnung bewegen, sagte der stellvertretende Finanzminister.Zusätzliche Mittel würden die Lage schnell normalisieren.

Diese Einschätzung teilt auch der Deutsche Groß- und Außenhandelsverband.Dessen Präsident, Michael Fuchs, sagte, er halte eine Abwertung des Rubel für möglich und eine weitere finanzielle Unterstützung Rußlands für unvermeidlich.Die deutsche Wirtschaft müsse die Krise in Rußland mit Sorge betrachten, sagte Fuchs im Saarländischen Rundfunk.Das Volumen der deutsch-russischen Geschäfte betrage derzeit 17 Mrd.DM.

Der Rubel zog zum Dollar auf einen Kurs von 6,149 Rubel leicht an, zur D-Mark notierte er mit 3,49 Rubel unverändert.Angesichts einer hohen Rubel-Nachfrage griff die Zentralbank mit Käufen von Dollar gegen Rubel in den Devisenhandel ein.Die Aktienkurse an der Moskauer Börse zogen wieder an, nachdem sie am Mittwoch um über zehn Prozent eingebrochen waren.Der RTS-Index der Moskauer Aktienbörse stieg bis Mittag um 5,7 Prozent.

Rußland leidet unter dem massiven Vertrauensverlust internationaler Investoren und der hohen Verschuldung seiner öffentlichen Haushalte.Viele Investoren fürchten, daß Rußland in schwere finanzielle Turbulenzen geraten könnte.

Zur Startseite