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Wirtschaft: Aktienmarkt: An den Börsen macht sich Resignation breit

Die anhaltende Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Technologie-Branche hat am Mittwoch die Börsen weiter belastet. Pessimistische Prognosen von Ericsson, Marconi und SAP sowie die möglichen Risiken der Fusion von Hewlett-Packard und Compaq drückten die Stimmung der Anleger.

Die anhaltende Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Technologie-Branche hat am Mittwoch die Börsen weiter belastet. Pessimistische Prognosen von Ericsson, Marconi und SAP sowie die möglichen Risiken der Fusion von Hewlett-Packard und Compaq drückten die Stimmung der Anleger. Der Nemax 50 sank bis zum Abend um fast vier Prozent wieder unter die 1000-Punkte-Marke auf 997 Zähler. Der Dax, in dem die deutschen Blue Chips (siehe Lexikon, Seite 17) notiert sind, fiel um gut zwei Prozent auf 5103 Punkte.

"Der Abschwung ist länger und heftiger, als wir alle gedacht haben", sagt Roland Pitz, Technologie-Analyst bei der Hypo-Vereinsbank. Auch die US-Aktienmärkte gingen mit Abschlägen in den Handel. Händler sagten, nach einem verhaltenen Geschäftsausblick des französischen Telekomausrüsters Alcatel laste Verkaufsdruck insbesondere auf den Telekommunikationswerten. In diesen Strudel geriet auch die Telekom-Aktie. Sie stürzte zwischenzeitlich erstmals seit Anfang 1998 unter 16 Euro. Am Abend lag sie bei 16,13 um 2,2 Prozent niedriger als am Dienstag. Konzernchef Ron Sommer rief unterdessen die Anleger auf, Geduld zu haben. Ein Kursziel von 65 Euro sei angemessen; im kommenden Jahr würden die High-Tech-Werte zudem wieder steigen, sagte er in einem vorab veröffentlichten Interview von "Capital". Dem Bundeshaushalt drohen nach Angaben des Bundesfinanzministeriums durch die Kursverluste der Telekom-Aktien entgegen anders lautenden Darstellungen keine Milliarden-Haushaltsrisiken. Eine Sprecherin des Ministeriums sagte am Mittwoch: "Ein solches Haushaltsrisiko gibt es nicht". Zuvor hatte die "Tele-Börse" berichtet, dem Haushalt des Bundes, der bei der Telekom Großaktionär ist, drohten wegen der rückläufigen Kursentwicklung hohe zusätzliche Kosten auf Grund eines daraus resultierenden Wertberichtigungsbedarfs.

Optimistisch über den künftigen Verlauf der Aktienkurse äußerte sich André Köttner, Fondsmanager bei Union Investment. "Auf dem aktuellen Kursniveau halte ich die Chancen für größer als die Risiken." Union Investment, die ein Vermögen von 120 Milliarden Mark verwaltet, geht davon aus, dass die "überzogene Abwärtsbewegung bald enden wird". Insgesamt werde die Bedeutung der Technologie-Aktien überschätzt, sagte Köttner. An den Kapitalmärkten erreichten die Hightech-Titel nur einen Anteil von 23 Prozent. Selbst in den USA machten sie nur ein Viertel aus.

Am Neuen Markt machte sich am Mittwoch gleichwohl Resignation breit. An Nemax-Notierungen unterhalb der 1000-Punkte-Linie müsse man sich wohl gewöhnen, hieß es. Der deutsche Markt folge ohne eigene Impulse dem Trend der US-Technologiebörse Nasdaq, die am Vortag mit Abschlägen geschlossen hatte. Eine baldige Besserung sei nicht in Sicht, da die Berichtssaison der Unternehmen beendet sei und neue Nachrichten auf sich warten ließen.

Die am Dienstag bekannt gegebenen Fusionspläne von HP und Compaq überzeugten auch am Mittwoch die Börsianer nicht. Die Aktien beider Unternehmen verloren weiter. Der Wert der Übernahme per Aktientausch sank deshalb von den angekündigten 25 Milliarden Dollar auf nur noch gut 20 Milliarden Dollar. Die beiden Unternehmen haben nach Einschätzung des Marktforschungs-Unternehmens Gartner Group viele Positionen doppelt besetzt, so dass ein massiver Stellenabbau um bis zu 15 000 Arbeitsplätze immer wahrscheinlicher wird. Allein in Singapur könnten rund 4000 Arbeitsplätze wegfallen, sagten Experten. Die IG Metall äußerte sich besorgt über einen möglichen Stellenabbau in Deutschland.

mot

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