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Aktienmarkt: Die Heuschrecken sind wieder da

Private-Equity-Fonds machen Kasse und investieren

Frankfurt am Main - Für die meisten Branchen war 2009 ein wirtschaftlich sehr schwieriges Jahr, für die Finanzinvestoren war es eine Katastrophe. Nur knapp 2,4 Milliarden Euro sammelten die deutschen Beteiligungsgesellschaften (Private-Equity-Fonds) ein, knapp Dreiviertel weniger als im Vorjahr. Dazu litten viele Firmen, an denen die Fonds beteiligt sind, massiv unter der Krise.

Doch das Schlimmste scheint überwunden. Mit der Branche, die einst als Heuschrecken-Plage bezeichnet wurde, geht es aufwärts. Viele Private-Equity-Firmen wollen Kasse machen und investieren. In den kommenden Wochen werden die ersten ihre Beteiligungen an der Börse verkaufen. Außerdem stehen Finanzinvestoren bei fast allen geplanten Übernahmen vorne in der Schlange. An 6400 deutschen Unternehmen sind Finanzinvestoren schon beteiligt. Zu 80 Prozent handelt es sich um kleinere mittelständische Betriebe mit weniger als 100 Mitarbeitern.

„Es wird in Zukunft noch mehr Unternehmen in den Händen von Finanzinvestoren geben, weil den Eigentümern häufig die Mittel für die anstehende Sanierung fehlt“, sagt Wolfgang Rhode aus dem Bundesvorstand der IG Metall. Viele Firmen hätten ihr Eigenkapital weitgehend aufgezehrt und seien angesichts der knausernden Banken auf private Investoren angewiesen. „Private-Equity-Fonds sind im Moment sehr stark gefragt“, bestätigt Dörte Höppner, Geschäftsführerin vom Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Der Bedarf bei Mittelständlern sei größer als je zuvor.

An Geld scheint es den Investoren nicht zu mangeln. Gerade die großen Häuser haben sich 2009 nicht etwa zurückgehalten, weil sie nicht investieren konnten, sondern weil die Unsicherheit so groß war. „Von 100 Plänen mussten 80 in die Schublade geschoben werden, weil der Markt nicht handlungsfähig war“, erklärt BVK-Präsident Hanns Ostmeier. Aktuell verfüge die Branche über genug Geld für neue Investitionen.

Damit steht das Comeback einer Branche bevor, die auf eine wechselhafte Geschichte zurückblickt. Vor allem durch rot-grüne Finanzpolitik ins Land geholt erlebten viele Fonds einen Boom, der die Unternehmenslandschaft veränderte. Finanzinvestoren kauften Traditionsfirmen wie Hertie, ATU oder Hugo Boss. 2006 und 2007 stemmten Investoren wie Blackstone oder KKR Deals für bis zu 50 Milliarden Dollar. Die Übernahmen wurden mit Fremdkapital von Banken und Versicherungen bezahlt. Es wurde den Firmen als Schulden aufgebürdet, die sie aus dem operativen Geschäft bedienen sollten. Das machte sie in der Krise anfälliger. Märklin, Pfaff, Edscha – viele meldeten Insolvenz an.

Für gewöhnlich bleiben Private- Equity-Fonds drei bis sieben Jahre in einem Unternehmen, um dann die Anteile mit möglichst hoher Rendite weiterzuveräußern. Diese Chance sehen nun die ersten gekommen und wecken damit Frühlingsgefühle in der gesamten Finanzbranche. Zudem laufen bereits die ersten Neueinstiege. Die IG Metall befürchtet einen neuen Hype und kritisiert das Profitstreben der Investoren. „Die irrsinnigen Renditeerwartungen können mit realer Arbeit unmöglich erfüllt werden“, sagt Wolfgang Rhode. Wenn es je ein Zeitfenster für eine Regulierung gegeben habe, dann sei es jetzt geöffnet. EU-Regeln für Private Equity sollen im Sommer bestimmt werden. David C. Lerch

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