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Wirtschaft: Aktionäre der ersten Stunde erhalten jetzt zehn Millionen Gratisaktien

Unklar ist aber noch immer, ob die Treueaktien versteuert werden müssen oder nichthej Die Telekom-Aktionäre der ersten Stunde werden jetzt mit kostenlosen Treueaktien belohnt. Vom heutigen Freitag an erfolgt die Zuteilung der beim Börsengang im November 1996 versprochenen Gratisaktien.

Unklar ist aber noch immer, ob die Treueaktien versteuert werden müssen oder nichthej

Die Telekom-Aktionäre der ersten Stunde werden jetzt mit kostenlosen Treueaktien belohnt. Vom heutigen Freitag an erfolgt die Zuteilung der beim Börsengang im November 1996 versprochenen Gratisaktien. Die Telekom wird nach eigenen Angaben zehn Millionen Bonusaktien ausschütten, die Verteilung soll innerhalb von drei Wochen abgeschlossen sein. Unklar ist aber noch immer, ob die Aktionäre die Treueaktien versteuern müssen oder nicht.

Telekom-Chef Ron Sommer plädierte am Donnerstag noch einmal dafür, die Treueaktien steuerfrei zu lassen. Nach Meinung der Telekom stellen die Gratisaktien einen Rabatt dar, der den Anlegern bereits beim Börsengang versprochen war. "Ein solcher Rabatt wäre nicht steuerpflichtig", sagte Sommer. Das sieht auch das Bundesfinanzministerium so. Dagegen ist die Mehrzahl der Bundesländer der Auffassung, dass die Bonusaktien steuerrechtlich wie Dividenden behandelt werden müssten. Konsequenz: Die Aktionäre müssten diese dann mit dem persönlichen Einkommensteuersatz versteuern.

Obwohl das Problem seit Jahren bekannt ist, haben Bund und Länder noch keine Lösung gefunden. Zwar verhandelt man weiter, doch ein Kompromiss ist nach Einschätzung des Bundesfinanzministeriums nicht in Sicht. Sollten sich die Verhandlungspartner auch künftig nicht einigen können, droht in Deutschland ein steuerrechtliches Chaos. Da es sich um eine offene Rechtsfrage handelt, dürften die Länder die Finanzämter nicht auf eine bestimmte Linie festlegen. Vielmehr könnte dann jedes Amt nach eigenem Gutdünken entscheiden. Anneliese Hieke von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK): "Dann droht der Wildwuchs quer Beet".

Das wollen die Aktionärsschützer keinesfalls hinnehmen. "Wir werden auf jeden Fall klagen", kündigt SdK-Vertreterin Hieke an. Die Aktionäre hätten davon ausgehen können, dass sie die Gratisaktien steuerfrei bekommen. Stattdessen werde der eine nun anders behandelt als sein Nachbar - nach Meinung der Aktionärsschützer ein unhaltbarer Zustand.

Das scheinen allmählich auch die Länder zu erkennen. Obwohl sie bei einer Versteuerung gut 40 Prozent der Einkommensteuer für sich reklamieren könnten, wächst das Unbehagen über die steuerrechtliche Hängepartie. Selbst Baden-Württemberg, das in der Steuerfrage als Hardliner gilt, schlägt jetzt versöhnlichere Töne an. "Wir haben ein Interesse an einer einheitlichen Regelung", heißt es im Finanzministerium, "es kann nicht sein, dass es in Deutschland eine uneinheitliche Besteuerung der Aktien gibt". Auf Arbeitsebene würden bereits Kompromissvorschläge erörtert. Schuld an der Verwirrung sei jedoch der Bund. Der Bundesfinanzminister habe "große Versprechungen" gemacht, ohne die Länder zu fragen.

Bei ihrem Börsengang vor knapp drei Jahren hatte die Telekom ihren Aktionären Bonusaktien versprochen, wenn sie ihre T-Aktien bis einschließlich Ende des Monats halten. Für 10 T-Aktien gibt es eine Treueaktie, pro Anleger jedoch maximal 30 Gratisaktien. Unabhängig von der Frage, ob man die Bonusaktien versteuern muss oder nicht, war der Kauf der T-Aktien für die Aktionäre der ersten Stunde ein gutes Geschäft, rechnete die Telekom am Donnerstag vor: Das beim Erwerb von 300 Aktien zum Vorzugspreis von 28 DM eingesetzte Kapital von 8400 Mark habe sich inzwischen auf mehr als 22 400 Mark fast verdreifacht. Am Donnerstag gab der Kurs der Telekom-Aktie jedoch zunächst nach. Offenbar in Erwartung einer Schwemme neuer Papiere sank der Kurs an der Frankfurter Börse zwischenzeitlich um fast zwei Prozent bis auf 37,55 Euro, erholte sich am Mittag aber wieder und erreichte fast den Vortagsschluss von 38,30 Euro.

Die Telekom hatte vor drei Jahren insgesamt 30 Millionen Treueaktien aus Rücklagen finanziert und dem Bund zur Verwaltung übergeben. Die verbleibenden Papiere sollen die Privatanleger bekommen, die T-Aktien beim zweiten Börsengang gekauft haben. Bei der jüngsten Kapitalerhöhung im Juni hat der Telefonriese seinen Aktionären nämlich ebenfalls Bonusaktien versprochen. Anleger, die die neue T-Aktie 14 Monate halten, bekommen für zehn Papiere eine Gratisaktie, - ausgeliefert werden diese im September kommenden Jahres.

In den Genuss der Treueaktien kommen jedoch nur private Anleger, nicht dagegen institutionelle Investoren oder der größte Aktionär, der Bund. Zusammen mit der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau hält der Bund 66 Prozent der Anteile an der Telekom. Das wird sich auch vorerst nicht ändern. Bei der jüngsten Kapitalerhöhung hat Bundesfinanzminister Eichel versprochen, dass der Bund frühestens Mitte kommenden Jahres Aktien abstößt. © 1999

hej

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