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Wirtschaft: Aktionäre halten sich zurück

Bankgesellschaft Berlin verfügt wieder über Milliardenreserve BERLIN (mo).Nach dem Einbruch im vergangenen Jahr verfügt die Bankgesellschaft Berlin bereits wieder über eine Milliardenreserve.

Bankgesellschaft Berlin verfügt wieder über Milliardenreserve

BERLIN (mo).Nach dem Einbruch im vergangenen Jahr verfügt die Bankgesellschaft Berlin bereits wieder über eine Milliardenreserve.Entsprechende Schätzungen aus dem Aktionärskreis hat der Vorstandssprecher der Bankgesellschaft Berlin, Wolfgang Rupf, auf der Hauptversammlung des Instituts am Freitag bestätigt.Der unerwartet hohe Wertberichtigungsbedarf in Teilen des kommerziellen Kreditgeschäftes und Immobiliengeschäftes hatte zu einer außergewöhnlichen Belastung des letzten Jahresabschluß in Höhe von 2,5 Mrd.DM geführt und die Substanz entsprechend geschmälert.Trotzdem zahlt der Bankkonzern für 1996, sein drittes Geschäftsjahr, eine unveränderte Dividende von 1,10 DM pro Fünf-Mark-Aktie, was beim Hauptaktionär ­ das Land Berlin hält 56,8 Prozent der Anteile ­ mit über 136 Mill.DM zu Buche schlägt. Zwar stimmten die Aktionäre dieser Ausschüttungspolitik, die der Vorstand mit dem Vertrauen auf die weitere Ergebnisentwicklung rechtfertigt hatte, zu.Verständnis zeigten die Vertreter der Kleinaktionäre dafür aber nur wenig.Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz hielt Vorstand und Aufsichtsrat vor, daß man mit dem Land in einem Boot säße.Hier werde Strukturpolitik betrieben, kritisierte Hocker, zu Lasten der Rendite.Einem Staatsbetrieb müsse von vornherein die Fähigkeit zu Bestleistungen abgesprochen werden.Und: Es sei unverständlich, warum man bislang noch keinen sogenannten Abhängigkeitsbericht vorgelegt habe, der Aufschluß über den Einfluß Berlins als Großaktionär und entsprechende ­ vom Land wieder auszugleichende ­ Beeinträchtigungen auf das Unternehmen gebe.Außerdem stehe die Dynamik des neuen Vorstandssprechers Rupf, der vorzeitig die Geschäfte übernommen hatte, im augenfälligen Widerspruch zu den eher schwerfälligen Strukturen des Konzerns.Der zuletzt ausgewiesene Anstieg der Verwaltungskosten lasse nicht viel von den erhofften Synergieeffekten erkennen.Hingegen sei es durchaus auch ein Verdienst der Bankgesellschaft, daß es bislang noch nicht zu größeren Ausfällen in der Region gekommen sei.Ein gutes Wort fand Hocker ­ wie andere Aktionärsvertreter und der Aufsichtsratsvorsitzende Edzard Reuter ­ allerdings auch für die früheren Vorstandssprecher Wolfgang Steinriede und Hubertus Moser, die von ihren Posten vorzeitig zurückgetreten waren.Insbesondere Reuter würdigte das Engagement der beiden: "Ohne ihren Mut und ihre Zähigkeit gäbe es keine Bankgesellschaft," erklärte er.Reuter, seit 1978 Aufsichtsratsvorsitzender der Berliner Bank und mit der Gründung des Bankkonzerns Anfang 1994 bei der Bankgesellschaft Berlin, war in den vergangenen Monate wiederholt ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.Seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzenden wird er allerdings voraussichtlich frühestens im nächsten Jahr mit dann 70 Jahren im üblichen Rahmen der Hauptversammlung abgeben.Gegen die kritische Begleitung, wehre man sich am besten durch Erfolg, sagte Reuter.Und das bedeutet wohl zunächst aus eigener Kraft.Die Bemühungen spiegeln sich in den Zahlen der ersten vier Monate: So stieg das Konzernbetriebsergebnis vor Risikovorsorge um über ein Drittel, während der tatsächliche Wertberichtigungsbedarf hinter dem Planansatz zurückblieb.Per Saldo betrug die Risikovorsorge 130 Mill.DM, für das ganze Jahr wird mit einer halben Milliarde gerechnet.

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