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Wirtschaft: Aktionäre rechnen mit Schrempp ab

Scharfe Kritik auf der Hauptversammlung auch an Aufsichtsrat Kopper/ Fondsgesellschaft verweigert Entlastung

Berlin (brö). Auf einer turbulenten Hauptversammlung sind die Aktionäre von DaimlerChrysler am Mittwoch mit der Strategie des Autobauers hart ins Gericht gegangen und haben einen Wechsel an den Spitzen von Vorstand und Aufsichtsrat verlangt. Im ICC Berlin forderten die Anteilseigner eine Perspektive bei den verlustreichen Sparten Mitsubishi und Chrysler sowie eine Abkehr von der Idee einer „Welt AG“. Daimler-Chrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp verteidigte sein Vorgehen und versicherte, 2005 und 2006 werde es deutliche höhere Gewinne geben.

Der Gewinn von Daimler-Chrysler, dem größten deutschen Industriekonzern, war im vergangenen Jahr auf 5,1 Milliarden Euro zurückgegangen. Kleinanleger waren darüber ebenso aufgebracht wie die Vertreter großer Fondsgesellschaften. „Das Investment bei Daimler-Chrysler ist mehr als enttäuschend“, sagte Klaus Kaldemorgen, Sprecher der Fondsgesellschaft DWS. Der DWS-Mutterkonzern Deutsche Bank hält zwölf Prozent an Daimler-Chrysler. Kaldemorgen zufolge hat sich in den vergangenen fünf Jahren der BMW-Aktienkurs um 49 Prozent erhöht, während das Daimler-Chrysler-Papier um 47 Prozent eingebrochen sei. Fehlentwicklungen bei Beteiligungen wie Mitsubishi, Freightliner oder Chrysler würden vom Management systematisch zu spät erkannt. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch den Konzern“, rief der Fondsmanager unter dem Beifall der 9000 Aktionäre. Er befürchte, dass die Probleme bei Chrysler und Mitsubishi „die im Kern gesunde Mercedes Car Group schwächen und das Unternehmen insgesamt gefährden“. Der Vorstand habe fünf Jahre für seine Strategie gehabt. „Fünf weitere Jahre werden Ihnen die Aktionäre nicht geben“, sagte Kaldemorgen in Richtung Schrempp.

Dennoch wollte die DWS Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung nicht verweigern – anders als die Fondsgesellschaft Deka Investment. „Daimler allein wäre heute eine Cash-Maschine“, sagte Sprecher Michael Schneider mit Blick auf die Zukäufe in der Ära Schrempp. Der habe den Konzern „in eine sehr schwierige Lage“ gebracht. Thomas Meier von Union Investment warf der Konzernspitze die „Vernichtung von 40 Milliarden Euro Kapital“ vor. „Ein Manager, der über Jahre schlechte Ergebnisse vorlegt, muss gehen“, sagte Lars Lambryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Die Kritik der Anteilseigner zielte auch auf den Aufsichtsrat und dessen Chef Hilmar Kopper. Dessen Wiederwahl sei „aus Altersgründen nicht mehr verantwortbar“, sagte Jörg Pluta von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz unter dem Johlen der Aktionäre . Kopper reagierte gereizt. „ Glauben Sie doch nicht alles, was in der Zeitung steht“, rief er.

Schrempp reagierte auf die Kritik gelassen. „Wir ändern nicht die Strategie, sondern bringen das Geschäft in Ordnung.“ Immerhin stünden drei Sparten – Mercedes-Benz, die Nutzfahrzeuge und die Dienstleistungen – gut da, der Trend bei Chrysler sei positiv. Mit einem deutlich höheren Gewinn im Konzern sei aber erst 2005 und 2006 zu rechnen. Man arbeite an einem neuen Geschäftsplan für Mitsubishi und werde Ende April darüber entscheiden. „Bis dahin halten wir uns alle Optionen offen.“ Angeblich wird für das japanische Unternehmen, an dem Daimler-Chrysler mit 37 Prozent beteiligt ist, ein Rettungspaket über 5,5 Milliarden Euro geschnürt.

Schrempp bekräftigte, der Gewinn werde 2004 leicht höher ausfallen. Im ersten Quartal habe das Ergebnis auf dem Vorjahresniveau von 1,4 Milliarden Euro gelegen. Daimler-Chrysler war am Mittwoch die schwächste Aktie im Dax und verlor mehr als einen Prozent auf 35,3 Euro.

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