zum Hauptinhalt
Nicht nur Politik. Angela Merkel besuchte am Freitag die Food Street von Tianjin. In der Stadt legte VW ebenfalls am Freitag den Grundstein für ein Getriebewerk. Foto: dpa

© dpa

Wirtschaft: Alba will in China aufräumen

Berliner Entsorger plant Recycling von Autos/Merkel spricht Solarhilfen an.

Beinahe wäre Axel Schweitzer sogar die Ehre zuteil geworden, in der Halle des Volkes am Tiananmenplatz ein Joint Venture mit einem chinesischen Partner unterzeichnen zu dürfen. Doch als die 18 Abkommen bei den deutsch-chinesischen Konsultationen zum Unterschreiben auf dem Tisch lagen, blieb der Chef des Berliner Recyclingunternehmens Alba unter den Teilnehmern der Wirtschaftsdelegation als Zuschauer stehen. Sein Vertrag mit der Firma Miracle Logistics System Engineering wird erst demnächst unterschrieben.

Doch immerhin ein Kooperationsvertrag zwischen der Albagruppe und dem Unternehmen aus Jiangsu kam zustande. Alba will in der Provinz Anhui eine Altfahrzeug-Recyclinganlage bauen, die jährlich 400 000 Fahrzeuge verarbeiten kann. Die Investitionssumme für das Projekt kann bis zu 120 Millionen Euro betragen. Nach Alba-Angaben hat die Provinzregierung bereits Subventionen in Aussicht gestellt, Alba verhandelt zudem mit weiteren chinesischen Investoren. Das Projekt soll nur der Anfang sein für ein größeres Engagement der Albagruppe. „Unsere Vision für die nächsten fünf Jahre ist es, als Alba Group eine signifikante Rolle in der chinesischen Recyclingwirtschaft zu übernehmen“, sagt Schweitzer. Gegenwärtig beschäftigt Alba in Hongkong und Peking 25 Mitarbeiter.

Die chinesische Recyclingwirtschaft befindet sich gerade im Aufbau, Alba bietet dabei an, seine Expertise in den Bereichen Entwicklung und Betrieb von Recyclingtechnik beizusteuern. China ist an Anlagen zur Hausmüllbeseitigung interessiert, die Wertstoffe gewinnen und den Rest zu brennbarer „Grüner Kohle“ verarbeiten. „Wir haben auch schon in verschiedenen chinesischen Städten Abfallanalysen vorgenommen“, sagt Susanne Jagenburg, Sprecherin der Albagruppe. „In diesem Jahr haben wir bereits die erste Grüne Kohle aus chinesischem Haushaltsabfall produziert, die sich derzeit in der Testphase befindet.“

Auch die Altfahrzeug-Recyclinganlage in Anhui verspricht ein aussichtsreiches Geschäft zu werden. Bisher leisteten sich die Chinesen vor allem Neuwagen, ein Gebrauchtwagenmarkt existiert in weitaus kleinerem Umfang als in Europa. In den nächsten Jahren aber dürften die ersten Fahrzeuge aus dem Autoboom seit dem Jahr 2000 reif für das Recycling werden. Auch könnten die wegen der Luftverschmutzung und Endlosstaus zahlreicher werdenden Restriktionen und Lizenzvergaben in Städten wie Peking und Schanghai dazu führen, dass manche Halter ihre alten Autos nicht mehr fahren dürfen. In der Recyclinganlage in Anhui sollen laut Alba-Angaben bis zu 95 Prozent eines Fahrzeuges recycelt werden.

Den Verzicht auf wechselseitigen Protektionismus stellten Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao und Bundeskanzlerin Angela Merkel heraus. Deutschland habe zwar kein Interesse an einem EU-Antidumpingverfahren gegen die chinesische Solarindustrie. „Aber die Kuh ist nicht vom Eis“, sagte Merkel in Tianjin. Auf dem EU-Binnenmarkt seien bestimmte Subventionen wie zu niedrige Bankkredite verboten. Daran müssten sich auch Chinas Solarfirmen halten, wenn sie auf den deutschen und europäischen Markt kämen. „Meine Bitte an Sie ist nur, dass man wirklich transparent die Dinge zeigt und die Karten auf den Tisch legt, wie jeder produziert“, sagte Merkel.

Die europäische Initiative EU ProSun, die bei der EU-Kommission eine Beschwerde gegen China wegen unfairen Wettbewerbs eingereicht hatte, reagierte auf Merkels Äußerungen positiv. Wen Jiabao hatte gelobt, dass Deutschland und die Volksrepublik mit dem Verzicht auf protektionistische Maßnahmen einen wichtigen Fortschritt erreicht hätten. „Ihre Anmerkungen haben Dutzende Solarunternehmen sehr hoffnungsvoll gestimmt“, sagte Wen zu Merkel. mit rtr

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false