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Wirtschaft: Alcatel: Analysten schätzen Lage kritisch ein

Die Gerüchte um eine Attacke auf Frankreichs Netztechnik-Hersteller Alcatel verstummen nicht. Seit dem Scheitern der Fusionsverhandlungen mit Lucent Technologies mehren sich die Stimmen, die Alcatels Marktlage kritisch einschätzen.

Die Gerüchte um eine Attacke auf Frankreichs Netztechnik-Hersteller Alcatel verstummen nicht. Seit dem Scheitern der Fusionsverhandlungen mit Lucent Technologies mehren sich die Stimmen, die Alcatels Marktlage kritisch einschätzen. Analysten gehen davon aus, dass Alcatel im Geschäftsjahr 2001 seine Aussichten nicht zum letzten Mal revidiert hat.

Die Flaute an den Telekommunikationsmärkten wird auch Alcatel nicht verschonen. Bei der US-Investmentbank Merrill Lynch hält man aber die Furcht, Alcatel könne nun selbst zum Übernahmekandidaten werden, für überzogen. "Die Telekommunikation wird sich wieder erholen", sagt Technologie-Analyst Eric Shutze. "Alcatel wird bei den Netzausrüstern unter den ersten drei sein. Das Unternehmen kann es alleine schaffen." Vorstandschef Serge Tchuruk dagegen reagiert auf die neue Lage, wie es Kenner seines Managementstils erwartet haben: Er trennt sich von unrentablen Produktlinien. So verkaufte Alcatel seine DSL-Modems für 456 Millionen Euro an den Unterhaltungselektronik-Konzern Thomson Multimedia. US-Analysten schließen weitere Schnitte nicht aus, etwa bei der Mobilfunk-Infrastruktur. Jedoch herrscht Einigkeit, dass Alcatel seine Möglichkeiten weitgehend ausgeschöpft hat, Marktkrisen durch den Verkauf von Randaktivitäten zu meistern.

So hat Alcatel Ende Mai die Bildung von Rückstellungen in Höhe von insgesamt drei Milliarden Euro bekannt gegeben und einschneidende Rationalisierungen angekündigt. Eines der beiden Handywerke wird geschlossen. Das andere wird an den Auftrags-Hersteller Flextronics verkauft. Für den dabei zu erwartenden Stellenabbau muss der Konzern Geld beiseite legen. Überdies zwingen die schwache Nachfrage und die schnell fortschreitende Entwicklung Alcatel dazu, Handys und Modemanlagen abzuschreiben, die im Mobilfunkboom zu viel geordert worden waren. Das kostet den Konzern mehrere hundert Millionen Euro. Auch der jetzt erfolgte Börsengang der Kupferkabelsparte Nexans bringt Abschreibungsbedarf mit sich. Alcatels Finanzvorstand Jean-Pierre Halbron fasste diese Belastungen in einem Einmalposten zusammen, die das Ergebnis der im Konzern dominierenden Sparte Telekommunikation im zweiten Quartal in die roten Zahlen trieb. Die Analysten von J.P. Morgan nahmen den Schritt überrascht auf und erwarten weitere Gewinnwarnungen. Das vermutet man auch bei der Société Générale. Analyst Bernard Malhame befürchtet neue Coups: "Es wird 2001 weitere Sonderabschreibungen geben."

abo

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