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Wirtschaft: Aldi-Lieferant Medion sieht schwarz

Aktienkurs stürzt nach Gewinnwarnung ab

Berlin - Der Elektronikhändler Medion, der Aldi mit Computern und Handys beliefert, hat im alten Jahr einen dramatischen Gewinneinbruch verzeichnet und mit dieser Nachricht am Freitag den Aktienmarkt geschockt. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) sank von 90 Millionen Euro im Vorjahr auf 19 Millionen Euro. Der Umsatz liegt dagegen mit etwa 2,5 Milliarden Euro nicht so deutlich unter den 2,62 Milliarden des Vorjahres. Die Essener haben also ein umsatzstarkes, aber renditeschwaches Programm.

Die im Nebenwertesegment M-Dax notierte Aktie brach zunächst um 22,5 Prozent ein, das Unternehmen verlor binnen Minuten knapp 130 Millionen Euro seines Börsenwerts. Medion stellte eine überproportional hohe Dividende in Aussicht und stützte so den Kurs, der mit 10,21 Euro schloss und damit – in einem freundlichen Umfeld – 14 Prozent im Minus. Vor einem Jahr waren es 17,50 Euro.

Medion begründete die Lage mit dem schwierigen Markt und Kosten für Umstrukturierungen. Im neuen Jahr wolle man sich von unrentablen Produkten trennen, dies werde wie die schlechte Konjunktur den Umsatz drücken. Künftig wolle Medion sich auf margenstarke Produkte wie Flachbildschirme und Notebooks konzentrieren. Aldi werde der größte Abnehmer bleiben.

Handelsexperte Chehab Wahby von der Strategieberatung OC & C in Düsseldorf sieht Medions Geschäftsmodell als extrem schwierig an. „Im Non-Food-Bereich der Discounter ist das Angebot mittlerweile größer als die Nachfrage.“

Das Weihnachtsgeschäft konnte die Einbrüche des ersten Halbjahres nicht ausgleichen, denn in der zweiten Jahreshälfte lag Medion nur knapp über der Verlustzone. Im vierten Quartal verbuchten die Essener bei mehr als einer Milliarde Euro Umsatz ein Ergebnis (Ebit) von nur 300 000 Euro.

Die Gewerkschaft Verdi gab Aldi daran eine Mitschuld und will ihren Kampf gegen Discounter verschärfen. Die Probleme bei Medion seien „kein Einzelfall“, sagte der Leiter der Verdi-Fachgruppe Einzelhandel, Ulrich Dalibor, dem Tagesspiegel. „Die Marktstellung des Einzelhandels und der Discounter wird oft unterschätzt.“ Medion verteidigte Aldi hingegen: Es gebe „nur wenige derart faire Partner“. Ähnlich äußerte sich der Münchner Marketing-Professor Manfred Lange: „Natürlich drückt Aldi auf die Preise, aber es liegt an Medion, ja oder nein zu sagen.“

Verdi beteilige sich im Sommer an einer internationalen Kampagne gegen Methoden, wie sie Discounter, aber auch der weltgrößte Einzelhändler, die US-Kette Walmart, anwendeten, sagte Dalibor. „Aldi und Lidl sind die bösen Beispiele, die auf Kosten der Beschäftigten billig sind. Und die Lieferanten werden so gedrückt, dass sich das auch auf deren Beschäftigte auswirkt.“ Schuld seien die Kunden, die sich zu wenig an der Qualität von Produkten orientierten. „Wir alle sind mitverantwortlich dafür, dass uns der Billigdreck ins Haus kommt.“

Beim Markenverband sieht man diesen Trend im Elektronikbereich indes gebrochen. „Medion wird nicht als Marke wahrgenommen – allenfalls als die Marke von Aldi“, sagte Sprecher Martin Ruppmann. „Qualität ist wieder geil.“

Der Ex-Aldi-Manager und Unternehmensberater Dieter Brandes sagte dieser Zeitung, der Elektronikmarkt für Erstkäufer sei gesättigt. „Die Käufer brauchen nicht zwei oder drei MP3-Player.“ Dank der kürzeren Produktzyklen liege darin aber auch eine Chance. mod/SB

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