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Wirtschaft: Alle wollen Infineon-Aktien zeichnen: "Die Leute rennen uns die Türen ein"

Die Aktie des Chip-Herstellers Infineon hat gute Chancen, zur Volksaktie neben dem Papier der Deutschen Telekom zu werden. Gemessen an der stürmischen Nachfrage nach den Titeln der Siemens-Tochter hat Infineon der T-Aktie bereits fünf Tage nach Beginn der Zeichnungsfrist den Rang abgelaufen.

Die Aktie des Chip-Herstellers Infineon hat gute Chancen, zur Volksaktie neben dem Papier der Deutschen Telekom zu werden. Gemessen an der stürmischen Nachfrage nach den Titeln der Siemens-Tochter hat Infineon der T-Aktie bereits fünf Tage nach Beginn der Zeichnungsfrist den Rang abgelaufen. "Die Filialen werden mit Zeichnungsaufträgen zugeschüttet", sagte am Freitag eine Commerzbank-Sprecherin in Frankfurt (Main). "Die Telefonleitungen brechen zusammen, unsere Kundenberater stöhnen." Viele Interessierte seien Kleinanleger, die bisher "Aktien nicht angefasst haben" oder 1996 zum ersten und letzten Mal Telekom-Aktien gezeichnet haben. Nach dem Werbefeldzug für Infineon und den optimistischen Prognosen der Analysten rechneten viele Sparer jetzt mit hohen Zeichnungsgewinnen. "Jeder will jetzt Aktien haben."

Beim Konsortialführer Deutsche Bank zeigt sich das gleiche Bild. "Unsere Kundenberater arbeiten am Rande der Kapazität", sagte am Freitag Christian Hotz, Sprecher der Deutschen Bank Nordost, zu der die Region Berlin-Brandenburg zählt. Der Andrang in den Filialen sei teilweise so groß, dass mit erheblichen Wartezeiten gerechnet werden müsse. "Wir nehmen trotzdem jede Order an", versichert Hotz. Angesichts zahlreicher Neukunden, die im Zuge des Infineon-Börsengangs bei der Deutschen Bank erstmals ein Depot eröffneten, müsse das Institut die gesetzlich vorgeschriebenen Beratungsgespräche führen. Das koste Zeit. Hotz: "Trotz des Ansturms legen wir großen Wert auf die Beratung." Schließlich sei der Halbleiter-Markt, auf dem Infineon tätig sei, mit erheblichen Risiken behaftet, über die die Anleger aufgeklärt werden müssten.

Doppelt so viele Aufträge wie beim Telekom-Börsengang registrierte in der ersten Zeichnungswoche die Berliner Volksbank. "Die Leute rennen uns die Türen ein", beschrieb Wertpapier-Analyst Bodo Orlowski am Freitag die Lage. Das Volumen der georderten Infineon-Papiere übersteige die Nachfrage nach T-Aktien im Herbst 1996 sogar um das Dreifache. "Und da kommt sicher noch sehr viel nach", schätzt Orlowski.

Die Dimension der Orders stellt alle bisherigen Börsengänge in Deutschland in den Schatten. "Da ordern Leute blind 1000 Aktien, nur um bei der Zuteilung ein paar zu bekommen", sagte ein Banker. Seit Freitag geht wegen der enormen Nachfrage das Gerücht um, die Zeichnungsfrist könnte vorzeitig beendet werden. Am kommenden Mittwoch läuft zunächst die Frühzeichnungsphase ab, innerhalb derer ein Preisnachlass von einem Euro je Aktie gewährt wird. "Das läuft noch bis zum 1. März, dann ist Schluss. Wer später kommt, den kann man vergessen", sagt ein Bankenberater.

Völlig offen ist bisher, nach welchem Schlüssel die Aktie zugeteilt wird. Das Unternehmen will 30 Prozent der Emission Kleinanlegern zukommen lassen. Ob freilich jeder Zeichnungsauftrag vollständig erfüllt werden kann, scheint zweifelhaft.

Infineon soll mit einem Ausgabepreis von 29 bis 35 Euro an den Markt kommen - der Schätzkurs im Vorfeld der Börsennotierung liegt bereits bei 88 bis 95 Euro. Mit einem voraussichtlichen Plazierungsvolumen von sechs Milliarden Mark ist Infineon die größte Börseneinführung nach der Deutschen Telekom im Jahr 1996. Angeboten werden zunächst 173 Millionen Aktien die größtenteils aus dem Siemens-Bestand stammen. Weitere 19 Millionen stehen als Reserve zur Verfügung.

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