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Wirtschaft: Alles aus Zucker

Süßwarenbranche klagt über hohe Rohstoffpreise.

Berlin - Zucker ist das Lebenselixier der deutsche Süßwarenbranche, 730 000 Tonnen der süßen Kristalle verarbeitete sie allein im vergangenen Jahr. Doch die steigenden Preise für diesen und andere Rohstoffe machen der Branche zu schaffen. „Im vergangenen Jahr gab es eine Preisexplosion bei Zucker, Mehl und Nüssen“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Süßwarenindustrie (BDSI), Dietmar Kendziur. Wegen des scharfen Wettbewerbs im Handel sei es schwer, die Preissteigerungen weiterzugeben. „Das Ergebnis ist eine dramatische Ertragserosion, besonders bei den kleinen und mittelständischen Betrieben“, klagte Kendziur. Zusätzlich hätten die Hersteller mit steigenden Energiekosten zu kämpfen, die wiederum auch höhere Transport- und Verpackungskosten zur Folge hätten.

Die Industrie klagt auch über die Verknappung des Zuckers in Europa. Trotz einer guten Zuckerrübenernte habe es im vergangenen Jahr Engpässe gegeben, sagte Kendziur. Das Quotensystem der EU halte das Angebot künstlich gering und treibe die Preise hoch. „Das ist eine absurde Situation.“ Die Zuckerquote bewirkt, dass nur 85 Prozent des EU-Bedarfs mit europäischem Zucker gedeckt wird, der Rest wird importiert. 2015 soll dieses System im Zuge der Agrarmarktreform abgeschafft werden. Der Umsatz der Süßwarenhersteller legte im vergangenen Jahr dennoch um 2,1 Prozent auf 12,88 Milliarden Euro zu. Während das Inlandsgeschäft stagnierte, profitierte die Branche vom Export. 2011 verkauften die Hersteller Kekse, Schokolade und Bonbons im Wert von 5,67 Milliarden Euro ins Ausland – das sind fast 50 Prozent der gesamten Produktion. Das meiste wird an anderen EU-Staaten geliefert, rund 15 Prozent an Länder wie die USA, Russland, die Schweiz und Australien.

In Deutschland hatte dem Verband zufolge das milde Wetter im Herbst und zu Weihnachten den Appetit auf Süßes gedämpft. „Wir sind mehr vom Wetter als von der Konjunktur abhängig“, sagte Kendziur. Besonders den Herstellern von Backwaren wie Spekulatius und Lebkuchen machte das zu schaffen.

Für 2012 geht der Verband von einer Stagnation bei den Umsätzen aus. „Es wäre schön, wenn wir die Werte von 2011 wieder erreichen“, sagte Kendziur. Allerdings bereiten die gestiegenen Energiekosten dem Verband Sorgen. „Durch die hohen Spritpreise haben die Verbraucher weniger Geld in der Tasche.“ So ging der Pro-Kopf-Verbrauch von Süßigkeiten 2011 um 0,4 Prozent auf 31,42 Kilogramm zurück. Jahel Mielke

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