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Wirtschaft: Alles für den Gast

Vom Tellerwäscher zum Manager – eine Ausbildung in der Hotelbranche bietet viele Chancen.

Nacht für Nacht wird der 27-jährige Peter Rolinski zum Hoteldirektor. Dann, wenn die Mannschaft nach Hause geht, gegen 22.30 Uhr, hält er mit drei, vier Hotelangestellten die Stellung im Fünf-Sterne-Hotel. Er ist dann verantwortlich für rund 400 Gäste, denn nachts liegt auch der Hoteldirektor zu Hause im Bett. Als Night Manager ist der gelernte Hotelfachmann Peter Rolinski zuständig für alle Anfragen vom Stromausfall bis zum Wasserrohrbruch.

Peter Rolinski hat 2006 seine Ausbildung im Berliner „Hotel Palace“ begonnen. Die Hotelfachkraft ist der häufigste Ausbildungsberuf in Hotels. Jährlich werden etwa 10 000 Ausbildungsplätze vergeben, heißt es beim Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Für Hotelkaufleute, die vor allem für buchhalterische Aufgaben zuständig sind, stehen jährlich nur etwas über 400 Plätze zur Verfügung. Zudem bieten die meisten Hotels die Ausbildung zum Koch und zur Restaurantfachkraft an. In Kettenbetrieben gibt es hin und wieder auch Ausbildungsplätze für Systemgastronomen, die ein standardisiertes Gastronomiekonzept umsetzen.

Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz im Hotel stehen so gut wie lange nicht mehr. Doch nicht nur in der Küche ist die Arbeit körperlich sehr anspruchsvoll. Die Mitarbeiter sind ständig auf den Beinen, laufen von A nach B, die Treppen hoch, die Treppen herunter – und das zu Arbeitszeiten, die nicht selbstverständlich sind. „Im Gastgewerbe werden Sie bis zur Rente immer in der Situation sein, dass Sie dann arbeiten, wenn viele ihrer Freunde Feierabend haben“, sagt Dehoga-Geschäftsführerin Sandra Warden. Hohe Flexibilität und Einsatzbereitschaft sind essentiell für den Erfolg in der Hotelbranche. Die Aufstiegschancen sind sehr gut, denn es ist üblich, dass Mitarbeiter schon nach ein, zwei Jahren die Stelle wechseln. Damit rückt der Nachwuchs schnell nach. „Es ist durchaus typisch, dass Sie mit Mitte 20 eine Abteilungsleiterfunktion haben, wenn Sie gut sind“, sagt Warden.

Peter Rolinski hat in den drei Jahren seit seiner Ausbildung bereits in drei Positionen gearbeitet. Zunächst wurde er Convention-Service-Koordinator und betreute Kunden, die im Hotel Banketts ausrichteten. Nach einem halben Jahr wurde er in die Direktion gebeten und erhielt das Angebot, als Night Auditor zu arbeiten, also nachts an der Rezeption für Aufgaben wie An- und Abreisen, Buchhaltung und Roomservice da zu sein. In der Ausbildung hatte Rolinski geheiratet, als das Angebot kam, war seine Frau schwanger. Es war keine leichte Entscheidung, doch heute ist Rolinski glücklich mit seinen Arbeitszeiten. Wenn er nach Hause kommt, sieht er seinen Sohn und bringt ihn in den Kindergarten. Danach legt er sich bis etwa 15 Uhr schlafen, dann kommt sein Sohn wieder heim. „Mit Kind ist die Nachtarbeit super“, sagt Rolinski. Als er das Angebot zum Night Manager erhielt, der für das ganze Nacht-Team verantwortlich ist, sagt er zu.

„Wenn man Menschen mag und die Abwechslung schätzt, ist die Arbeit im Hotel einer der schönsten Berufe“, sagt Sandra Warden. Bewerber sollten kommunikationsstark, herzlich und gerne Gastgeber sein. Natürlich gibt es auch mal Gäste, die einen extravaganten Wunsch nach dem anderen äußern. Da denkt sich auch Rolinski manchmal: „Das macht der mit Absicht.“ Doch sein Ehrgeiz steigt dann erst recht, dem Gast auch noch den letzten Wunsch zu erfüllen, so dass der sich am Ende denkt: "Wow, die schaffen das alles." Der Gast ist eben immer König.

Meist genügt ein Hauptschulabschluss für die Ausbildungen im Hotel, vor allem in großen Häusern werden aber auch höhere Abschlüsse verlangt. Warden sagt, man könne es dennoch immer probieren, auch mit einer Initiativbewerbung. Das Ausbildungsjahr beginnt meist Ende August, Anfang September, die Bewerbungsphase läuft im Jahr davor. „Manche Hotels haben im Dezember schon alle Plätze besetzt“, sagt Warden. Andere wiederum nehmen Auszubildende noch im November des angelaufenen Ausbildungsjahrs auf. Angesichts der hohen Anforderungen rät Warden dazu, vorher ein Praktikum im Hotel zu absolvieren. Zwei Tage seien gut, zwei Wochen noch besser. In manchen Hotels sind längere Praktika Pflicht. Für Peter Rolinski war die Voraussetzung seiner Ausbildung im Hotel Palace ein sechsmonatiges Volontariat vor Ort.

Die Ausbildung zum Hotelfachmann reizte Rolinski, weil man vom Empfang bis zur Veranstaltung alles kennenlernt. Das bedeutet zum Beispiel auch „Housekeeping“, wohinter sich Bettenmachen und Badezimmer putzen verbergen. „Ich wusste was auf mich zukommt und dass ich vom Tellerwäscher über Housekeeping bis Büroarbeiten alles machen muss.“ Sandra Warden sagt: „Es ist auch im Hinblick auf spätere Aufgaben wichtig, dass man im Hotel viele Bereiche kennenlernt.“ Dafür ist die Abwechslung enorm.

Besonders in Kettenbetrieben gibt es viele Möglichkeiten, intern zu wechseln und ins Ausland zu gehen. Der Auslandsaufenthalt ist in der Hotelbranche sehr gerne gesehen. Bei kleineren Betrieben ist der Wechsel ins Ausland schwieriger, aber auch sie sind oft gut untereinander vernetzt. Bei der Wahl des Ausbildungsbetriebs rät Sandra Warden dazu, auf die persönlichen Vorlieben zu achten. „Für einen schüchternen 15-Jährigen kann es sehr wichtig sein, dass er in einem Familienbetrieb an die Hand genommen wird.“ Generell habe die Betriebsgröße keine zwingende Auswirkung auf die Ausbildungsqualität – „der Ausbildungsrahmenplan ist identisch“. Um herauszufinden, wie gut die fachliche Ausbildung ist, zählt das Renommee des Hotels. Man könne auch im Bewerbungsgespräch durchaus nach Durchfallquoten und Absolventen-Karrieren fragen, sagt Warden. Um das Betriebsklima kennenzulernen eignet sich ein Praktikum oder Kontakte zu Mitarbeitern. Warden rät auch dazu, in sozialen Netzwerken nachzusehen, was über das Hotel geschrieben wird.

Rolinski liebt an seiner Arbeit, dass jeder Tag anders ist. Einmal wurde kurz nach Mitternacht der Feuermelder eingeschlagen – ohne dass es ein Feuer gab. „Da stehen dann hunderte Gäste am Empfang, mit Polizei und Feuerwehr und wir sind zu viert oder zu fünft an der Rezeption.“ Im kommenden Jahr möchte Rolinski neben dem Beruf eine Weiterbildung beginnen und dann in die Personalleitung gehen. Es ist eben wieder Zeit für eine Veränderung.

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