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Wirtschaft: Alles in allem kein schlechtes Jahr für die Beschäftigten

BERLIN .1998 war alles in allem kein schlechtes Jahr für die deutschen Arbeitnehmer.

BERLIN .1998 war alles in allem kein schlechtes Jahr für die deutschen Arbeitnehmer.Die Tarifabschlüsse konnten "die Realeinkommen durchweg sichern beziehungsweise verbessern", schreibt das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) des DGB in einem Rückblick.Danach lagen die Tarifabschlüsse im Westen zwischen 1,5 und 2,5 Prozent bei Laufzeiten zwischen zwölf und 14 Monaten.Spitzenreiter war die Chemie mit einem Abschlußvolumen (inklusive Einmalzahlung) von rund drei Prozent.Die Abschlüsse im Osten lagen im Schnitt um gut einen halben Prozentpunkt höher als im Westen.Damit erreicht das ostdeutsche Tarifniveau bezogen auf die tarifliche Grundvergütung inzwischen rund 90 Prozent.Neben den Lohnzuschlägen standen im ablaufenden Jahr die Altersteilzeit und die Förderung der Ausbildung im Mittelpunkt der Tarifverhandlungen.Alles in allem, so resümiert das WSI, sei in den Abschlüssen "der Verteilungsspielraum von Produktivität und Preisanstieg erneut nicht ausgeschöpft" worden.

Das räumt auch das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) ein."Auch 1998", so das IW im Rahmen einer Untersuchung der Lohnstückkosten, "hat die Tarifpolitik weiterhin für ein günstiges Kostenklima" gesorgt.Im Schnitt seien Löhne und Arbeitskosten um rund zwei Prozent gestiegen."Gleichzeitig liegt das Produktivitätswachstum im Jahresdurchschnitt bei voraussichtlich drei bis vier Prozent.Damit wird sich die deutsche Industrie Ende 1998 über einen Rückgang der Lohnstückkosten um etwa ein bis zwei Prozent freuen können." Die deutsche Wirtschaft "erspielt" sich also durch die Lohnzurückhaltung "erneut einen Kostenvorteil gegenüber dem Ausland".

Allerdings werde dieser Vorteil durch die stärkere D-Mark wieder verspielt, weil wechselkursbedingt ein Kostennachteil von zwei Prozent entstand.Entsprechend lautet das IW-Resümee: "Im Jahresdurchschnitt wird sich die Kostensituation der westdeutschen Industrie weder groß verbessern noch entscheidend verschlechtern." Für das kommenden Jahr erwartet das IW einen weiteren Wertzuwachs der D-Mark gegenüber den Währungen der wichtigsten Konkurrenzländer.Da sich die deutsche "Lohnstückkostenposition" in gleicher Höhe verschlechtere, sei "Kostendisziplin" gefordert.Andererseits würden die Gewerkschaften mit dem propagierten Ende der Bescheidenheit "die enormen Fortschritte bei der Rückgewinnung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel setzen".

Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Produkten stehen im wesentlichen die Lohnstückkosten, also das Verhältnis von Arbeitskosten und Produktivität, sowie der Wechselkurs.Für die Jahre 1989 bis 1995 hat das IW errechnet, daß sich die Lohnstückkosten in anderen Industrieländern um knapp 22 Prozent günstiger entwickelten als hierzulande.Dabei gehen rund zwei Drittel dieses "Lohnstückkostennachteils" auf die Aufwertung der D-Mark zurück und ein Drittel auf "übertriebene Lohnerhöhungen".Aufgrund dieses "Kostenschubs" hätten deutsche Unternehmen in dem genannten Zeitraum fast ein Fünftel ihres Weltmarktanteils an die Konkurrenz abgegeben."Nach 1995 erfolgte die Wende zum Besseren", was insbesondere der schwächelnden D-Mark zu verdanken war.Vor allem 1997 war ein "guter Jahrgang für die deutschen Exporteure".Die Lohnstückkosten in Verarbeitenden Gewerbe Westdeutschlands sanken in jenem Jahr "um den Rekordwert von 3,4 Prozent".Binnen zwei Jahren habe sich der deutsche Lohnstückkostennachteil auf rund elf Prozent halbiert.Mit entsprechenden Auswirkungen auf die Exportwirtschaft: Erstmals seit 1985 gewannen deutsche Firmen 1997/98 "wieder in größerem Ausmaß Marktanteile zurück".

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