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Fremde Dienstflotte. Unternehmen leasen vor allem Fahrzeuge. Ganz vorne dabei ist die Dienstleistungsbranche mit Leasingnehmern von Kreditinstituten, Versicherungen, dem Hotel- und Gaststättengewerbe, Freiberuflern oder IT-Dienstleistern. An zweiter Stelle steht das verarbeitende Gewerbe, gefolgt vom Handel.Foto: dpa

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Wirtschaft: Alles nur gepumpt

Leasing macht flexibel und schont das Eigenkapital. Neben Autos rücken auch IT-Technik und Energiesysteme in den Fokus.

Basel III wirft seine Schatten voraus. Das Reformpaket, das als Reaktion auf Bankenkrisen erlassen wurde, steigert die Anforderungen an Banken in Bezug auf Eigenkapital, Verschuldung und Liquidität. Auch wenn die neuen Regeln erst 2014 schrittweise in Kraft treten, sorgen sie bereits jetzt für Verunsicherung, besonders in mittelständischen Unternehmen: Wird die Aufnahme von Fremdkapital für Investitionen erschwert oder verteuert? Und welche Alternativen bestehen zum klassischen Kredit?

Leasing, mit dem in Deutschland bereits seit über 50 Jahren Ausrüstungsgüter wie Fahrzeuge, Maschinen, IT-Equipment und zunehmend auch Investments in alternative Energien finanziert werden, könnte damit erneut in den Fokus rücken. Über 22 Prozent aller mobilen Ausrüstungsinvestitionen wurden nach letzten Erhebungen des Ifo-Instituts über Leasing getätigt – mit einem Neugeschäftsvolumen von rund 47 Milliarden Euro. Das macht rund die Hälfte aller außenfinanzierten mobilen Investitionsgüter aus. Dabei wuchs der Leasinganteil überwiegend stärker als die gesamtwirtschaftlichen Investitionen. Leasing kann flexibel ausgestaltet und den Einsatzbedürfnissen mittelständischer Unternehmen angepasst werden. Es schont Eigenkapital und gegebenenfalls Kreditlinien für weiteres Wachstum.

Doch auch Leasinggesellschaften müssen sich refinanzieren und werden damit ebenfalls von den verschärften Eigenkapitalvorschriften der Banken betroffen. Dabei gilt Leasing als relativ sichere Finanzierungsform, weil die Gesellschaft die volle Eigentümerstellung am Objekt über die gesamte Laufzeit behält und über ihre Verwertungskompetenzen Ausfallrisiken begrenzen kann. „Das damit verbundene geringere Kreditausfallrisiko sollte bei der Refinanzierung von Leasinggeschäften berücksichtigt werden, anstatt diese durch weitere Restriktionen zu erschweren“, sagt Matthias Pytlik, Referatsleiter Betriebswirtschaft und Finanzierung im Bundesverband deutscher Leasingunternehmen(BDL).

Schon die seit 2008 erhöhten und kostenintensiv umzusetzenden Regulierungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) haben sich negativ ausgewirkt, vor allem auf kleinere Leasinggesellschaften, viele sind vom Markt verschwunden. Diese Entwicklung konnten große bankenverbundene und Hersteller-Leasinggesellschaften mit ihren Konzernsynergien nutzen. Auf bis zu vier Prozent schätzt etwa die Volkswagen Finanzierungs- und Leasingtochter derzeit ihre Refinanzierungsvorteile, die sich aus ihrem eigenen Einlagengeschäft, Anleihen und weiteren Fremdkapitalquellen ergeben. „Diese Vorteile können wir an unsere Kunden weitergeben“, so ein Sprecher der Volkswagen Financial Services AG. „Es gibt aber auch kleinere Leasinggesellschaften, die in der Regel über eine gute Substanz, Eigenkapital- und Liquiditätsstruktur verfügen und mit ihren Angeboten im Markt wettbewerbsfähig sind“, sagt Pytlik. Zudem können sie mit Spezialisierungen auf bestimmte Produkte, etwa in den Bereichen Energie, Anlagen, IT-Hard- und Software, punkten.

Auch bei Auslandsgeschäften kommt Leasing in praktisch allen wichtigen Weltmärkten zum Einsatz. Viele deutsche Leasinggesellschaften unterhalten ausländische Töchter als Eigengesellschaften oder Joint Ventures oder unterstützen mit Kooperationspartnern Absatz und Einsatz von Wirtschaftsgütern.

Die am stärksten nachgefragten Leasinggüter sind dabei Straßenfahrzeuge, die überwiegend gewerblich genutzt werden. Pkw und Kombi haben zusammen einen Anteil von deutlich mehr als 54 Prozent am Leasingmarkt. Rechnet man Lkws, Anhänger, Busse und Transporter hinzu, so waren 2012 rund 70 Prozent des Fahrzeug-Neugeschäftes in Leasing-Hand.

Dennoch kämpft auch die deutsche Leasingbranche mit der flauen Autokonjunktur. Im ersten Halbjahr 2013 schrumpfte das Neugeschäft um zwei Prozent. Zwar zeigte sich im zweiten Quartal eine Verbesserung im Vergleich zum Jahresbeginn, doch warnt der BDL vor zu viel Optimismus; das Investitionsklima in Deutschland sei weiter getrübt.

Bei anderen Leasingobjekten spürten die Spezialfinanzierer dagegen eine bessere Stimmung der Unternehmen. Im Durchschnitt hat das Geschäft laut BDL um 3,5 Prozent zugelegt, das Leasing von Produktionsmaschinen – der zweitgrößten Objektgruppe – sogar um acht Prozent; bei Computertechnik waren es 14 Prozent. Als Wachstumssegmente gelten darüber hinaus medizintechnische Geräte und erneuerbare Energiesysteme, Heizungs- und Solaranlagen sowie Biomassekraftwerke. Ein bisher geringes Volumen haben dagegen immaterielle Wirtschaftsgüter wie Software, Patente und Marken. (mit rtr)

Gisela Demberg

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