Wirtschaft: Alles proper?
Gut für’s Heim, gut für die Seele: Wenn die Wintersaison zu Ende geht, ist es Zeit für den Frühjahrsputz
„Ich bin eine wundervolle Haushälterin. Jedesmal, wenn ich einen Mann verlasse, behalte ich sein Haus.“ (Zsa Zsa Gabor)
Von Julia Gebert und
Esther Kogelboom
Nicht jede Frau hat ein so entspanntes Verhältnis zum „Housekeeping“ wie Zsa Zsa Gabor. Dabei kann die Putzerei richtig Spaß machen – schließlich reinigt man mit dem großen Frühjahrsputz nicht nur Dielen, Vorhänge und die unterste Nachttischschublade von innen, sondern auch den grauen Teil seiner verstaubten Winterseele. Eigentlich ist die saisonal bedingte Putzaktion ein Relikt aus vergangenen Zeiten. „Das Verfeuern von Holz und Kohle hat damals den Winter über reichlich Schmutz produziert“, sagt Pia Gaßmann, die Präsidentin des Deutschen Hausfrauen-Bundes. „Doch den Frühlingsgefühlen, die auf Veränderung, Reinigung und Neuerung drängen, sollte man heute erst recht nachgeben.“
Mit einem Stück Kernseife, einem Eimer und dem scheinbar unvermeidlichen Aufnehmer mag die Freude am Feudeln allerdings nicht so recht aufkommen. Weshalb sollte man sich auch mit Großmutters Putzwerkzeugen abrackern, wenn es fast jede Saison neue, praktische Dinge zu kaufen gibt, die die Elementar-Reinigung leichter und angenehmer machen? Ein Klassiker unter den modernen Utensilien ist der Wischmop von Vileda mit dem dazugehörigen Eimer samt Wring-Aufsatz. Vileda hat sein Bodenreinigungs-Gerät jedoch überarbeitet: Die Fransen sind seit kurzem aus Microfaser, der Stiel ist achteckig, damit er gut in der Hand liegt. Der Wischmop, soviel kann man sagen, schont auf jeden Fall die hausfräulichen Bandscheiben – Bücken wird überflüssig. „Der Trend geht tatsächlich zu mehr und mehr Covenience“, sagt die Sprecherin der Mop-Macher, Andrea Baumann. „Das heißt, die Leute wollen sich beim Putzen nicht die Hände schmutzig machen, alles soll bei minimalem Kraftaufwand möglichst schnell gehen.“
Und noch über einen eher sonderbaren Trend gibt es zu berichten: Putzen mit Wasser ist unmodern, jedenfalls gilt das für das Panikputzen vor kurzfristig angemeldetem Besuch. Nicht nur im Hause Vileda werden Einmal-Tücher zum Zwischendurch-Wischen fabriziert („Attractive“), auch Procter and Gamble bringt die wieder verschließbaren Plastikschachteln mit den zitronig duftenden Tüchern auf den Markt („Swiffer“). Doch trotz der Wegwerf-Tücher-Invasion erfreuen sich Allzweck-Reiniger nach wie vor großer Beliebtheit, angeführt vom Mr. Proper, der einer Emnid-Untersuchung zufolge in Deutschlands Haushalten am bekanntesten ist. Der Macho unter den Universal-Reinigern wurde neun Jahre nach seiner Einführung in den Vereinigten Staaten 1958 auch in der Bundesrepublik verkauft. Seit 1971 ist Mr. Proper bei uns Marktführer, sechs Jahre später wischte Procter and Gamble mit seinem Citrus-Reiniger den Markt auf, 1993 kam das erste konzentrierte Ultra-Gel, 1999 dann die feuchten, antibakteriellen Tücher. Ganz neu sind die Putzgeräte von Mr. Proper: Der „Badezimmer-Profi“ zum Beispiel ist ein Schwammreiniger am Stiel, der für die Oberflächen-Reinigung der Nasszelle gemacht ist. In den Stiel kann man Badreiniger füllen, der beliebig zu dosieren ist. Der runde Schwammkopf ist nachzukaufen.
Immer mehr Hersteller arbeiten bei der Produktion von Putztüchern und -schwämmen mit Hightech. Unter anderem mit Microfasern, die den Vorteil haben, dass man damit nur wenig Chemie verbraucht – bei leichten Verschmutzungen soll man sogar ganz auf Scheuermittel verzichten können. Microfasern sind synthetische Fasern, die in besonders viele Verzweigungen gespalten sind. Dadurch sind diese Fasern 100 Mal feiner als das menschliche Haar; ein Gramm besitzt eine Lauflänge von bis zu 1000 Kilometern. Die Struktur ist von zahlreichen Hohlräumen durchsetzt, so können Schmutzpartikel und Fette vollkommen aufgenommen werden. Konventionelle Tücher gleiten über viele Schmutzpartikel hinweg und verwischen sie. Gute Mikrofaser (zum Beispiel in Tüchern von Vileda) lässt sich bei 60 bis 90 Grad in der Waschmaschine reinigen.
Nicht nur die Sauberkeit, sondern auch ein angenehm-frischer Duft macht, dass man sich in der blitzblank gereinigten Wohnung wohl fühlen kann. „Aprilfrisch“, „Bergfrühling“, „Sommerfrische“, „Alpenfrisch“ – bei so vielen unterschiedlichen Parfum-Nuancen hat selbst Christine Neumann von Henkel Schwierigkeiten, zu differenzieren. „Grundsätzlich riecht die Sommerfrische eher nach Blüten, wobei Alpenfrisch eher kühl anmutet“, sagt sie. Kurz nach Frühlingsbeginn wird Henkel einen neuen Allzweckreiniger mit „mediterranem“ Duft herausbringen – ein Hauch von Nizza im Flur.
Ganz ohne die duftigen Frische-Versprechungen kommt die Haushaltsreiniger-Serie Frosch des Unternehmens Werner Mertz aus. Frosch verwendet größtenteils Tenside, die aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen sind. Ein Reinigungsvorgang kann übrigens ohne Tenside nicht funktionieren, weil sie das Wasser „entspannen“, so dass der Schmutz abgelöst werden kann. Tenside verbinden Wasser und Fett: Mit dem einen Ende haftet das Tensidmolekül am fetten Schmutz, mit dem anderen sucht der kleinste Haushaltshelfer fleißig die Verbindung zum Wasser. Wenn das Tensidmolekül sich um die fettigen Schmutzteilchen legt, löst es seine schmuddeligen Geschwister von der Faser und der Schmutz wird mit dem Wasser fortgeschwemmt.
Neu bei Frosch ist der Soda-Allzweckreiniger mit Sprühkopf. „Dieser Reiniger ist lebensmittelecht“, verspricht Birgitta Schenz von Werner Mertz. Das bedeutet, dass man ihn bedenkenlos auf Flächen anwenden kann, die mit Essen in Berührung kommen. Einwegtücher hat Frosch nicht im Sortiment. „Das würde unserer Philsophie widersprechen“, so Schenz.
Die Zeitschrift Ökotest hat allerlei Hilfsmittel für einen Rundum-Putztag getestet. Die gute Nachricht: Unter den 19 Fensterputzmitteln, die untersucht wurden, war keines, das ökologisch bedenklich sein soll – vorausgesetzt, man benutzt nur einen Spritzer auf zehn Liter Wasser. Anders die Sachlage bei den Scheuermitteln. Zuviel Quarzmehl soll sich in den Fleckenlösern befinden. Empfehlen können die Ökotester unter anderem das Scheuerpulver von Ajax. Selbst, wenn der Abfluss mal richtig verstopft ist, sollte man besser zu mechanischen Mitteln greifen: Abflussreiniger entwickeln Temperaturen von bis zu 93 Grad und reizenden Dampf. Ganz reizend ist auch der Staubsaug-Roboter Roomba, der aus Amerika kommt, aussieht wie ein UFO und klaglos bis in die schmutzigste Ecke vordringt. Für 349,50 Euro kann man ihn bei www.roomba.de kaufen. Zsa Zsa Gabor hat bestimmt einen. Foto: promo
Julia Gebert, Esther Kogelboom
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