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Wirtschaft: Allianz droht mit Kündigung

MÜNCHEN (tmh).Die Allianz AG, München, droht im Zusammenhang mit der sogenannten Jahr-2000-Umstellung mit der Kündigung von Industrieversicherungen.

MÜNCHEN (tmh).Die Allianz AG, München, droht im Zusammenhang mit der sogenannten Jahr-2000-Umstellung mit der Kündigung von Industrieversicherungen.Wenn Versicherte "keine geeigneten Maßnahmen" ergreifen, um das Problem der Datumsumstellung zu bekämpfen, das viele Computer zur Jahrtausendwende befällt, werde die Allianz entsprechende Policen zum 1.Januar 1999 kündigen, sagte Vorstand Manfred Illner vor Journalisten in München.

Zuvor verschicke der Marktführer an seine Industriekunden von sofort an Fragebogen, die Auskunft über den Stand der Umstellung in den Betrieben bringen sollen.Experten warnen, daß bei vielen Computern das nur zweistellig vermerkte Jahresdatum 2000 als 00 abgespeichert wird, was ohne Nachbesserung der Computer-Software zu Fehlfunktionen führen dürfte.Bei Erreichen der Doppelnull könnten computergesteuerte Systeme wie etwa Alarmsysteme und industrielle Produktionsstraßen demnach abschalten, Finanzverwaltungen zusammenbrechen oder Bestandskontrollen versagen.

Wenn Unternehmen ihre Elektronische Datenverarbeitung nicht nachrüsten, will die Allianz daraus resultierende Schäden aus dem Versicherungsschutz nehmen.Einen klaren Anforderungskatalog für die Industriekunden gibt es allerdings nicht.Wer den Allianz-Fragebogen vollständig und zufriedenstellend ausfülle, werde seinen Versicherungsschutz behalten, merkten Allianz-Experten lediglich an."Ich rechne mit ganz wenig Kündigungen," sagte Illgner über das deutsche Industriegeschäft gegenüber der Presse.

Im Ausland sei der Sachverhalt ungewiß.Wer nicht vor drei bis vier Jahren mit der Bekämpfung des Jahr-2000-Problems begonnen hat, wird es technisch nun nicht mehr schaffen, sagte der Vorstand über die Chancen, kurzfristig die EDV umzustellen.Das Problem werde allgemein stark unterschätzt, sagte Illner.Neben der Jahrtausendwende gelte auch der neunte September 1999 als kritisches Datum.Die Zahlenfolge 9.9.99 könne ebenfalls Software außer Betrieb setzen.Von Anfang Juli an will die Allianz für Kunden in Deutschland in dieser Frage ein Service-Telefon einrichten.Die Versicherung hält Schätzungen für wahrscheinlich, nach denen die Datumsprobleme volkswirtschaftliche Schäden von weltweit 600 Mrd.Dollar verursachen werden.Davon seien nur zehn Prozent versicherbar.

Von der Datumsproblematik betroffen seien praktisch alle knapp 7000 Industriekunden der Allianz und deren rund 30 000 Sachpolicen, sagte Illner.In diesem Bereich erreichte die Allianz 1997 global rund 4 Mrd.DM Prämienvolumen und leichte versicherungstechnische Gewinne.Wegen steigender Großschäden, wozu auch das ICE-Unglück von Eschede zählt, zeichneten sich aber dieses Jahr "tiefrote Zahlen" ab.

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