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Wirtschaft: Allianz-Kunden bei Lebensversicherungen zurückhaltend

MÜNCHEN (tmh). Die Allianz AG, München, und deren Vorstandschef Henning Schulte-Noelle können sich im Lob ihrer Aktionäre sonnen.

MÜNCHEN (tmh). Die Allianz AG, München, und deren Vorstandschef Henning Schulte-Noelle können sich im Lob ihrer Aktionäre sonnen. 1998 sei ein "brilliantes Jahr" gewesen, befand eine Aktionärssprecherin vor der Hauptversammlung des Versicherungsunternehmens in München. Neben einer Dividendenerhöhung um 30 Pfennig auf 2,20 DM je Aktie fanden insbesonders der Kauf der französischen AGF-Versicherung und der Einstieg in die Vermögensverwaltung für Privatkunden den Beifall der Anteilseigner. 1999 ziehen allerdings "düstere Wolken" am Allianzhimmel auf, faßte ein Aktionär die Befürchtungen vieler Miteigner in Worte. Risiken werden in Bonner Steuerplänen und insbesonders in der künftigen Besteuerung von Lebensversicherungen gesehen. Das Management signalisierte indessen zumindest teilweise Entwarnung. Die Belastungen durch die Steuerreform betragen für die Allianz verteilt auf drei bis zehn Jahre rund 1,2 Mrd. DM, sagte Vorstand Helmut Perlet. Im Vorjahr hatten die Münchner 2,1 Mrd. DM an den deutschen Fiskus überwiesen. Insgesamt sei das heimische Steuerniveau "international verträglich" und Deutschland auf einem guten Weg, ein global konkurrenzfähiger Steuerstandort zu werden, so Perlet.

Bei Lebensversicherungen verspürt die Allianz dagegen große Kundenzurückhaltung. Der Versicherer geht davon aus, daß die Erträge erst ab Anfang oder Mitte Dezember abgeschlossener Lebensversicherungen versteuert werden müssen. Die konkreten Auswirkungen auf das Geschäft seien noch nicht zu beziffern. Die Steuerdiskussion sei allerdings ein Grund für den jüngsten Druck auf die Allianz-Aktie, meinte Schulte-Noelle. Mit zunehmenden Erfolgen im operativen Geschäft, werde aber auch diese Schwächephase des Papiers enden. Für neue Impulse sollen ein verstärkter Ausbau des Geschäfts mit Industrie-, Lebens- und Krankenversicherungen sowie der Vermögensverwaltung sorgen.

Regionaler Schwerpunkt ist Asien. So nutzt die Allianz derzeit die dort auslaufende Krise zu Zukäufen. In Südkorea verleiben sich die Münchner gerade den Lebensversicherer First Life ein. In Taiwan steht der Markteintritt mit Sach- und Lebensversicherungen unmittelbar bevor. In China schließlich werden seit Februar "mit ermutigenden Ergebnissen" ebenfalls Lebensversicherungen verkauft, betonte Schulte-Noelle. Insgesamt werde sich der Allianz-Umsatz in der Region Asien-Pazifik in laufenden Jahr auf über 2,4 Mrd. DM verzehnfachen.

In Europa sieht der Manager noch Nachholbedarf in den Niederlanden und Großbritannien. Auch in den USA will die Allianz expandieren und die dortige Life USA vollständig übernehmen. Die US-Gesellschaft ist auf Rentenversicherungen sowie Vermögensverwaltung spezialisiert. Nicht äußern wollte sich die Allianz dagegen zu Gerüchten, wonach sie an der Übernahme des US-Vermögensverwalters Pimco Advisors interessiert sei. Pimco, mit einem geschätzten Marktwert von fast zehn Mrd. DM, verwaltet ein Anlagevolumen von knapp 500 Mrd. DM. Die eigene Vermögensverwaltung mit einem Volumen von Ende 1998 rund 671 Mrd. DM möchte die Allianz 1999 aus eigener Kraft auf über 700 Mrd. DM ausbauen. Mit dieser Strategie will Schulte-Noelle im laufenden Jahr konzernweit eine etwa neunprozentige Umsatzsteigerung auf 98,5 Mrd. DM und ein um zehn bis zwölf Prozent verbessertes Ergebnis erreichen. 1998 betrug der Konzernjahresüberschuß 3,6 Mrd. DM. Die Eigenkapitalrendite im Konzern soll von 11,2 auf 15 Prozent steigen.

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