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Wirtschaft: Allianz verkauft Autopolicen im Internet Am Wochenende wurde die Online-Plattform „Allianz24“ freigeschaltet

Die Tarife liegen bis zu 30 Prozent unter dem Normaltarif

München - Mit einem günstigen Internet-Angebot in der Autoversicherung verschärft die Allianz erneut den Wettbewerb in der umkämpften Branche. Aber auch bei den Allianz-Vertretern stoßen die Pläne des Konzerns auf Unmut. Sie fürchten, dass ihnen künftig ein Teil ihres Geschäfts wegbricht.

An diesem Wochenende hat die Allianz ihre Online-Plattform „Allianz 24“ freigeschaltet und damit den Startschuss für den Verkauf von Autoversicherungen über das Internet gegeben. Der Konzern will seinen Kunden künftig anbieten, direkt und ohne Vertreter Autopolicen abschließen zu können. Die Tarife sind nach bestimmten Kundengruppen gestaffelt und liegen nach Schätzungen aus Versicherungskreisen um bis zu 30 Prozent unter dem Normaltarif. Kunden, die eine Kfz-Versicherung über „Allianz 24“ abschließen, müssen Vertragsänderungen und Schadensmeldungen selbst online erledigen. Der Service und die Unterstützung der Allianz-Vertreter stehen ihnen dabei nicht zur Verfügung.

„Wir wollen mit dem Internet-Angebot ganz neue Zielgruppen erschließen“, sagte der Pressesprecher der Allianz-Sachgruppe, Christian Weishuber, dem Tagesspiegel. Es handele sich vor allem um jüngere und sehr preissensible Kunden. Weishuber zufolge können die meisten Kunden mit der Internet-Versicherung viel Geld sparen. Die Prämienvorteile entstehen aus der Einsparung von Verwaltungs- und Vertriebskosten.

Details zu dem Angebot wollte Weishuber noch nicht nennen. „Wir sehen in dieser Form der Versicherung großes Potenzial“, sagte er. Bisher liege der Marktanteil der in Deutschland über das Internet abgeschlossenen Kfz-Versicherungen zwar erst bei zwei bis drei Prozent. Angesichts von 45 Millionen versicherter Autos und immer mehr internetaffinen Menschen sei die Tendenz aber steigend.

Die Konkurrenz beäugt den erneuten Vorstoß des größten europäischen Versicherers misstrauisch. „Damit läuten sie eine neue Runde im Preiskampf ein“, glaubt Holger Brendel von der Pressestelle der Huk Coburg. Das Angebot der Allianz müsse man „sehr ernst nehmen“. Brendel kündigte an, dass auch die Huk im November einen neuen Kfz-Tarif auf den Markt bringen werde, nannte aber keine Details.

Erst kürzlich hatte die Allianz einen günstigen Kompakttarif in der Autoversicherung eingeführt, um den Konkurrenten Marktanteile abzujagen. Die Allianz ist zwar im Segment Kfz-Versicherung Marktführer in Deutschland. Dafür ist die Huk Vorreiter bei der Internet-Versicherung. Mit ihrer Ende 2000 eingeführten Zweitmarke Huk 24 überschritt sie im ersten Halbjahr 2005 erstmals die Beitragsgrenze von 100 Millionen Euro. Die Zahl der versicherten Fahrzeuge wuchs im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 40 Prozent.

Auch die Kölner Axa hat einen deutlichen Vorsprung vor der Allianz. Bei den Kölnern kann man seit drei Jahren Kfz-Policen im Internet abschließen. „Was die Allianz jetzt anfängt, ist bei uns schon ein alter Hut“, sagte Axa-Sprecherin Sabine Friedrich. Die Axa setzt allerdings auf eine etwas andere Strategie, indem sie alle ihre Produkte über alle Vertriebswege anbietet. Bei der Internet-Versicherung gibt es keinen Preisunterschied zur regulären Kfz-Versicherung; im Schadensfall wird der Internet-Kunde – anders als bei dem neuen Allianz-Angebot – dafür von einem Axa-Vertreter betreut. Friedrich räumte aber ein, man müsse sich das Angebot der Allianz „sehr genau anschauen“.

Nicole Huss

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