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Wirtschaft: Allianz: Versicherer baut das Fondsgeschäft aus

Die Münchner Allianz steht erneut vor einem milliardenschweren Zukauf. Für mindestens 2,17 Milliarden Mark will der Versicherer den US-Vermögensverwalter Nicholas-Applegate übernehmen, sagte der für dieses Kerngeschäft zuständige Konzernvorstand Joachim Faber am Mittwoch in München.

Die Münchner Allianz steht erneut vor einem milliardenschweren Zukauf. Für mindestens 2,17 Milliarden Mark will der Versicherer den US-Vermögensverwalter Nicholas-Applegate übernehmen, sagte der für dieses Kerngeschäft zuständige Konzernvorstand Joachim Faber am Mittwoch in München. Entsprechende Verträge seien unterzeichnet. Der Kaufpreis könnte sich noch mehr als verdoppeln, falls der Neuerwerb in den nächsten fünf Jahren, wie zuletzt geschehen, ein durchschnittliches jährliches Ertragswachstum von 25 Prozent erreicht. In diesem Fall werden zusätzliche gut 2,41 Milliarden Mark fällig. Dazu kommen weitere leistungsbezogene Komponenten von 332 Millionen Mark. Der maximal mögliche Kaufpreis liegt somit bei knapp fünf Milliarden Mark. Als wahrscheinlich gilt eine Endsumme von knapp drei Milliarden Mark.

Der neuerliche Zukauf sei nach dem früheren Erwerb des US-Vermögensverwalters Pimco ein zweiter großer Schritt zum Ausbau der jüngsten Allianz-Kernsparte, kommentierte Faber. Nicholas-Applegate verwaltet knapp 100 Milliarden Mark und gilt als Experte für Geldanlagen in Form wachstumsorientierter Aktienfonds, speziell in aufstrebenen Märkten. Zusammen mit der auf festverzinsliche Wertpapiere spezialisierten und vor Jahresfrist für gut sechs Milliarden Mark erworbenen Pimco sowie der in traditionellen Aktienmärkten operierenden Oppenheimer Capital decke die Allianz nun alle Investmentstile ab, sagte Faber. In den USA seien keine weiteren Zukäufe geplant. Dagegen müsse die Sparte noch in Asien und Europa gestärkt werden.

In einem weiteren Schritt werde die Allianz nun für die neuen Fondsangebote auch passende Vertriebswege erschließen, sagte Faber. Dabei bekräftigte er das Interesse des Versicherers an der Deutsche Bank 24, weswegen man weiter im Gespräch mit dem Frankfurter Mutterhaus stehe. Schon heute verkaufe die Allianz rund 30 Prozent aller konzerneigenen Fonds über die Filialen von Partnerbanken. Derzeit werden sie in einem komplizierten regionalen Mix über die Schalter der Dresdner und Hypovereinsbank vertrieben. Die Finanzmärkte erwarten die Konzentration auf einen Bankpartner und in diesem Zusammenhang auch eine klare Zukunftsperspektive für die Dresdner Bank, an der die Allianz maßgeblich beteiligt ist. Der Konzern arbeite im Übrigen daran, seinen neuen Fonds per Internet und über Banken weitere Vertriebsschienen zu erschließen, sagte Faber und erneuerte ein Interesse an einer deutschen Publikumsfondsgesellschaft.

Vorerst steht für die Münchner aber ihr Neuerwerb Nicholas-Applegate im Fokus. Zusammen mit dem im kalifornischen San Diego ansässigen Unternehmen kommt die Allianz auf 1,47 Billionen Mark verwaltete Gelder und ist damit die Nummer sechs der globalen Kapitalanleger. Die Hälfte dieser Summe entfällt künftig auf fremdverwaltetes Vermögen, wogegen die Allianz noch vor Jahresfrist fast ausschließlich Versicherungsgelder an den Kapitalmärkten angelegt hatte. Speziell in Deutschland sei der Allianz-Marktanteil im Publikumsfondsgeschäft mit derzeit 1,5 Prozent noch stark ausbaubar, sagte Faber. Binnen sechs Monaten sollen die Aktienfonds der Kalifornier in heimische Allianz-Produkte einfließen, wobei die neue Tochter ihre Eigenständigkeit behalte. "Dies ist der perfekte Fit für beide Unternehmen," begrüßte auch der Gründer und Geschäftsführer des US-Konzerns, Arthur Nicholas, die Übernahme. Es hätten zwar höhere Kaufangebote vorgelegen. Die Allianz sei aber der richtige strategische Partner. Die Führungskräfte hätten sich im Rahmen des Deals vertraglich fest an das Unternehmen gebunden, was bei Zukäufen dieser Art als entscheidend gilt. Seit ihrer Einführung haben 34 von 35 Investmentprodukten der Kalifornier alle Vergleichsmaßstäbe übertroffen.

tmh

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